Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
da ja schon längst.
Und in Albbruck wollen die Finnen die Papierfabrik schließen. Das gibt viele
Arbeitslose.«
    »Aber Erdbeben gibt es hier am Rheingraben auch. Immer mal wieder«,
wandte Iris ein.
    »Ach was. Doch nicht solche wie das Beben in Japan. Das ist nichts
als Panikmache«, befand Tanja.
    Elena nickte energisch. »Und diese Atdorf-Gegner sind alle bloß
Querulanten, Zugezogene, die gar nicht vom Hotzenwald oder aus Bad Säckingen
stammen.«
    »Letztes Wochenende war übrigens schon wieder eine Versammlung der
Atdorf-Gegner im Bad Säckinger Pfarrsaal«, meinte Tanja spitz. »Ich finde es
unmöglich, dass sich da jetzt auch noch der Pfarrer einmischt. Die Kirche
sollte neutral sein. Selbst die evangelische.«
    Iris sperrte die Ohren weit auf. Vielleicht erfuhr sie etwas, was
ihr bei der Suche nach dem Wächter weiterhalf.
    Doch ihre Hoffnungen wurden unversehens zunichtegemacht.
    »Ach wie schön, es ist doch immer wieder angenehm, so charmante
Damen anzutreffen. Hallo, Linda«, sagte eine Männerstimme vom Eingang der
Buchhandlung her.
    Iris konnte ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken. Oh nein, nicht
Trautmann! Sein Anblick versetzte ihr einen Stich, gefolgt vom dumpfen Gefühl
des Verlustes. Wie immer, wenn sie ihm unvermutet begegnete. Gleich darauf
setzte ihr Verstand wieder ein und erklärte ihr zum tausendsten Mal, dass der
Schwarm ihrer Jungmädchenträume längst zum Mann ihrer Alpträume geworden war.
Zumindest solange sie sich nicht sicher sein konnte, dass er kein Mörder war. Der Verdacht nagte nun seit
ihren Ermittlungen zum Tod seines Stiefvaters an ihr. Der Fall galt offiziell
als geklärt, alle Schuldigen waren gefunden. Wirklich alle?
    Trautmann stupste mit dem Finger gegen das Brillengestell, das ihm
immer wieder auf die Nasenspitze rutschte. Diese Geste gehörte ebenso zu ihm
wie die immer höher werdende Stirn und sein deutlich nach vorne gewölbter
Bauch.
    Iris’ Handy klingelte. Sie warf den Damen einen entschuldigenden
Blick zu. Martin Felix war dran, ihr Assistent – nein, wohl eher ihr
ehemaliger Assistent. Er klang aufgeregt.
    »Wir haben eine Bombe gefunden. Ganz in Ihrer Nähe! Wir treffen uns
gleich am vereinbarten Ort.«
    Sie schaute in die Runde, niemand beachtete sie. »Wo genau habt ihr
sie gefunden?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn wir uns sehen. Wann können Sie da sein?«
    »In etwa dreißig Minuten?«
    »Gut.«
    Iris steckte das Handy wieder weg. Sie versuchte möglichst
unauffällig, Lindas Aufmerksamkeit zu erregen. Doch die Buchhändlerin hatte
keine Augen für sie. Sie strahlte Trautmann an. »Ah, Max, unser Dichter! Gibt
es neue Haikus? Und einen neuen Westernroman? Die Leute fragen schon danach. Du
bist in Laufenburg inzwischen eine richtige Berühmtheit. Wo hast du gesteckt?«
    Max Trautmann bekam die nur für besonders gern gesehene Gäste bestimmte
doppelte Ration Küsschen: dreimal auf die Wange, links, rechts, links. Und dann
noch einmal von vorn. So direkt an der Schweizer Grenze herrschten bezüglich
der Begrüßungsküsse eidgenössische Sitten. Von wegen nur zweimal wie
andernorts, hier betrug die vorgesehene Summe der Küsschen nicht weniger als
drei. Trautmann wurde bei dieser Begrüßung etwas durch- geschüttelt und musste
seine Brille mit dem Zeigefinger erneut in die richtige Position schieben. Er
trug mal wieder einen dieser furchtbaren Karopullunder Marke Olaf Schubert. Er
schien den Kleiderschrank voll davon zu haben. Auf diesem prangten die Karos
vor einem grünen Hintergrund. Für einen Dichter hatte er bemerkenswert wenig
Phantasie, was seine Kleidung anbetraf.
    Iris war die ständige Küsserei unangenehm, außerdem war sie genervt.
Musste der Mann ausgerechnet jetzt auftauchen? Der Zeitpunkt hätte nicht
unpassender sein können. »Was machen Sie denn
hier?«, fragte sie ungehalten.
    »Auch ich kann Zeitung lesen und könnte somit Erkenntnisse zur Unterhaltung
beitragen«, erwiderte Trautmann seelenruhig. »Außerdem haben wir einen Fall.
Und da hat sich etwas Neues ergeben.«
    »Ach, einen Fall? Wie in-te-res-sant «,
meldete sich Elena zu Wort.
    »Ja, gnädige Frau.« Trautmann lächelte sie an.
    Fehlt nicht mehr viel, und sie beginnt zu schnurren, dachte Iris.
Innerlich trat sie von einem Fuß auf den anderen. Doch die anderen beachteten
sie überhaupt nicht mehr. Max Trautmann konnte sehr charmant sein. Auch wenn er
ziemlich korpulent war und seine verbliebenen Haare dünn, er wirkte auf Frauen.
Wer sollte das besser wissen als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher