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How to be really bad (German Edition)

How to be really bad (German Edition)

Titel: How to be really bad (German Edition)
Autoren: Hortense Ullrich
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verließ ich das Restaurant. Ich wollte nur weg. Ganz weit, ganz schnell, bevor Sam zurückkam. Und ich musste so dringend wie noch nie mit meinem Vater reden. Handy war nicht, also lief ich die Fußgängerzone entlang und sah mich nach allen möglichen Gegenständen mit Schriftzügen um. Ich lief zu einer Plakatwand und rief: «Paps! Bitte melde dich! Wir müssen reden!»
    Ich suchte hektisch mit den Augen alles ab, aber nichts veränderte sich.
    In einem Reisebüro liefen über ein Leuchtschriftband die aktuellen Sonderangebote.
    «Paps! Ich weiß, ich hab Mist gebaut!»
    Nichts, keine Reaktion. «Mallorca 299 Euro – Gran Canaria 499 Euro – Florida 699 Euro», lief in Endlosschleife über die Anzeige.
    Aus einem Papierkorb ragte ein altes Kreuzworträtselheft heraus. Ich lief hin, zog es heraus und flüsterte: «Paps! Wir haben ein Problem. Ein Megaproblem!»
    «Was tust du denn da, Lilith?»
    Ich fuhr erschrocken herum. Greta stand vor mir und sah mich sehr beunruhigt an.
    «Hast du Wolle dabei?», fragte ich panisch.
    «Ähm, ich glaube nicht.»
    «Guck in deiner Tasche nach.»
    Greta förderte ein winziges Nähseidenröllchen zutage. Ich nahm es ihr aus der Hand, rollte den Faden so lang wie möglich ab, ließ ihn auf den Boden gleiten, legte das Röllchen daneben, falls es ein längeres Gespräch werden würde, und stellte mich davor.
    Greta sah mich entsetzt an. «Lilith, alles okay?»
    «Das hat schon mal funktioniert», rief ich, um sie zu beruhigen.
    Fehlanzeige. War mir aber egal.
    «Paps, es tut mir so leid. Bitte sprich mit mir!»
    Der Faden lag bewegungslos auf dem Boden.
    «Vielleicht muss es ja Wolle sein!», jammerte ich.
    Greta nahm das Nähseidenröllchen und rollte den Faden wieder auf. Ich wollte nicht wissen, was ihr in dem Moment durch den Kopf ging.
    Ich schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen und jammerte.
    «Beruhige dich doch. Was ist bloß los, Lilith?»
    Ich sah Greta eine Weile an, dann hatte ich eine Entscheidung getroffen.
    «Hör zu, Greta, ich sage dir jetzt etwas, was ich dir nicht sagen darf. Aber ich muss mit jemandem darüber reden. Alles ist furchtbar kompliziert, und ich weiß mir keinen Rat mehr.»
    «Ist es wegen Sam?»
    «Ja und nein.» Dann schwieg ich.
    «Lass uns nach Hause gehen. Du kannst mir unterwegs alles erzählen.»
    «Was machst du überhaupt hier?»
    Greta hob einen Stoffbeutel in die Höhe. «Ich sollte ein Strickheft mit Anleitungen für meine Mutter kaufen. Sie meinte, jetzt, wo du so viel Freude an deinem Strickkleid hast, will sie dir noch mehr Kleider stricken.»
    Ich jaulte auf. Hatte sich denn die ganze Welt gegen mich verschworen?!
    «Ich hab meiner Mutter gesagt, dass wir beide heute Abend zu einer Lesung in die Bibliothek gehen. War das gut?»
    Sie wollte mir mit dieser Mitteilung wohl eine Freude machen. Hätte sie auch. Unter normalen Umständen. Ich bemühte mich, so begeistert wie möglich zu sagen: «Ja. Ganz toll. Ich bin stolz auf dich.»
    «Ich hab’s aber nicht gern getan, sondern nur wegen dir. Und jetzt sag mir doch bitte, was los ist, was du niemandem sagen darfst.»
    «Nein, vergiss es. Es ist nichts. Ich bin bloß wieder irgendwie … grippig.»
    «Nebraska-Grippe?»
    «Ja, genau die.»
    Puh, das war knapp. Meine Güte! Hatte ich den Verstand verloren? Um ein Haar hätte ich Greta alles erzählt!
    Meine Nebraska-Grippe benutzte ich dann auch, um Greta mitzuteilen, dass ich abends nicht mitkommen würde. Es hatte alle meine Überzeugungskraft gekostet, bis ich sie so weit hatte, alleine ins H2B zu gehen. Sie tat es nur mir zuliebe. Ich gab ihr noch den Tipp, ihr Strickkleid gegen normale Kleidung einzutauschen. Ein wenig bewunderte ich sie, wie sie es all die Jahre durchgehalten hatte, mit diesen Strickkleidern rumzulaufen.

    Sam rief an diesem Abend mindestens zwanzigmal an, ich ging nicht an mein Handy.
    Mein Vater meldete sich nicht mehr.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 15
    Am nächsten Tag ließen meine Verzweiflung und meine Panik etwas nach. Ich war auch wieder zu anderen Gedanken als nur «Wieso ich? Wieso passiert mir das?» fähig und dachte noch mal gründlich nach.
    Hatte ich überreagiert?
    Vielleicht hatte Paps’ Warnung ja nichts mit Sam und mir zu tun, sondern mit meiner Bestellung. Vielleicht war ja bloß was mit dem Huhn süßsauer nicht in Ordnung? Und da lauerte die Gefahr? Blödsinn.
    Arno! Ihn hatte ich völlig vergessen!
    Mein Vater hatte ja eindeutig gesagt: Ich soll mich vor Asmodis Sohn hüten. Es
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