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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt
Autoren: P.C. Cast
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zunehmend beschädigt. »Konzentration!«, ermahnte er sich. »Es wird Zeit, dass ich Vater finde.« Noch war er alles andere als gesund, aber sein Geist war trotz der Mattigkeit klarer als bisher nach seinem Fall. Er musste in der Lage sein, wenigstens eine Spur seines Vaters zu erspüren. Mochten auch noch so viel Zeit und Raum zwischen ihnen liegen, sie waren durch Blut und Geist und vor allem durch das Geschenk der Unsterblichkeit, Rephaims Geburtsrecht, miteinander verbunden.
    Er blickte zum Himmel auf und dachte an die Aufwinde, in denen er so heimisch war. Mit einem tiefen Atemzug hob er den unverletzten Arm und streckte die Hand nach den flüchtigen Strömungen und Schatten dunkler anderweltlicher Magie aus, die träge dort oben wallten. »Lasst mich etwas von ihm spüren!«, richtete er flehend seine Bitte an die Nacht.
    Einen Augenblick lang glaubte er, weit, weit im Osten das Flackern eines Echos zu verspüren. Dann legte sich wieder die Mattigkeit über ihn. Frustriert und ungewohnt erschöpft, ließ er den Arm sinken. »Warum kann ich dich nicht spüren, Vater?«
    Ungewohnte Mattigkeit …
    »Bei allen Göttern!« Plötzlich begriff Rephaim, was ihm die Kraft geraubt und ihn als erbärmlichen Schatten seiner selbst zurückgelassen hatte. Und er wusste, weshalb er nicht spüren konnte, wohin sein Vater entschwunden war. »Das war sie.« Hart klang seine Stimme, und seine Augen loderten scharlachrot.
    Sicher, er war schwer verwundet worden, aber er war der Sohn eines Unsterblichen. Schon längst hätte der Heilungsprozess beginnen müssen. Zweimal hatte er geschlafen, seit der Krieger ihn vom Himmel geschossen hatte. Sein Geist war wieder licht. Auch seinen Körper hätte der Schlaf beleben müssen. Selbst wenn, wie er befürchtete, sein Flügel dauerhaft geschädigt war, hätten seine übrigen Wunden merkliche Fortschritte machen müssen. Er hätte längst wieder zu Kräften gekommen sein müssen.
    Aber die Rote hatte sein Blut getrunken,
hatte ihm eine Prägung auferlegt
. Und dies hatte das Gleichgewicht unsterblicher Kraft in ihm geschädigt.
    In seine Frustration mischte sich Wut.
    Sie hatte ihn nur benutzt und dann verlassen.
    Genau wie Vater.
    »Nein!«, widersprach er sofort. Sein Vater war von der Jungvampyr-Hohepriesterin vertrieben worden. Sobald er konnte, würde er zurückkehren, und dann würde Rephaim ihm wieder zur Seite stehen. Die Rote aber hatte ihn nur benutzt und dann achtlos weggeworfen.
    Warum löste der bloße Gedanke daran einen solch sonderbaren Schmerz in ihm aus? Er schob das Gefühl weg und hob den Blick in den vertrauten Himmel. Er hatte diese Prägung nicht gewollt. Er hatte Stevie Rae allein deshalb gerettet, weil er ihr ein Leben schuldete und nur zu gut wusste, dass in einer unbezahlten Lebensschuld eine Macht lag, die eine der größten Gefahren dieser wie auch der nächsten Welt darstellte.
    Nun, sie hatte ihn gerettet – ihn gefunden, versteckt und dann ziehen lassen – doch auf dem Dach des Bahnhofs hatte er ihr die Schuld zurückgezahlt, indem er sie vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Sie waren quitt. Rephaim war kein schwacher Menschenmann, sondern der Sohn eines Unsterblichen. Es bestand kaum ein Zweifel, dass er diese Prägung – diese lächerliche Nebenwirkung dessen, dass er Stevie Rae das Leben gerettet hatte – brechen konnte. Er würde all seine verbliebene Kraft dazu aufwenden, sie fortzuwünschen. Und dann würde er wahrhaft anfangen können zu heilen.
    Wieder ließ er die Nacht in sich einströmen. Ohne sich um die Mattigkeit seines Körpers zu kümmern, richtete Rephaim all seine Willenskraft auf sein Ziel.
    »Wie es mein angestammtes Recht ist, rufe ich die Geistesmacht der uralten Unsterblichen zu mir, um zu brechen, was –«
    Wie eine Flutwelle schlugen Entsetzen und Verzweiflung über ihm zusammen. Rephaim taumelte rücklings gegen das Balkongeländer. Überwältigende Traurigkeit drang mit solcher Gewalt in jede Faser seines Körpers, dass er in die Knie brach. So verharrte er, keuchend vor Schmerz und Grauen.
    Was geschieht mit mir?
    Dann breitete sich eine seltsam fremde Angst in ihm aus, und Rephaim begann zu verstehen.
    »Das sind nicht meine Gefühle«, redete er sich zu, während er versuchte, in dem Strudel der Verzweiflung die Orientierung wiederzufinden. »Sondern
ihre

    Im Gefolge der Angst überrollte ihn Mutlosigkeit. Mit einem scharfen Atemzug versuchte er, sich gegen den steten Ansturm zu wappnen, versuchte Stevie Raes
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