Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror-Hochzeit

Horror-Hochzeit

Titel: Horror-Hochzeit
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
brannten immer.
    Am Abend hatte der große Kamin eine wohlige Wärme verbreitet. Die letzten Holzstücke glühten noch, und in der Luft hing der Geruch von kaltem Rauch.
    Die Braut ließ auch die restlichen Stufen hinter sich und betrat die Halle. Auch hier schritt sie über kostbare Teppiche, und sie sah Möbel, um die sie so mancher Museumsdirektor beneidet hätte. Der große Tisch mit seinen hochlehnigen Stühlen stammte noch aus der Ritterzeit. In seiner Mitte stand eine große Schale mit Obst.
    Für Lucienne waren die Einrichtungsgegenstände alle tot. Sie besaß keine Beziehung dazu, deshalb suchte sie auch so krampfhaft nach einem lebenden Wesen.
    Außer ihr befand sich niemand in der Halle. Die davon abzweigenden Türen waren ebenfalls verschlossen.
    Lucienne schritt weiter.
    Ihr Gesicht war angespannt. Die hellen Augen hatten einen lauernden Ausdruck bekommen, ihr Mund bildete einen schmalen Strich. Es kam niemand.
    Und doch war jemand in der Halle gewesen.
    Sie erreichte jetzt die Stelle, die sie auch von oben gesehen hatte. Es war der große Ausschnitt vor dem Kamin. An dieser Stelle lagen keinerlei Teppiche. Hier blieb sie stehen. Ihr Blick glitt nicht nur nach vorn, auch zu Boden senkte sie ihn und entdeckte plötzlich einen dunklen Fleck. Er war so groß wie eine Hand, und als sie genauer hinschaute, stellte sie fest, daß sich zu diesem Fleck noch einige andere gesellten Kleinere. Sie waren beim Aufprall ab-und weggespritzt.
    Lucienne erinnerte sich daran, daß der Fleck am Abend noch nicht auf dem Boden gewesen war. Deshalb wurde er plötzlich für sie so interessant.
    Sie bückte sich, streckte den Arm aus und tunkte die Fingerspitze in die Flüssigkeit.
    Das Zeug war nicht kalt, eher warm, und als sie den Finger zurückzog wobei sie die Spitze betrachtete, stellte sie trotz der relativ schlechten Beleuchtung fest, daß eine bestimmte Flüssigkeit an der Haut klebte. Blut!
    Lucienne wunderte sich darüber, daß sie nicht aufschrie. Sie konnte eigentlich kein Blut sehen. Man hatte sie früher immer vor solchen Sachen bewahrt, nun entdeckte sie sogar das Blut auf dem Boden des Schlosses, in das sie einziehen sollte. Sie schüttelte sich. Dabei suchte sie nach einem Tuch oder Lappen, woran sie ihren Finger abstreifen und reinigen konnte. Sie fand keinen und schlenkerte den Tropfen von der Hand. Zurück blieb ein Rest. Im selben Augenblick hörte sie etwas. Hinter ihrem Rücken waren leise Schritte aufgeklungen.
    Sofort dachte sie an den Bluthund. Ihr Mund öffnete sich, sie fuhr herum - und erschrak bis ins Mark. Vor ihr stand jemand!
    ***
    Mit einem Bluthund oder einem ähnlichen Tier hatte sie gerechnet, aber nicht mit einem Menschen. Dazu noch mit einer Frau. Es war Rosa!
    Lucienne kam sich vor wie ein Ballon, aus dem allmählich die Luft entwich. Es war das Gefühl der grenzenlosen Erleichterung, das sie nach dieser Spannung überkam. Sie schüttelte den Kopf, und zum erstenmal drangen auch geflüsterte Worte über ihre Lippen, wobei sie in ihre Muttersprache verfiel.
    »Mon Dieu, mon Dieu, haben Sie mich erschreckt, Rosa!«
    »So? Hatten Sie ein schlechtes Gewissen, Miß?« Rosa sagte immer Miß, und dies noch sehr respektlos.
    Lucienne hob den Blick »Nein weshalb sollte ich das denn?«
    »Weil Sie hier in der Nacht noch durch das Schloß streifen wie ein Gespenst.«
    »Das hat auch seinen Grund.«
    »Wirklich?« Rosa sah so aus, als würde sie ihr kein Wort glauben.
    »Natürlich. Haben Sie es denn nicht gehört?«
    »Was denn?«
    Die junge Französin wurde allmählich wütend. »Das verfluchte Heulen. Es war doch überall zu vernehmen. Das mußte einfach so gewesen sein. Ich bin sogar davon wach geworden.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber was ging Rosa die volle Wahrheit an?
    »Hier hat niemand geheult, Miß. Sie müssen sich irren«, erklärte die Frau bestimmt.
    »Nein, ich habe mich nicht geirrt!« Lucienne hatte manchmal einen Dickkopf. Der kam wieder durch. »Was ich gehört habe, das habe ich gehört, Rosa!«
    »Wer sollte denn Ihrer Meinung nach geheult haben, Miß?«
    »Ein Tier.«
    »Haben Sie hier Tiere gesehen?«
    »Es ist doch möglich, daß es welche gibt?«
    Rosa lachte. »Ja, Füchse und Hasen. Die sagen sich draußen gute Nacht.«
    Lucienne stampfte mit dem Fuß auf. »Ich lasse mir von Ihnen nichts einreden, Rosa. Da können Sie hundertmal zur Familie gehören und hier die Aufsicht haben Ich bin der Überzeugung…«
    »Vergessen Sie es!«
    Die Worte waren hart gesprochen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher