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Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm hin.
    Noch vor einer Stunde oder weniger hätte Herman aufgegeben und sein Schicksal einfach angenommen, doch das war, bevor er den Indianer getroffen und begriffen hatte, wie hinterhältig und gnadenlos das Leben zu denen war, die sich nicht zu verteidigen wussten.
    Jetzt dachte er nicht einmal darüber nach, was er tat, sondern warf sich mitten in der Bewegung herum, sprintete geradewegs auf den größeren der beiden Jungen zu und rammte ihm mit gesenkten Schultern den Kopf in den Leib, bevor er auch nur richtig begriff, was er tat.
    Es tat weh, und wäre Frank nicht viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihn mit offenem Mund anzustarren, dann hätte Hermans erstes wirkliches Aufbegehren gegen das Schicksal ein vorzeitiges (und ziemlich blutiges) Ende gefunden. So aber glotzte er einfach nur mit ungläubig aufgerissenen Augen, und dann wurden seine Augen noch größer, und er klappte nach Luft japsend wie ein zweibeiniges Taschenmesser zusammen, als Herman ihm den Schädel mit aller Gewalt in den Leib rammte.
    Sie stürzten beide, aber der Unterschied war, dass Herman den Schwung seines eigenen Fallens nutzte, um wieder auf die Füße zu rollen und unverzüglich weiterzustürmen.
    Zur Kirche konnte er nicht, denn aus dieser Richtung rannte Matthew auf ihn zu, doch jetzt lag die Hauptstraße mit all ihren Gebäuden und Nebenstraßen und tausend möglichen Verstecken vor ihm, und Herman baute einfach darauf, dass ihm seine Angst genug Kraft verlieh, um eines dieser möglichen Verstecke zu erreichen.
    Aber das war gar nicht mal nötig. Nach zwei oder drei Dutzend Schritten wagte er es, zum ersten Mal über die Schulter zurückzublicken, und er erkannte, dass sich Frank nicht nur immer noch auf dem Boden krümmte und nach Luft rang, sondern Matthew auch neben ihm angehalten hatte und sich um seinen Freund bemühte. Von dem möglichen Dritten im Bunde, Jeff, war nichts zu sehen, aber das spielte auch keine Rolle. Das Schicksal hatte entschieden, ihm doch noch eine Chance zu gewähren, und er würde sie ergreifen.
    Er rannte noch schneller, bog wahllos nach links ab, dann nach rechts und noch einmal nach rechts und blieb erst stehen, als sich seine Lungen mit flüssigem Feuer füllten und er einfach nicht mehr konnte.
    Alles drehte sich um ihn. Sein Herz klopfte, als wollte es zerspringen, und in seinem Mund war ein Geschmack wie nach Blut und Erbrochenem. Und durch das an- und abschwellende Rauschen in seinen Ohren hörte er schon wieder die Stimmen seiner Verfolger; zumindest die Matthews, die sich vor Hass beinahe überschlug. »Riley! Bleib stehen, Schweinejunge!«
    Riley! Hermans Herz blieb vor Schrecken eine Sekunde lang stehen und hämmerte dann noch schneller weiter. Riley! Sie wussten, wie er hieß und damit wahrscheinlich auch, wo er wohnte! Zweifellos würden sie in einer der nächsten Nächte in seine Dachkammer schleichen, um zu Ende zu bringen, was sie angefangen hatten. Und wenn nicht sie, dann spätestens ihr Spießgeselle, der Indianer.
    »Wir kriegen dich!«, schrie Matthew, noch nicht in Sichtweite, aber auch nicht mehr annähernd so weit entfernt, wie er gehofft hatte. »Lauf ruhig weg, aber wir kriegen dich! Und dann bist du tot, Schweinejunge, hast du verstanden? Tot!«
    Das war keine leere Drohung. Vor seinem selbstmörderischen Angriff auf Frank wäre er vielleicht noch mit einer schlimmen Tracht Prügel davongekommen, aber jetzt würden sie ihn zweifellos umbringen. Herman wusste es, denn er hatte die Dunkelheit in Matthews Augen gesehen.
    Er brauchte ein Versteck. Verzweifelt sah er sich um, machte einen stolpernden Schritt in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, und kehrte augenblicklich wieder um. Ziellos stürmte er weiter, kletterte über einen niedrigen Bretterzaun und pflügte rücksichtslos durch ein kleines Gemüsebeet, das sich dahinter verbarg. Ein weiterer Zaun, hinter dem eine Wäscheleine mit frischen weißen Tüchern nur darauf wartete, ihn zum Stolpern zu bringen oder spätestens durch die Schmutzflecken zu verraten, die er auf den weißen Laken hinterlassen musste, dann ein dritter und noch höherer Zaun, den er nur überwand, weil ihm die Angst Flügel verlieh, und schließlich fand er sich in einem dunklen Hinterhof wieder, der an zwei Seiten von unübersteigbaren Ziegelsteinwänden umgeben war.
    Jetzt machte sich Panik in ihm breit. Er konnte nicht zurück, denn hinter ihm kamen bereits die Schritte seiner Verfolger näher, aber seine Zeit würde auch niemals
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