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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore
Autoren: C. S. Forester
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oder das Mittelmeer, wo immer eben auf dem 25 000 Meilen weiten Umfang unserer Erdkugel die britische Flagge wehte - und wo wehte sie nicht?
    Also die Ostsee. Hornblower suchte sich zu vergegenwärtigen, was er darüber wußte. Als er zum letztenmal in nördlichen Gewässern zur See fuhr, war er noch Unterleutnant gewesen.
    »Dort hat doch Admiral Keats das Kommando, nicht wahr?«
    »Ja, bis jetzt. Aber Saumarez wird ihn ablösen. Er wird Befehl bekommen, Ihnen größte Entscheidungsfreiheit einzuräumen.«
    Das war eigenartig und deutete fast auf eine Teilung des Kommandos hin, eine Maßnahme, die sich nach Hornblowers Erfahrung schon immer als recht zweischneidig erwiesen hatte.
    Besser noch ein schlechter Befehlshaber, als ein geteiltes Kommando. Es war auch bestimmt nicht unbedenklich, einem Untergebenen zu eröffnen, daß sein Vorgesetzter gehalten sei, ihm größte Selbständigkeit einzuräumen, wenn dieser Untergebene nicht ein hervorragend zuverlässiger und kluger Mann war. Hornblower mußte schlucken - er hatte wirklich im Augenblick vergessen, daß ja er selbst dieser Untergebene war, um den es sich hier handelte. Nun, vielleicht hielt man ihn eben hier in der Admiralität für einen hervorragend zuverlässigen und klugen Mann. Louis sah ihn fragend an.
    »Sind Sie nicht neugierig zu hören, was Ihnen unterstellt werden soll?« fragte er.
    »Ja, natürlich«, antwortete Hornblower, obwohl ihm eigentlich gar nicht so sehr darum zu tun war. Die Tatsache, daß er überhaupt ein Kommando bekam, war ihm viel wichtiger, als zu wissen, was man ihm unterstellen wollte.
    »Sie bekommen die Nonsuch 74 Geschütze«, sagte Louis.
    »Damit haben Sie ein kampfkräftiges Schiff, wenn Sie es einmal brauchen. Im übrigen geben wir Ihnen alles Kleinzeug, das wir zusammenkratzen können, die Glattdeckskorvetten Lotus und Raven zwei Kanonenboote, Math und Harvey und dazu den Kutter Clam. Das ist einstweilen alles, aber bis Sie auslaufen, können wir Ihnen vielleicht noch mehr zur Verfügung stellen.
    Wir möchten jedenfalls, daß Sie gut für Operationen unter Land ausgerüstet sind, weil wir annehmen, daß Sie viel mit solchen Unternehmungen zu tun haben werden.«
    »Das glaube ich auch«, erwiderte Hornblower.
    »Einstweilen wissen wir noch nicht einmal, ob Sie mit den Russen oder gegen sie kämpfen werden«, fuhr Louis sinnend fort, »und ebenso steht es mit den Schweden. Gott allein weiß, was sich da drüben zusammenbraut. Aber der hochmögende Herr wird Ihnen ja alles auseinandersetzen.« Hornblower sah ihn fragend an.
    »Ich meine Ihren sehr verehrten Herrn Schwager, den hochgeborenen Marquis Wellesley, K. F., Seiner Britischen Majestät Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten. Wir nennen ihn kurz den ›Hochmögenden‹ . Nachher gehen wir gleich hinüber und melden uns bei ihm. Aber vorher ist noch eine andere, wichtige Frage zu klären. Wen wollen Sie als Kommandanten für die Nonsuch ?
    Hornblower verschlug es den Atem. Nun konnte er endlich in großem Stil für seine Schützlinge sorgen. Bisher hatte er höchstens einmal einem Fähnrich oder Sanitätsmaat zu Stellungen verhelfen, und einmal hatte sich ein Pfarrer mit etwas dunkler Vergangenheit hungrig und flehentlich um den Posten als Bordgeistlicher seines Schiffes beworben, aber was hieß das alles, gemessen an der Tatsache, daß er nun das Recht hatte, über das Kommando eines Linienschiffes zu verfügen? Es gab 120 Kapitäne z. S., die dienstjünger waren als er, lauter ausgezeichnete Männer, von deren Taten man sich bis zu den Enden der Welt mit verhaltenem Atem berichtete. Sie hatten den Rang, den sie bekleideten, mit ihrem Blut bezahlt und durch einen Wagemut und ein berufliches Können verdient, die in der Geschichte nicht ihresgleichen hatten. Die Hälfte von ihnen, wahrscheinlich sogar noch mehr, würden mit Freuden einschlagen, wenn er ihnen das Kommando über ein Linienschiff von 74 Kanonen anbot. Hornblower erinnerte sich noch genau, wie glücklich er selbst gewesen war, als er vor zwei Jahren die Sutherland erhielt. Es gab genug Kapitäne auf Halbsold, Kapitäne in Landstellungen, die sich vor Sehnsucht nach einem Bordkommando verzehrten, und nun stand es in seiner Macht, Leben und Laufbahn eines dieser armen Kerle mit einem Wort zum Guten zu wenden. Und doch zögerte er nicht einen Augenblick mit seiner Entscheidung. Gewiß gab es Kapitäne, deren Eigenschaften bestechender waren, Kapitäne mit höherer Bildung und Intelligenz, aber für
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