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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)
Autoren: Manfred Weinland
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schenke Sherry in schmutzige Gläser. Edmond zögert nur ganz kurz, dann nimmt er sein Glas entgegen.
    »Es freut mich, dich bei so guter Gesundheit zu sehen«, sage ich. »Ich beneide dich darum. Mit mir hat das Schicksal es nicht so gut gemeint. Du wiederum wirst wahrscheinlich sagen: Nicht das Schicksal, Gott hat dafür gesorgt, dass mich nun meine verdiente Strafe ob meiner Lästerungen gegen ihn ereilt!«
    Er nippt an seinem Glas und versucht das Kunststück, den Sherry zu kosten, ohne dabei mit den Lippen ans Glas zu kommen oder etwas zu verschütten. Erstaunlicherweise gelingt es ihm.
    Nach einem tiefen Atemzug schüttelt er den Kopf und sagt: »Nein, das hast du nicht verdient.«
    Ich nicke. »Offen gestanden sehe ich das genauso.« Ich lache bitter auf. »Aber ich fürchte, das ändert nicht viel.«
    »Burnett sagte mir schon vor Wochen, dass es dir nicht gut gehe.«
    »Der Doktor redet über seine Patienten?«
    Er zuckt die Achseln. »Wir treffen uns ab und zu zum Würfeln. Er ist in Ordnung.«
    Es versetzt mir einen Stich, dass mein einstiger Freund neue Freunde gefunden hat, während ich …
    »Ja, er ist in Ordnung«, sage ich. »Und er mag sogar ein ganz guter Arzt sein. Aber zaubern kann er nicht.«
    »Was genau fehlt dir?«
    Ich denke darüber nach. »Ich glaube, er weiß es selbst nicht.«
    »Warst du bei keinem anderen Arzt? Burnett sagte, er habe es dir geraten. Birmingham … London … kein Weg sollte dir zu weit sein, wenn Aussicht besteht, dass man dir helfen kann! Und am Geld sollte es bei dir nicht scheitern, oder?«
    »Konnte man Liz helfen?«
    Er versteinert. Schüttelt den Kopf. Ein bitterer Zug prägt sich um seine Mundwinkel. Er sagt: »Das hört sich für mich an, als wenn du zu ihr wolltest – als wenn du sterben wolltest , und sei es nur, um das zu schaffen.«
    Seine Augen weiten sich, als mir ein Lachen entfleucht. Und wahrscheinlich hat er auch nicht mit meinem Widerspruch gerechnet. Ich aber sage: »Wenn ich eines in den letzten Monaten über mich gelernt habe, Edmond, dann …«
    »Ja?«
    »… dass ich am Leben hänge. « Ich lache noch ein zweites Mal laut auf. »Ja, du hast ganz recht, wenn du es nicht glauben kannst. Ich glaube es ja selbst kaum! Wie oft habe ich wahrhaftig mit dem Gedanken gespielt, diesem Dasein ein Ende zu setzen und dorthin zu gehen, wo Liz jetzt ist. Aber erstens müsste ich, um zu glauben, dass sie irgendwo auf mich wartet, doch wohl auch wieder an den glauben, der uns ein Leben nach dem Tod verheißen hat, oder was meinst du? Und zweitens ist loslassen und darauf warten, dass der Tod dich frisst, mit das Bitterste, was ich mir mittlerweile vorstellen kann.« Ich schüttele den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht: Ich will nicht sterben! Ich will weiterleben! Aber damit mir das gelingt, muss ich den Tod in Kauf nehmen.«
    Ich merke, wie seine Sorge zu purem Mitleid wird. Er denkt, ich habe den Verstand verloren. Er muss es denken.
    Wenn er jetzt aufspringt und geht, war alles umsonst. Meine ganze Hoffnung ruht auf ihm. Allein, das ist sicher, ist mein Vorhaben zum Scheitern verurteilt.
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagt er – so leise, dass es kaum zu verstehen ist.
    »Ist das wirklich wahr?«, frage ich.
    »Natürlich.«
    »Dann tu es. Bitte . Hilf mir…«
*
    Wir gehen in den Garten, zur Gruft, deren Tür nicht mehr richtig schließt, seit ich sie gewaltsam aufgebrochen habe.
    »Was willst du mir zeigen? Eine neue Teufelei?«, fragt Edmond. Er folgt mir nur zögerlich. Als er das zerstörte Türschloss sieht, wird sein schmales Gesicht noch kantiger. »Und wie – so rede endlich! – sollte ich dir helfen können? Was stellst du dir vor?«
    Ich stoße die Tür auf. Tageslicht fällt ins Innere der Gruft, dennoch habe ich meine Lampe dabei.
    »Es ist viel passiert seit unserer letzten Begegnung«, sage ich.
    Er lässt mir den Vortritt, und so steige ich die Stufen im Innern hinab. Noch während er darüber rätselt, was genau ich mit meiner Bemerkung wohl meine, sieht er, dass der Deckel von Lizzys Sarkophag verschoben, dass ihr steinerner Sarg offen ist.
    Er ballt die Fäuste, und für einen Moment sieht es so aus, als wolle er sich auf mich werfen, mich windelweich prügeln, vielleicht sogar zu Tode.
    »Nein! Warte! Du verstehst nicht – aber wir sind hier, weil ich es dir erklären will!«
    Sein Gesicht ist rot wie Blut. »Was hast du getan ?« Er ringt mit sich. Ein Teil von ihm will bis an Liz’ offenen Sarg herantreten, um
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