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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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suche, und bezahle auch für den Hund schon im Voraus fürstlich. Wobei mir klar ist, dass der Krämer selbst wahrscheinlich keinen lumpigen Schilling dafür opfern wird.
    Nachdem ich den Laden verlassen habe, will ich auch dem Städtchen selbst, so schnell ich kann, den Rücken kehren. Doch schon nach wenigen Schritten wird mir plötzlich und ohne Vorwarnung ganz seltsam zumute. Ich muss innehalten und mich gegen eine Hauswand lehnen. Als ich merke, dass Leute mich anstarren, zwinge ich mich weiterzugehen. Aber alle paar Schritte überkommt mich ein Schwindel, der mich ein ums andere Mal stolpern lässt.
    Als ich an einer Kreuzung ankomme, wo auch das Sträßchen abzweigt, in dem Dr. Burnett seine Praxis unterhält, entscheide ich spontan, ihn aufzusuchen.
    Er hat keinen Patienten, als ich bei ihm vorspreche. Seine Empfindungen meiner Person gegenüber weiß er besser zu kaschieren als der Pöbel draußen. Dennoch ist offensichtlich, dass er mich mit anderen Augen betrachtet als vor meinem scheinbaren Sterben.
    Schnell erkläre ich ihm den Grund meines Besuchs und verlange ein Mittelchen gegen mein vorübergehendes Zipperlein.
    So leicht aber will er mich nicht davonkommen lassen. Er besteht darauf, mir Brust und Rücken abzuklopfen, danach setzt er noch sein Stethoskop an und horcht mit gerunzelter Stirn, was Herz und Lunge ihm zu sagen haben.
    »Fallsucht liegt nicht in Eurer Familie«, sagt er, nachdem er mich aufgefordert hat, mich wieder anzukleiden. »Und auch sonst finde ich keine Auffälligkeit. Aber ich verfüge nicht über die Mittel wie ein Krankenhaus in Birmingham oder gar London. Wenn Ihr sichergehen wollt, solltet Ihr Euch dorthin wenden. Nehmt es nicht auf die leichte Schulter. Der Zustand, in dem ich Euch jüngst für tot befand, muss eine Ursache gehabt haben. Womöglich befindet sich ein Krankheitsherd in Euch, der sich nur von Zeit zu Zeit bemerkbar macht und auch in unterschiedlicher Stärke.«
    Da ich zu wissen glaube, was meine Totenstarre, in der der Arzt mich zuletzt untersuchte, verursachte, tue ich seine Sorge mit leichter Hand ab und bleibe hartnäckig: »Gebt mir ein Mittelchen! Etwas zur Stärkung, das ich, sobald ich eine Schwäche fühle, einnahmen kann.«
    Der Doktor gibt meinem Wunsche statt. Zum Abschied ermahnt er mich jedoch: »Ändert Euren Lebenswandel. Weniger Wein und Sherry, dafür mehr gesundes Essen und Spaziergänge an der frischen Luft! Darauf ist mehr Verlass als auf irgendwelche Mittelchen.«
    Und bei alldem, was er mir an Ratschlägen gibt, denke ich nur: Wenn du wüsstest. Wenn du wüsstest, was ich weiß, mein liebes Doktorlein… die Augen würden dir übergehen… nein, der Verstand !
*
    Als ich zum Crowley House komme, stehen vor dem Eingang zwei Kisten und eine Schachtel. Der Deckel der Schachtel ist durchlöchert, und aus dem Innern dringen fiepende Töne. In den beiden Kisten befindet sich die Ware, die ich im Krämerladen aussuchte; sie trage ich zuerst hinein, geradewegs in die Küche. Nachdem ich alles verstaut habe, kehre ich zur Tür zurück und bücke mich nach der Schachtel. Vorsichtig lupfe ich den Deckel. Ein putziges Gesichtchen schaut mir entgegen. Das Fiepen wird sofort lauter.
    Ich greife zu und hebe den Welpen auf meinen Arm. Ahnt er, was ich mit ihm vorhabe? Nein, er ist arglos und schmiegt sich an mich. Seine feuchte, kühle Schnauze berührt meinen Hals, seine raue Zunge leckt darüber. Für einen Moment bin ich versucht, das kleine Tier in mein Herz einzulassen. Doch ließe ich es zu, könnte ich nicht tun, was ich tun muss. Und deshalb setze ich ihn wieder in die Schachtel zurück und lege den Deckel darauf. So trage ich ihn ins Haus, wo ich nach einer passenden Schnur suche, die ich als Leine verwenden kann.
    Eine Stunde später kauert der Welpe auf einem Tuch, das ich für ihn auslegte, in der Gruft vor Lizzys Sarg, vor sich ein Schälchen Milch und am Hals angebunden. Die Schnur ist an einem der Eisenringe befestigt, mit denen die Steinsärge einst hierherbefördert wurden. Der Welpe ist eine Hündin; so viel immerhin habe ich bereits herausgefunden. Und dazu passend wählte ich den Namen Martha.
    Ich weiß nicht, ob es der Martha, die mich so schnöde im Stich ließ, gefallen hätte, aber ich bin ein Gewohnheitstier. Martha kann ich mir leicht merken. Und dem Welpen sollte es egal sein, wie ich ihn rufe.
    Wortlos verlasse ich die Gruft, aber von nun an komme ich alle halbe Stunde wieder und mache jedes Mal einen Kreidestrich an die Tür,
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