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House of God

House of God

Titel: House of God
Autoren: Samuel Shem
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abgeluchst, als der auf Urlaub in Florida weilte, und war mit der raschen Einführung der Computertechnologie, die seine Praxis vollkommen automatisierte, der reichste der reichen
House Privates
geworden. Als niedergelassener Gastroenterologe mit eigener Röntgenabteilung bediente er die wohlhabendsten Därme der Stadt. Er war der bevorzugte Arzt der Familie Zock, deren Zock-Flügel-Preßluftbohrer unsere Stethoskope nutzlos machten. Gepflegt, glitzernd vor Brillanten und im eleganten Anzug, wußte er, mit Menschen umzugehen und hatte uns in wenigen Sekunden in der Hand:
    »Jeder
Intern
macht Fehler. Das Wichtigste ist, weder denselben Fehler zweimal zu machen, noch ein ganzes Bündel von Fehlern auf einmal. Während meines
Internships
hier im
House of God
starb einem Kollegen, der ehrgeizig dem akademischen Erfolg nachjagte, ein Patient, und die Familie verweigerte die Erlaubnis zur Obduktion. Mitten in der Nacht schob dieser
Intern
die Leiche in die Leichenhalle hinunter und machte heimlich eine Autopsie. Er wurde erwischt und streng bestraft, indem man ihn in den tiefen Süden schickte, wo er bis zum heutigen Tag in der Versenkung arbeitet. Also, denken Sie daran: Lassen Sie nicht zu, daß Ihre Begeisterung für die Medizin Ihrer Menschlichkeit in den Weg tritt. Es kann ein großartiges Jahr werden. Mir hat es den Start für das ermöglicht, was ich heute bin und was ich heute habe. Ich freue mich darauf, mit Ihnen allen zusammenzuarbeiten. Viel Glück, Jungs, viel Glück.«
    Bei meiner Aversion gegenüber Leichen hätte er mich nicht warnen müssen. Andere dachten anders darüber. Hooper zum Beispiel, ein hyperaktiver
Intern,
der auf der BMS in meiner Klasse gewesen war, schien bei der Vorstellung, selbständig eine Autopsie vorzunehmen, geradezu abzuheben. Seine Augen leuchteten, er schaukelte erregt auf seinem Stuhl hin und her. Nun ja, dachte ich, was einen so anmacht …
    Nach den üblichen humanitären Erklärungen kamen die Computer zu ihrem Recht, und der Fisch teilte unsere Arbeitspläne für das Jahr aus. Ein vollbusiges Mädchen erhob sich, um uns durch das Papierlabyrinth zu leiten. Sie sagte: »Das größte Problem, das Sie während Ihres
Intern
-Jahres haben werden, ist das Parken.«
    Nachdem sie mehrere komplizierte Pläne der Parkplätze vom
House of God
erläutert hatte, gab sie Parkmarken aus und sagte: »Denken Sie daran, wir schleppen ab, und wir tun es gern. Während der Zock-Flügel hochgezogen wird, kleben Sie ihre Marke besser innen an die Windschutzscheibe. In den letzten Monaten haben die Bauarbeiter alle Marken abgerissen, die sie kriegen konnten. Und wenn Sie vorhaben, mit dem Fahrrad zu kommen, vergessen Sie’s. Jede Nacht ziehen hier Jugendbanden mit Bolzenschneidern durch. Kein Rad ist vor ihnen sicher. Und jetzt füllen wir unsere Computerformulare aus, damit wir unser Geld kriegen. Sie haben doch alle Ihre Nr.- 2 -Bleistifte mitgebracht, nicht wahr?«
    Verdammt. Ich hatte sie vergessen. Solange ich lebe, habe ich versucht, daran zu denken, diese Nr.- 2 -Stifte mitzubringen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals daran gedacht zu haben. Aber irgendeiner hat sie immer dabei. Ich füllte die Formulare aus.
    Der Fisch beendete die Veranstaltung mit der Vermutung:
    »Sie möchten jetzt bestimmt auf die Stationen gehen, um Ihre Patienten schon einmal kennenzulernen.«
    Obwohl es mir dabei kalt über den Rücken lief, da ich immer noch alles verleugnen wollte, verließ ich mit den anderen den Saal. Ich blieb etwas zurück und fand mich schließlich im vierten Stock in einem langen Flur wieder. In etwa zehn Metern Entfernung standen zwei Rollstühle, in denen zwei Patienten saßen. Eine Frau mit hellgelber Hautfarbe, Zeichen einer schweren Lebererkrankung, hing mit offenem Mund im Neonlicht, die Beine weit gespreizt, die Knöchel geschwollen und die Wangen eingefallen. In ihrem Haar steckte ein Reif. Neben ihr saß ein klappriger alter Mann mit einem wilden Strohdach von Haar über dem geäderten Schädel. Er schrie immer und immer wieder:
    »He Doktor warten Sie he Doktor …«
    Eine Infusionsflasche ließ gelbes Zeug in seinen Arm fließen und ein Dauerkatheter ließ gelbes Zeug aus der zinnoberroten Spitze seines Schwanzes herausfließen, der wie eine Hausschlange auf seinem Schenkel lag. Die Karawane der neuen
Interns
mußte sich einer nach dem anderen an diesen beiden Verlorenen vorbeischieben. Als ich bei ihnen ankam, hatte sich ein Verkehrsstau gebildet. Ich mußte stehenbleiben
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