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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition)
Autoren: Malte S. Sembten
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»Heute lernen wir, Menschen totzufahren.«
    »Der da«, sagte sie und deutete durch die Windschutzscheibe auf die rennende Gestalt, die die Lichtkegel der BMW-Scheinwerfer durchquerte. Der ›Dünne‹ hatte beschlossen, sich aus dem Staub zu machen. »Hol ihn dir!«
    Mit den Pedalen auf ihrer Seite des Fahrschulautos half Alenka ein wenig nach. Der Wagen schoss vorwärts.
    Der Fliehende hörte das Kreischen der Reifen und das Knurren des heranjagenden Motors. Jedenfalls sah man, dass er plötzlich noch schneller rannte. Aber die Scheinwerferstrahlen hielten ihn gefangen und zogen ihn erbarmungslos auf die Motorhaube zu.
    Der ›Kurze‹ schloss die Augen, aber er verriss nicht das Lenkrad. Im letzten Moment stieg er instinktiv auf die Bremse. Doch Alenka hatte die Stiefelspitze mit der Stahlkappe hinter ihr eigenes Bremspedal geschoben und blockierte die Bremsfunktion.
    Es gab ein dumpfes Aufprallgeräusch und einen Ruck, der Alenka leicht nach vorn warf. Einen Augenblick lang wurde die Frontscheibe von einem Körper verdeckt. Bevor der Wagen in einen Schrottberg hineinrasen konnte, brachte Alenka ihn zum Stehen.
    Die Motorhaube war eingedellt. Die Scheinwerfer beleuchteten blanken Asphalt und dahinter aufgetürmte Abwrackautos.
    Der ›Kurze‹ hob benommen den Kopf, der gegen das Lenkrad geprallt war.
    Alenka trat die Kupplung und legte den Rückwärtsgang ein.
    »Halt das Lenkrad fest und gib Gas, aber nicht zu viel«, kommandierte sie.
    Der ›Kurze‹ sah automatisch in den Innenspiegel. Dort stieß er auf Jeliels kalten Blick.
    Der Wagen setzte langsam zurück. Das rechte Hinterrad traf auf ein Hindernis und rollte darüber hinweg. Gleich darauf stieg das Vorderrad kurz in die Höhe. Als ein leblos über den Asphalt hingestrecktes Bündel im Scheinwerferlicht auftauchte, hielt Alenka den Wagen an.
    Alenka betrachtete die Überreste. Dann richtete sie den Blick erwartungsvoll auf den ›Kurzen‹.
    Seine Augenbraue war aufgeschlagen. Sein Gesicht war totenbleich. Aber er bettelte nicht. Er sah sie nur verängstigt an, als wartete er auf weitere Anweisungen.
    »Das war der Fahrunterricht«, stellte sie fest. »Jetzt folgt die Fahrprüfung.«
    Irgendetwas an Alenkas Lächeln veranlasste den ›Kurzen‹, blitzschnell nach der Türverriegelung zu langen. Sie jedoch gab Gas, griff ins Lenkrad und fuhr eine scharfe Linkskehre, sodass die Fliehkraft den ›Kurzen‹ von der Türe wegzog.
    »Vergiss nicht, Süßer: du bist nicht angeschnallt und die Airbags sind deaktiviert.« Sie ließ das Lenkrad los. »Ab jetzt gehört das Auto dir.«
    Eine Sekunde lang war der BMW außer Kontrolle. Doch der ›Kurze‹ krallte sich am Lenkrad fest und riss es herum, sodass der Wagen knapp an einem Altblechhaufen vorbeischrammte.
    Alenka klemmte wieder die Stahlkappenspitze des Stiefels unter das Bremspedal und gab weiter Druck aufs Gas.
    Im atemberaubenden Slalom, untermalt vom Quietschen der Reifen, schleuderte das Schulfahrzeug zwischen den Schrottbergen hindurch. Als befänden die Autoinsassen sich in einem schwindelerregenden Handycam-Film, scherten Bilder von huckepack gestapelten Autowracks und Sturzbächen aus Altmetall durchs Lichtfeld der Schweinwerfer. Immer wieder schaffte der unfreiwillige Pilot es um Haaresbreite, eine Kollision zu vermeiden. Alenka war sicher, dass er trotz der verpatzten Führerscheinprüfungen regelmäßig Auto fuhr.
    Der BMW schlitterte mit schreienden Reifen um ein Blechgebirge herum. Plötzlich kam der Mercedes in Sicht.
    Alenka trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der BMW-Motor röhrte. Der ›Kurze‹ umklammerte das Steuer so fest, dass die Knöchel vortraten wie Kieselsteine. Doch plötzlich löste er die Rechte vom Lenkrad, drehte blitzschnell den Zündschlüssel um und riss ihn heraus.
    Alenka ging mit voller Kraft in die Eisen. Die Reifen kreischten. Alenka wurde in die Gurte gepresst. Jeliel hockte ungerührt auf der Rückbank und blickte zwischen den vorderen Kopfstützen hindurch. Es war, als besäßen die physikalischen Gesetze für ihn keine Geltung.
    Wenige Meter vor dem Mercedes kam der Wagen zum Stillstand.
    Alenka starrte auf den ›Kurzen‹.
    Er war mit dem Kopf in die Windschutzscheibe geknallt und rührte sich nicht mehr.
    Sobald ihr Herz wieder etwas ruhiger schlug, stieß Alenka die Tür auf und stieg aus.
    Sie öffnete die Kofferraumklappe. »Du lebst ja noch«, meinte sie zu Hanssen, dessen Augen sie aus blutüberströmtem Gesicht anstarrten.
    Anschließend öffnete
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