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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen
Autoren: Evelyn Sanders
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Tinchen in die Arme, die die Tasche mit Ullas Sachen aus dem Auto geholt und Tobias damit losgeschickt hatte. »Ruf sofort an, wenn du was weißt!« Ihren Enkel sah sie nur schweigend an und deutete mit dem Finger zur Treppe. »Stiefel aus, und dann Marsch nach oben, umziehen!«
    »Warum denn?« plärrte der. »Wenn ich draußen spiele, werde ich ja doch wieder schmutzig.«
    »Hast recht«, meinte sie nach kurzem Überlegen, »wenn das hier so weitergeht, brauchen wir sowieso bald den Kammerjäger.«
    Als kurz vor zwei Uhr Björn aus der Schule kam, stand Tinchen in der wieder trockenen Küche am wieder sauberen Herd und kochte Grießbrei. »Solltest du auf ein Mittagessen spekulieren, dann hast du schlechte Karten. Ich kann dir höchstens eine akademische Lasagne anbieten, das Zeug hier ist für heute abend.«
    »Was ist denn eine akademische Lasagne?«
    »Von Doktor Oetker tiefgefroren!« Und dann sprudelte es aus ihr heraus, angefangen bei dem gestörten Frühstück und endend mit dem unfreiwilligen Großputz. »Eine geschlagene Stunde habe ich gebraucht, bis es hier nicht mehr ausgesehen hat wie auf 'm Bahnhofsklo. Zum Kochen bin ich natürlich nicht mehr gekommen.«
    »Das dürfte momentan das geringste Problem sein«, sagte Björn, holte einen Teelöffel und fuhr damit in den blubbernden Grießbrei, »die Hälfte aller Amerikaner ernährt sich überwiegend von Fastfond und hat trotzdem bis heute überlebt, also werden wir das wohl auch ein paar Tage durchziehen können. Oder wie lange dauert so ein Blinddarm?« Er steckte den Löffel in den Mund. »Hm, schmeckt Oberprima!«
    »Meinst du das im Ernst? Willst du was haben?«
    Und ob er wollte! Danach schaltete er die Espressomaschine ein, holte alles zusammen, was er brauchte, und setzte Tinchen einen Cappuccino vor, bei dem bis zum Amaretto-Keks auf dem Tellerrand alles stimmte. Für sich selber braute er eine alkoholfreie Mischung aus vier verschiedenen Getränken zusammen, bei deren Anblick Tinchen schon wieder Magenschmerzen bekam. »So, jetzt werden wir mal gemeinsam überlegen, wie wir den Streß hier gleichmäßig verteilen.« Er nahm sein Glas und schwang sich auf den Rand vom Spülbecken. »Die Kiddies werden dich zwar vormittags nerven, aber da ist ja Onkel Florian zu Hause, also hast du Hilfe. Die Nachmittagsschicht übernehme ich. Inzwischen traue ich mir sogar zu, die beiden ins Bett zu bringen. Und was das Einkaufen betrifft, so …«
    »Kleine Zwischenfrage, Björn: Hast du die Schule vergessen? Wann willst du Hausaufgaben machen? Nachts?«
    Er lächelte nur. »Gar nicht!« und als er ihren fragenden Blick sah: »In zwei Wochen gibt's Ferien, die Zeugniskonferenzen sind vorbei, die Noten stehen fest, weshalb jetzt noch unnötig anstrengen? Die Pauker haben doch selber keine Lust mehr. Meinst du wirklich, da kontrolliert noch einer Hausaufgaben? Übermorgen ist Wandertag, davor kann ich mich drücken, hab sowieso keinen Bock auf diese blöde Burgruine, eine sieht doch aus wie die andere … nee, Tante Tina, die Schule ist für dieses Jahr gelaufen!«
    Sie zog seinen Kopf zu sich herüber und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Du bist ein netter Kerl, Björn, und ich werde bestimmt auf deine Hilfe zurückgreifen, aber so schlimm, wie du es offenbar befürchtest, wird es schon nicht werden. Ich habe die beiden Krabben ja nicht zum erstenmal in Kost und Logis.« Dann fiel ihr aber doch etwas ein: »Wenn du unbedingt was tun willst, dann könntest du mir ein paar Sachen aus dem Supermarkt holen, Himbeersaft, Nutella, Cornflakes …
    In diesem Augenblick bolzte es an der Haustür, und als Björn öffnete, stand ein heulender Dreckspatz vor ihm. »Was ist denn los?«
    »Gaaar nix«, schniefte Tim, »ich hab bloß keine Lust mehr.«
    »Das glaube ich dir nicht«, widersprach Björn, denn auf dem seit einigen Wochen als ›Spielstraße‹ ausgewiesenen Fahrdamm tobten eine Menge Kinder herum, von denen Tim die meisten kannte. »Gab's Zoff?«
    Ein Weilchen druckste er noch herum, bevor er mit der Sprache herausrückte. »Würdest du mit wem Fußball spielen, der dich immer mit den Händen wegschubst?«
    »Nein«, sagte Björn sofort.
    »Siehste, Marvin auch nicht.« Hoffnungsvoll sah er sein Gegenüber an. »Spielst du mit mir?«
    »Was denn?« Und prompt kam das, womit er schon gerechnet hatte: »Mario«.
    »Da müssen wir aber erst die Omi fragen.«
    »Wieso? Ich denke, das gehört dir?«
    »Das Spiel ja, aber nicht der Fernseher«, sagte Björn,
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