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How to be really bad (German Edition)

How to be really bad (German Edition)

Titel: How to be really bad (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich
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geflogen. Ist auch das erste Mal, dass wir in einem Flughafen sind.» Technisch gesehen waren sie noch nicht mal in dem Flughafen, wir standen ja nur davor. Aber diese Illusion wollte ich ihr nicht rauben.
    Wir liefen los. Und zwar zu einer Straßenbahnhaltestelle.
    «Wir fahren mit der Straßenbahn?», fragte ich und versuchte meine Verblüffung etwas zu zügeln. «Haben Sie kein Auto?»
    «Doch, aber nur für das Gemüse.»
    Für das Gemüse. So, so. Wächst es dort, oder wird es von Zeit zu Zeit zum Spaß durch die Gegend gefahren? Oder fährt es selbst? Und wer darf fahren? Nur große Kohlköpfe oder auch kleine Radieschen und Erbsen?
    «Wie kommen Sie denn ohne Auto irgendwohin?»
    «Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad. So leisten wir unseren Beitrag, die Umwelt sauber zu halten.»
    «Aha», sagte ich, weil ich keine Ahnung hatte, was man normalerweise dazu sagt: «Herzlichen Glückwunsch» oder «Vielen Dank»?
    Die Straßenbahn kam, wir stiegen ein.
    Ich sah Greta an und deutete auf ihr Outfit. «Schickes Kleid», sagte ich, ohne es zu meinen.
    «Selbstgestrickt», nickte Greta.
    «Du?»
    «Nein, meine Mutter. Wenn du willst, kann sie dir auch so ein Kleid stricken.»
    «Nein danke.» Der enttäuschte Blick veranlasste mich hinzuzufügen: «Ich will keine Umstände machen.»
    «Och, das macht mir keine Umstände. Ich tue es gern», versicherte Frau Birnstein. «Das geht ruck, zuck. So ein Kleid hab ich in zwei Tagen gestrickt.»
    Meine Güte, bloß nicht, in so einem Teil würde ich aussehen wie ein Sofa mit Schonbezug.
    «Auf keinen Fall. Um auf das Gemüse zurückzukommen», wechselte ich das Thema. «Wieso braucht das Gemüse ein Auto?»
    Bereitwillig gab sie Auskunft. Also: Das Gemüse fuhr tatsächlich nicht selbst, es wurde gefahren. Und zwar von ihrem Mann. Zum Markt. In einem kleinen Lieferwagen. Herr Birnstein betrieb nämlich seit zwanzig Jahren einen Gemüsestand auf dem Markt, der ihn nicht reich, aber ziemlich glücklich machte.
    «Das Gemüse baut er selbst an. Mein Mann liebt Obst und Gemüse. Es ist seine Leidenschaft.»
    Die Straßenbahn hielt an.
    «Hier müssen wir umsteigen», sagte Frau Birnstein.
    Und dann ging es weiter mit dem Bus. Und dann mussten wir noch laufen. Vorbei an sehr netten Einfamilienhäusern, an einer modernen Reihenhaussiedlung, an einfachen Mietshäusern. Hm. Ich bekam leichte Panikattacken, dass Familie «Wir-stricken-selbst» sich womöglich auch ihr eigenes Häuschen gestrickt hätte.
    So ähnlich war es dann auch. Ganz am Ende der Straße stand ein altes Bauernhaus. Ein breites, langgezogenes Gebäude mit Fachwerk und reetgedecktem Dach. Das hier war also jetzt mein neues Zuhause. Nun gut.
    «Wir haben das Haus von meinen Großeltern geerbt. Es hat einen riesengroßen Garten. Ständig bekommen wir Angebote von Baufirmen, die uns das Grundstück abkaufen und eine weitere Reihenhaussiedlung hier bauen wollen.»
    «Die bieten Ihnen doch bestimmt eine Menge Geld dafür.»
    «Oh ja, sehr viel Geld. Aber was sollen wir denn mit dem Geld anfangen?»
    War die Frage ernst gemeint?
    «Na ja, wenn es wirklich so viel Geld ist, dann müssen Sie doch nicht mehr arbeiten», sagte ich.
    «Und dann?»
    «Wie und dann?»
    «Was sollen wir denn dann machen?»
    «Das Leben genießen.»
    «Oh, das tun wir doch schon.»
    Ach so.
    Frau Birnstein öffnete die Haustür, wir traten ein. Das Haus war wirklich sehr alt, etwas windschief, aber liebevoll und gemütlich hergerichtet. Es strahlte gute Laune aus. Auf der linken Seite befand sich die große Wohnküche mit gemütlichem Esstisch und Blick in den Garten, auf der rechten Seite war so etwas wie ein Wohnzimmer mit zwei gegenüberstehenden alten Sofas, ein richtig altes mit rotem Plüsch bezogen, das andere hatte ein buntes Blumenmuster. Zwischen den Sofas standen zwei kleine Tische, die offensichtlich aus alten Kisten gezimmert waren. Hatte was. An den Wänden waren Bücher aufgestapelt, überall standen Topfpflanzen, winzig kleine und extrem große, wobei ich nicht ganz sicher war, ob alles wirklich in einen Topf gehörte, denn viele der Pflanzen sahen etwas merkwürdig aus. Aber ich hatte mich bislang nur sehr wenig mit der heimischen Fauna und Flora beschäftigt. Der Blick aus den kleinen Wohnzimmerfenstern ging auf eine Baumreihe, die das Grundstück begrenzte. Alles war offen, es gab keine Türen und Wände zwischen Küche und Wohnzimmer.
    Geradeaus den Flur entlang kam man zu den Zimmern, die Türen und Wände
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