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Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte, und sein Gesicht verschwand hinter Schwaden aus schmierigem, grauem Zigarettenqualm.
    »Und was hast du vor?«, fragte er. »Frank hat recht, weißt du? Dein alter Herr wird nicht begeistert sein. Und der Reverend noch viel weniger.«
    Sein alter Herr würde ihn grün und blau schlagen, aber welche Rolle spielte das jetzt noch? Hermans Fingerspitzen strichen über das rissige Holz der Beinprothese. Es wurde Zeit. »Ich muss zurück und mir die Bilder ansehen«, sagte er. »Und Benson das Bein bringen.«
    Er stand auf, schloss die Hand um den Knöchel des hölzernen Beins und schwang es spielerisch wie eine sonderbare Keule. Dann verharrte er eine Sekunde lang reglos und sah konzentriert in die Düsternis hinter Matthew.
    »Was –?«, fragte der Junge knapp. Noch bevor er das Wort ganz ausgesprochen hatte, war er vollkommen lautlos aufgestanden und neben Herman getreten. Nichts hatte sich wirklich verändert, und doch spürte Herman mit einem Mal die Anspannung, die ihn ergriff.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört«, sagte Herman. Das Bein in seiner Hand kam ihm nun doppelt so schwer vor wie noch vor einer Sekunde, und sein Herz klopfte bis zum Hals. Er hatte Angst, und er war sehr sicher, dass Matthew es spürte.
    »Vielleicht nur eine Ratte«, sagte Frank von seinem Platz aus
    »Ja«, knurrte Matthew. »Bestimmt sogar. Fragt sich nur, wie viele Beine sie hat.« Ganz kurz und auf eine Art, die ihm einen eisigen Schauer über den Rückenlaufen ließ, streifte sein Blick Hermans Gesicht, dann schnaubte er zornig durch die Nase, klemmte sich die Zigarette wieder zwischen die Lippen und beugte sich vor, um nach der Leiter zu greifen.
    Das war der Moment, den sich Herman wählte, um zuzuschlagen.
    Er war nervös. Seine Hände zitterten, und da musste wohl trotz allem ein winziger Teil in ihm sein, der das nicht tun wollte – vielleicht hatte er auch einfach nur Angst – so oder so war sein Schlag schlecht gezielt und nicht einmal annähernd fest genug, und zu allem Überfluss schien Matthew im letzten Augenblick etwas zu ahnen oder reagierte einfach instinktiv auf die Bewegung, die er aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, und drehte mit einem jähen Ruck den Kopf. Das Holzbein traf nicht seine Schläfe und zerschmetterte den an dieser Stelle dünnen Knochen, sondern prallte mit einem sonderbar dumpfen Laut gegen seine Stirn und so heftig davon ab, dass es Herman um ein Haar aus der Hand gerissen worden wäre. Schmerz explodierte in seinem Handgelenk und raste im Bruchteil eines Augenblicks bis in seinen Rücken, und er kämpfte nicht nur darum, seine improvisierte Waffe nicht fallen zu lassen, sondern auch darum, überhaupt auf den Beinen zu bleiben.
    Matthew keuchte vor Schmerz, viel mehr aber vor Überraschung und plötzlichem Zorn, ruderte wild mit den Armen und schaffte es irgendwie, nicht rücklings über die Kante des Heubodens zu stürzen. Seine Stirn war aufgeplatzt, und Blut schoss in Strömen über sein Gesicht. Hermans Schlag hatte ihn so unglücklich getroffen, dass der Zigarettenstummel in seinen Mundwinkel getrieben worden war, wo er unglaublicherweise noch immer weiterbrannte und sich zischend in sein Fleisch fraß. Nichts von alledem konnte die Gedanken des Jungen in diesem Moment jedoch erreichen. Alles, was Herman in seinen Augen las, war der bedingungslose Wille, ihn zu töten, und sich erst danach zu fragen, warum.
    Herman war schneller. Irgendwie gelang es ihm, sein Gleichgewicht genau um jene Winzigkeit eher zurückzuerlangen, die er brauchte, um das Holzbein zu einem weiteren und besser gezielten Schlag zu schwingen. Im Nachhinein war er nicht einmal überrascht, dass es Matthew trotzdem gelang, die Arme nach oben und vor das Gesicht zu reißen, um dem Hieb so die allergrößte Wucht zu nehmen, doch das kam ihm teuer zu stehen: Der massive Fuß aus Hartholz zertrümmerte gleich drei seiner Finger, die plötzlich im absurden Winkel abstanden und Blut in alle Richtungen verspritzten, und nun brüllte Matthew tatsächlich vor Schmerz.
    Mehr brauchte Herman nicht. Er ergriff seine Keule wieder mit beiden Händen, schwang sie mit aller Kraft und veränderte die Richtung des Hiebes im letzten Moment, als er sah, dass Matthew ihn trotz seiner schrecklichen Verletzung abfangen würde. Statt erneut auf sein Gesicht zielte er nun nach seinen Knien. Er traf, und das hart genug, um dem Jungen mindestens eine Kniescheibe zu zertrümmern, wenn nicht beide, und Matthew heulte nun in schierer Agonie
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