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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition)
Autoren: Malte S. Sembten
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Narben würden im Laufe der Zeit verblassen und dann nicht mehr so stark auffallen.
    Gordian war die Bewegung nicht entgangen. »Mich stört das überhaupt nicht«, sagte er behutsam. »Aber falls es dich stört, könnte man die Narben umgestalten. Mittels Skarifizierung ließe sich ein natürlicher Halsschmuck daraus machen – ein Ziernarben-Collier. An dir sähe das hammermäßig sexy aus!« 
    Alenka glaubte, dass sie Gordian mochte. Sehr sogar. Aber das hatte sie auch von Mike geglaubt – am Anfang. Und die Vorstellung von Sex, während zwei Behüter rechts und links neben dem Bett standen und zuguckten, war grotesk.
    Alenka schenkte ihm ein Lächeln. Dann deutete sie auf den Lappen und die Flasche mit dem Silikonentferner. »Statt rumzustehn und Kosmetiktipps zu geben, kannst du mir auch beim Ablösen der Schrift helfen!«
    Das einzige Gefühl, dem Alenka jetzt in ihrem Herzen Nahrung geben durfte, war der Hass.
    Arslan Hanssen hatte auf ihre Nachricht geantwortet und ein Tête-à-tête vorgeschlagen. Zeit: nach Einbruch der Dunkelheit. Ort: die Schrotthalden am Osthafen. Offenbar hielt er Alenka für komplett verblödet.
    Aber sie hatte eingewilligt. Denn sein Vorschlag hatte sie auf eine Idee gebracht.
    Noch Tage nach ihrer Entlassung aus der Reha-Klinik hatte Alenka Fotos vom Klinik-Aufenthalt auf ihrer Facebook-Seite gepostet und so kommentiert, als befände sie sich noch immer in stationärer Behandlung. Durch dieses Täuschungsmanöver hatte sie das Treffen ohne Misstrauen zu erwecken um die eine Woche hinauszögern können, welche sie für ihre Vorbereitungen benötigte.
*
    Die Großstadtnacht war sternenlos. Nur der Vollmond glänzte am Himmel wie ein Monokel vor dem kalten Auge Gottes.
    Alenka steuerte den BMW mit abgeblendeten Scheinwerfern an dunklen Lager- und Fabrikhallen vorbei. Arslan Hanssen hatte ihr eine Wegbeschreibung und einen Google-Earth-Ausdruck gemailt, auf dem er den Treffpunkt gekennzeichnet hatte. Alenka hatte sodann die Koordinaten des Treffpunkts in ihren Navigator eingespeist. Das Hafengebiet war jetzt verlassen. Vereinzelte Laternen oder Strahler sengten Punktlichter in die mitternächtliche Finsternis. Selbst bei Tag war dieses Gelände für Unbefugte tabu. Dennoch schien kein Wachdienst unterwegs zu sein.
    Für das bevorstehende Ereignis war Alenka der vielen Taschen wegen zu ihrer schwarzen Cargohose zurückgekehrt. Ihre Füße steckten in Doc-Martens-Stiefeln mit Stahlkappen. Oberhalb der Taille trug sie ein T-Shirt und darüber eine College-Jacke.
    Jeliels Ausstaffierung hatte ihr mehr Kopfzerbrechen bereitet. Behüter waren in Modefragen so gleichgültig wie in fast allen anderen Dingen. Sie waren wie Anziehpuppen. Behüter steckten in den Klamotten, die ihren Schützlingen gefielen. Alenkas erster Gedanke war gewesen, Jeliel für das bevorstehende Treffen einzukleiden wie den Schutzengel aus ihrem Traum. Von Kopf bis Fuß in Schwarz, umhüllt von einem wehenden Mantel. Aber dann hatte sie einen viel besseren Einfall gehabt.
    Jeliel schien es überhaupt nicht zu stören, dass er hüllenlos auf dem Beifahrerplatz saß. Alenka wusste, dass er nackt furchterweckender aussah als in jeder noch so martialischen Montur.
    Sie fuhren jetzt zwischen Container-Türmen entlang. Die Konturen riesiger Verladekräne hoben sich gegen den Mondhimmel ab. Binnen Kurzem blies die Belüftung Abfallgestank ins Innere des Autos, und Müllberge säumten die Fahrspur. Danach kamen Schrotthalden und schließlich der Autofriedhof.
    Alenka schaltete das Fernlicht ein. Augenblicke später trafen die Scheinwerferkegel auf einen quergestellten schwarzen Mercedes CL 500. Dank Arslan Hanssens Facebook-Seite wusste Alenka, dass dies die Karosse war, mit der Hanssen meistens herumkurvte. Darüber, wie der Bengel an ein 120.000 Euro teures Auto kam, wollte Alenka lieber nicht nachdenken.
    Alenka brachte den Wagen zum Stehen. Die Tür des Mercedes schwang auf. Alenka sah, wie Hanssen ausstieg, die Tür zuschlug und sich dagegenlehnte. Seine Augen waren zugekniffen, da ihn Alenkas Fernlicht blendete. Aber er setzte eine Sonnenbrille auf, und seine Züge entspannten sich zu einem erwartungsvollen Grinsen.
    Alenka ließ das Aufblendlicht eingeschaltet. So konnte Hanssen nicht ins Innere ihres Autos sehen. Sie griff sich die Krücken vom Rücksitz und stieß die Tür auf.
    Sie setzte die Krücken auf den Asphalt. Dann stemmte sie sich in die Höhe, bis sie, von den beiden Stöcken gestützt, neben ihrem Wagen
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