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Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt Mit Dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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spüren, und nachdem Miss Manderley, die Wirtin, ihm aufgemacht und sein Erscheinen mit dem erwarteten missbilligenden Stirnrunzeln kommentiert hatte und er die Treppe hinaufpolterte, wankte er tatsächlich ein bisschen unter seiner Last.
    Er musste drei Mal anklopfen, bevor ihm aufgemacht wurde, und Tohorse sah im ersten Moment ein wenig verärgert aus. Dann jedoch blickte er überrascht auf das Paket auf Hermans Armen hinab und nickte schließlich anerkennend. »Das ging schnell«, lobte er. »Hat der Zimmermann noch etwas gesagt?«
    »Nur dass ich fragen soll, ob es Ihnen gefällt«, antwortete Herman.
    Tohorses Ungeduld war nicht mehr zu übersehen, und Herman befürchtete schon, dass er ihn kurzerhand wegschicken würde, dann jedoch hob er die Schultern und trat einladend einen halben Schritt zurück. »Das kann ich erst sagen, nachdem ich es anprobiert habe. Dann wollen wir den guten Mann nicht zu lange warten lassen. Wer weiß, ob ich seine Hilfe nicht noch einmal brauche.«
    Er schlurfte zum Bett, ließ sich mit einem neuerlichen Ächzen auf die Kante sinken und rollte sein Hosenbein hoch; diesmal so weit über das Knie, bis der Stoff spannte und sich nicht weiter aufrollen ließ. Herman hatte Mühe, Einzelheiten zu sehen, denn Tohorse hatte das Fenster zugehängt, und im Zimmer brannte nur eine einzelne Kerze, deren Flamme er zudem mit einem gefärbten Glaskolben abgeschirmt hatte, sodass das Licht zu einem blassen Rotton wurde. Aber er sah trotzdem, dass das Holzbein mit einem komplizierten Geschirr aus Lederriemen und Schnallen dicht unter dem Knie am Beinstumpf des Indianers befestigt war.
    Rasch und ohne hinzusehen, löste Tohorse die Schnallen, warf das Bein achtlos neben sich auf das Bett und riss das Paket auf, das Herman ihm reichte. Unter dem Papier kam ein kunstvoll nachgebildeter Unterschenkel zum Vorschein, der bereits in einem fertig geschnürten Schuh samt Strumpf steckte, aber von sehr viel feinerer Machart war als der, der nun neben dem Indianer auf dem Bett lag. Das Holz war dunkel und sorgfältig poliert, die Wade verblüffend echt herausmodelliert und selbst das Schienbein so angedeutet, dass es durch die Hose hindurch sichtbar werden musste, wenn Tohorse das Bein hob. Herman staunte innerlich. Er hatte geahnt, dass Benson ein guter Handwerker war, aber nicht, wie gut.
    »Das ist wirklich ein gutes Stück Arbeit«, sagte auch Tohorse anerkennend, während er die einzelnen Schnallen und Riemen befestigte. »Du kannst Mister Benson ausrichten, dass ich wirklich sehr zufrieden bin.«
    »Er hat gesagt, ich soll das Alte zurückbringen«, log Hermann. »Ich glaube, er will es noch ein bisschen aufpolieren.«
    Eine ganz sachte Spur von Misstrauen erschien in Tohorses Augen, aber nur für eine halbe Sekunde und so lange, bis er den Kopf drehte und auf das Holzbein hinabsah, das neben ihm auf dem Bett lag.
    »Ja, wahrscheinlich hat er sogar recht«, sagte er. »Eine gute Gelegenheit sollte man sich nie entgehen lassen, nicht wahr? Hier, bring es ihm. Und spute dich, sonst kommst du am Ende wirklich noch zu spät.«
    Er warf Hermann das Holzbein zu, das dieser ganz instinktiv auffing und überrascht feststellte, dass es tatsächlich nicht einmal halb so schwer war wie das, das Benson gefertigt hatte. Herman warf noch einen unverhohlen neugierigen Blick in die Runde und auf das verwirrende Arrangement aus flachen Metallschälchen, Flaschen und anderen Utensilien … und die zusammengefaltete Dollarnote, die dazwischen lag.
    »Was ist denn –?«, begann Tohorse, in nunmehr hörbar ungeduldigem Ton, doch dann folgte er Hermans Blick und unterbrach sich.
    »Ja, ich verstehe.« Er griff mit der linken Hand nach dem Geldschein und reichte ihn Herman über den Tisch, ohne ihn auch nur anzusehen. »Nimm es ruhig. Du scheinst mir ja ein ehrlicher Bursche zu sein. Ich bin sicher, dass du wiederkommst. Außerdem bist du doch bestimmt auch neugierig auf die Bilder, oder?«
    Das war Herman, aber er spürte auch Tohorses immer weiter abnehmende Geduld und beließ es bei einem knappen Nicken, bevor er zum zweiten Mal herumfuhr und aus dem Haus stürmte. Erneut wandte er sich nach links und ging mit rasch ausgreifenden Schritten los, als hätte er es wirklich eilig.
    Das hatte er auch, aber sein Ziel war nicht die Kirche. Allmählich nahm ein Plan hinter seiner Stirn Gestalt an; nicht konkret, noch nicht einmal wirklich ein Plan, sondern allenfalls die Ahnung davon, aber er würde wissen, was er zu tun hatte,
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