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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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droht meine Fassade, mit der ich Harmlosigkeit vorzutäuschen versuche, zu bröckeln.
    Draußen steht eine Frau. Nicht die aus dem Auto, eine andere. Sie ist ungefähr in dem Alter, in dem Liz starb. Das allein würde mich nicht innerlich ins Wanken bringen. Aber sie sieht Liz auch ähnlich.
    Sie könnten Schwestern sein, durchfährt es mich. Doch zwischen Liz und ihr liegen mehr als hundert Jahre.
    »Detective Chief Inspector Helen Wallace.« Während sie sich vorstellt, zückt sie ihren Ausweis und zeigt ihn mir. Ihre Stimme ist angenehm. Sie unterscheidet sich von der meiner toten Frau, und dafür bin ich dankbar.
    Noch dankbarer bin ich, dass sie allein gekommen ist. Beinahe zumindest, denn gegenüber parkt immer noch der weibliche Constabler und blickt zu uns herüber.
    Ich werde ganz ruhig. Ein Anfangsverdacht, um mehr kann es sich nicht handeln. Hätte sie einen richterlichen Hausdurchsuchungsbefehl, hielte sie ihn mir wohl jetzt unter die Nase.
    Das geschieht nicht.
    »Detective Chief Inspector«, wiederhole ich mit ehrfurchtsvoller Betonung. »Was habe ich verbrochen? Zu schnell gefahren? Falsch geparkt?«
    »Ich bin nicht von der Verkehrspolizei.«
    »Ich weiß. Es war ein Scherz.«
    »Ich bin auch nicht gekommen, um zu scherzen.«
    Ich warte. »Sondern?«
    Sie zeigt an mir vorbei ins Haus. »Das würde ich lieber drinnen mit Ihnen besprechen. Es ist eine ernste Angelegenheit.«
    »Ja«, sagte ich. »Davon gehe ich aus. Warum sonst sollten Sie mich schon den ganzen Vormittag unter Beobachtung stellen?«
    »Ich hätte mir gewünscht«, sagt Chief Inspector Wallace, »dass sich meine Mitarbeiter ein wenig geschickter anstellen. Sie sollten nichts davon bemerken. Ich wollte Sie nicht beunruhigen. Nun, da Sie uns aber schon mal bemerkt haben, können wir auch mit offenen Karten spielen.«
    Ich führe sie in die Küche, wo noch immer die aufgeschlagene Zeitung liegt. Mit einem Blick ist meine Besucherin im Bilde. Sie nickt. »Der Glückspilzmörder – genau darum geht es.«
    Also doch. Hatte ich zwischenzeitlich noch die Hoffnung, irgendeine Bagatelle könnte die Obrigkeit auf den Plan gerufen haben, so hat sich das nun zerschlagen.
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Mehr, als Ihnen lieb sein kann.«
    Ich biete ihr möglichst unaufgeregt Platz an. Sie setzt sich.
    »Kaffee?«, frage ich. »Oder lieber Tee?«
    Sie winkt ab. »Nichts, danke, Mister Doe. Aber lassen Sie uns über das hier sprechen.« Sie tippt auf das Wort GLÜCKSPILZMORD in der Schlagzeile. »Wenn ich Ihnen sage, es ist ernster, als diese Zeitungsschmierfinken es sich in ihren schlimmsten Träumen vorstellen könnten, ist das fast noch untertrieben.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Morde. Dieser Sam Tyler war tatsächlich der dritte Fall. Aber es spricht einiges dafür, dass es nicht der letzte bleiben wird.«
    Ich schweige.
    Sie fährt fort: »Irgendein Perverser hat es auf Leute aus der Gegend abgesehen, die in ihrem Leben einmal verdammt viel Glück hatten – die dem Tod, wie man so sagt, gerade noch mal von der Schippe gesprungen sind, obwohl ihre Überlebenschancen bei nahezu null lagen.«
    »Wenn ich irgendetwas dazu beitragen kann, dass Sie diesen Mörder in die Finger bekommen, gern. Ich wüsste nur nicht –«
    Helen Wallace unterbricht mich. »Sie haben immer noch nicht verstanden, warum ich hier bin, nicht wahr?«
    »Da Sie es bislang leider versäumt haben, mich ins Bild zu setzen, könnte da etwas dran sein.«
    Sie lächelt freudlos. »Wir haben es hier mit einer einzigartigen Verbrechensserie zu tun. Und nach allem, was wir über Sie wissen, Mister Doe, könnten Sie der Nächste sein, den es erwischt. Sie sind ein Glückspilz par excellence. Und fallen damit genau ins Opferraster des Killers.«

7
     
    Vergangenheit
    Mehr als ein halbes Jahr ist vergangen, seit ich Edmond zum letzten Mal sah.
    »Danke, dass du gekommen bist.« Ich trete zur Seite, um ihn ins Haus zu lassen.
    Er wirkt erschrocken über das, was er sieht. Wortlos tritt er ein. Dicht hinter mir folgt er ins Kaminzimmer. Auch hier erwartet ihn ein anderes Bild als das von einst gewohnte. Mit Sauberkeit und Ordnung ist es nicht weit her.
    Nachdem er einen Stapel Bücher vom Sessel genommen und Essenskrümel mit der Hand vom Polster gewischt hat, nimmt er dort Platz, wo er immer gesessen hat; dass auf diesem Sessel meine Schwester zu Staub zerfallen ist, kann er nicht ahnen, und ich sehe auch keine Veranlassung, darüber ein Wort zu verlieren.
    Ich setze mich ebenfalls und
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