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Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einer sonderbaren Erregung, derer er sich sofort schämte, ohne sie indes abschütteln zu können. Es war ein vollkommen neues, düsteres Gefühl, der morbiden Verlockung gleich, ein brennendes Holzscheit zu betrachten und es anfassen zu wollen, ungeachtet des Wissens, dass nur Schmerz und Verstümmelung am Ende dieser Verlockung warteten.
    Herman fragte sich, welche Farbe wohl auf Matthews Messerklinge zu sehen gewesen wäre, hätte er sie in Jeffs Fleisch getaucht. War das Blut von Indianern auch rot wie das richtiger Menschen oder so schwarz wie ihre Seelen?
    Hastig verscheuchte er den Gedanken, nickte nur noch einmal dankbar und eilte ohne ein weiteres Wort los. Er traute sich nicht, zu seinem Retter zurückzublicken, aber er spürte, dass er auf der anderen Straßenseite stehen blieb und ihn beobachtete, ganz wie er es versprochen hatte. Die Kirche lag am Stadtrand und nur zwei knappe Steinwürfe vom Wald entfernt, der diese Seite von Milton wie eine große grünbraune Hand umschloss, und der Brunnen, von dem Jeff gesprochen hatte, sogar noch ein gutes Stück näher. Seine Furcht wollte ihm weismachen, dass Matthew und Frank die Zeit längst genutzt hatten, um ihn zu umgehen und jetzt verborgen in den Schatten des Waldrandes nur darauf warteten, dass er so dumm war, ihnen geradewegs in die Arme zu laufen.
    Herman bot seinen Verstand dagegen auf, der vollkommen zu Recht argumentierte, dass sie gar nicht hatten wissen können, dass er hierherkommen würde und die Zeit dazu auch gar nicht ausgereicht hätte.
    Zweifellos entsprach das der Wahrheit, aber was scherte seine Angst die Logik? Für einen kurzen Moment war er ernsthaft in Versuchung, so wie er aussah, in die Kirche zu gehen, doch dann erwies sich die Scham doch stärker als seine Furcht.
    Dennoch zitterte er vor Angst am ganzen Leib, als er den Brunnen erreicht hatte, und sein Blick ließ den Waldrand nicht für eine Sekunde los, während er den Eimer in die Tiefe warf und anschließend die quietschende Kurbel betätigte, um ihn wieder nach oben zu ziehen. Im Gegenteil: Selbst wenn die beiden Jungen bisher nicht gewusst hatten, wo er war, musste ihn das erbärmliche Quietschen spätestens jetzt verraten, war es doch so laut, dass man es bis nach Mexico hören konnte.
    So rasch und gründlich es das eiskalte Brunnenwasser zuließ, säuberte sich Herman und wusch anschließend auch noch seine besudelten Hosen. Er kam sich unendlich verwundbar vor, wie er so halbnackt am Brunnen stand und den groben Stoff immer wieder in den Eimer tauchte und auswrang, und obschon er vollkommen allein war, nahm seine Scham schon fast die Qualität von körperlichem Schmerz an. Selbst als er fertig war und wieder in die nassen Hosen schlüpfte, wurde es nicht viel besser, denn die Löcher über seinen zerschundenen Knien waren immer noch da, seine Schuhe waren immer noch ruiniert, und der Stoff klebte so kalt auf seiner Haut, dass er mit den Zähnen klapperte.
    Wenigstens konnte er sich einreden, dass sein Zittern an der Kälte lag.
    Alles in allem benötigte er nur wenige Minuten, bis er die Hosenträger über die Schultern hob und sich wieder herumdrehte, noch damit beschäftigt, in die zerrissene Jacke zu schlüpfen.
    Die Glocke hatte aufgehört zu läuten. Reverend Folsom würde jetzt schon auf der Kanzel stehen und nicht nur mit seiner Predigt beginnen, sondern auch mit einem einzigen Blick diejenigen seiner Schäfchen registrieren, die nicht zum Gottesdienst erschienen waren, und sein Vater würde mit steinerner Miene auf der harten Bank sitzen und den leeren Platz zu seiner Linken zu ignorieren versuchen, der an diesem besonderen Sonntag für seinen jüngsten Sohn reserviert war. Aus der Kirche drang die Musik des kleinen Harmoniums, das Reverend Folsom anstelle einer Orgel sein Eigen nannte, und Herman ging auf, dass er zumindest noch eine minimale Chance hatte, halbwegs pünktlich neben seinem Vater auf der Bank zu sitzen. Während des Gottesdienstes würde sein Vater ihn schwerlich bestrafen, und vielleicht ergab sich ja auch die Gelegenheit, ihm schon das eine oder andere zuzuflüstern, was den Indianer anging.
    Er rannte los.
    Und blieb mit klopfendem Herzen wieder stehen, noch bevor er die halbe Strecke zurückgelegt hatte.
    Jeff hatte nicht richtig hingesehen, oder dieser verdammte Indianer machte doch mit Matthew und Frank gemeinsame Sache, denn die beiden Burschen tauchten wie aus dem Nichts beiderseits der Kirche auf und blickten mit einem breiten Feixen zu
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