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How to be really bad (German Edition)

How to be really bad (German Edition)

Titel: How to be really bad (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich
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Kein Spruch. Ich lebe in der Hölle. Paps ist der Teufel. Der Boss. Und ständig nervt und nörgelt er. Er nennt es «Erziehung», ich nenne es «Einmischung in mein Privatleben».
Ich weiß nicht, wie ihr euch die Hölle vorstellt, aber wir leben im obersten Stockwerk eines riesigen Bürohochhauses im Geschäftsviertel, mitten in der Stadt. In welcher Stadt? Sorry, kann ich leider nicht preisgeben. Aber wir haben Zweigstellen in jeder Stadt. Auch in eurer. Um unser Penthouse herum verläuft eine Terrasse, die einen spektakulären Blick über die Stadt bietet. Mein Vater hatte den Standort der Hölle mitten in die Stadt verlegt. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist besser, das kulturelle Angebot attraktiver, die Einkaufsmöglichkeiten schier unendlich und – wir sind näher an unseren Kunden dran.
Die meisten unserer langjährigen Mitarbeiter wohnen und arbeiten hier im Haus. Unsere Firma hat sieben Abteilungen, für jede Todsünde eine. Unten gibt es einen Empfang, sehr schick, dort melden sich Interessenten an und werden dann in die jeweilige Abteilung geschickt. Da die Mitarbeiter meines Vaters äußerst geschult, geschickt und gerissen sind, werfen viele der Interessenten schon nach wenigen Besuchen ihre moralischen Bedenken – falls sie denn überhaupt welche hatten – über Bord und schließen mit uns einen Vertrag, der ihnen ein fabelhaftes Leben in Saus und Braus garantiert und ihre kühnsten Träume wahr werden lässt.
Wie immer hat so eine Sache natürlich einen Haken: Als Gegenleistung müssen sie etwas aufgeben. Und zwar die Liebe. Sie werden nicht lieben und werden nicht geliebt werden. Das scheint den meisten eine geringe und unbedeutende Gegenleistung zu sein; sie lassen sich darauf ein. Und – darauf legt mein Vater großen Wert – alles freiwillig. Denn so sagt er stets: «Wir sind ehrliche Leute. Wir haben Vorschriften und Regeln, an die wir uns halten.»
Die Regeln besagen, dass wir den freien Willen respektieren müssen. Wir dürfen nur verführen und locken. Die Leute müssen sich aus freien Stücken dazu entscheiden, zu uns zu kommen. Wir müssen die Schwachstellen der Leute finden und damit arbeiten: dem Hochmut, der Gier, dem Neid, dem Zorn, der Faulheit, der Wollust und der Völlerei. Den sieben Todsünden eben. Dafür braucht man Menschenkenntnis und Geduld. Wir sind nicht an schnellen Erfolgen interessiert, sondern an langfristigen.
Mir ist das alles ziemlich egal. Mein Leben ist prima. Ich habe und bekomme, was ich will, und tue, was ich will. Also, kein Interesse an einer Veränderung. Und schon gar nicht an den disziplinarischen Erziehungsmaßnahmen meines Vaters. Den Austausch kann er selbst machen, wenn er das so spannend findet.
    «Das ist kein Witz, Lilith, ich habe schon alles vorbereitet.»
    «Ach was, du hast eine Familie gefunden, die freudig die Tochter des Teufels beherbergt?»
    «Sie wissen nicht, wer du bist und woher du kommst.»
    «Sie werden es aber wissen wollen.»
    «Sie glauben, du kommst aus Nebraska.»
    «Nebraska? Wie dämlich ist das denn! Ich will nicht aus Nebraska sein. Ich will aus New York sein. Von mir aus auch aus London oder Paris.»
    «Nebraska kennt kaum jemand, und eventuelle Ungereimtheiten in deinem Benehmen kann man damit erklären, dass du eben aus Nebraska kommst.»
    «Moment mal, es ist piepe, ob Nebraska oder New York: Ich will nicht!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
    «Lilith! Herzlich willkommen!» Greta, meine Austauschpartnerin, kam aufgeregt auf mich zu und fiel mir um den Hals.
Mein Vater hatte sich durchgesetzt. Er fand, es sei an der Zeit, mal energisch durchzugreifen. Na toll. Er hätte mir ja Fernsehverbot geben können oder mein Taschengeld streichen, aber nein, es musste etwas Monumentales sein. Er dachte, wenn ich lerne, mich an die Regeln einer Gastfamilie zu halten, würde es mir leichter fallen, auch seine Regeln zu akzeptieren. Er hatte immer noch die Illusion, dass ich später mal die «Firma» übernehmen würde, und dafür, sagte er, sei es unerlässlich, dass ich endlich lerne, Anordnungen zu befolgen, Regeln zu akzeptieren und Verantwortung an den Tag zu legen.
Ich hatte überhaupt keine Lust auf diesen Austausch, aber rauskommen aus dem Ganzen würde ich sowieso nicht. Also entschied ich mich, das Beste draus zu machen. Hey – kann doch lustig werden. Menschen können sehr amüsant sein.
    Greta Birnstein trug ein buntes Strickkleid, und ihre langen roten Haare waren mit einem Zopfgummi gebändigt. Die
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