Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Bonaparte dennoch die schlimmere Bedrohung für sie darstellt, weil er am Eingang zur Ostsee sitzt, während die Russen nur den nördlichen Zipfel beherrschen. Aber es ist bestimmt nicht angenehm für Schweden, sich in diesem Augenblick vor die Wahl zwischen Rußland und Bonaparte gestellt zu sehen.« Das war auch wirklich eine richtige Zwickmühle, wie immer man die Lage ansah. - Schweden wurde von einem Kronprinzen regiert, der noch vor drei Jahren französischer General gewesen und überdies durch Heirat irgendwie mit Bonaparte verwandt war, Dänemark und Norwegen waren dem Tyrannen schon zum Opfer gefallen, Finnland eben von den Russen erobert und die ganze Südküste der Ostsee von den Truppen Bonapartes überschwemmt »Er hat große Truppenlager in Danzig und Stettin«, hatte Wellesley erklärt. »Außerdem stehen süddeutsche Verbände landeinwärts gestaffelt bis in die Gegend von Berlin, von den Preußen, Österreichern und seinen sonstigen Verbündeten gar nicht zu reden.«
    Europa lag ja nun Bonaparte zu Füßen, so stand es ihm frei, die Heere seiner früheren Gegner für die eigenen Absichten dienstbar zu machen. Wollte er gegen Rußland Krieg führen, dann würde sich seine Armee allem Anschein nach zu einem wesentlichen Teil aus ausländischen Kontingenten zusammensetzen: Italienern, Süddeutschen, Preußen und Österreichern, Holländern und Dänen.
    »Wie man mir berichtet, sollen sogar Spanier und Portugiesen darunter sein«, hatte Wellesley gesagt. »Ich will nur hoffen, daß ihnen der jüngst vergangene Winter in ihren polnischen Quartieren recht gut bekommen ist. Wie ich höre, sprechen Sie Spanisch?« Hornblower sagte: »Ja.«
    »Auch Französisch?«
    »Ja.«
    »Russisch?«
    »Nein.«
    »Deutsch?«
    »Nein.«
    »Schwedisch? Polnisch? Litauisch?«
    »Nein.«
    »Das ist schade. Aber die meisten gebildeten Russen sprechen besser Französisch als Russisch, so sagt man mir wenigstens.
    Wenn es zutrifft, dann müssen sie allerdings - nach den Russen zu urteilen, die ich selbst kennengelernt habe - ihre Muttersprache sehr schlecht beherrschen. Zudem haben wir einen schwedischen Dolmetscher für Sie - ja richtig, Sie müssen mit der Admiralität noch vereinbaren, unter welchem Dienstgrad er in der Besatzungsrolle geführt werden soll - so heißt es doch seemännisch richtig, nicht wahr?« Diese kleine Stichelei sah Wellesley ähnlich. Der frühere Generalgouverneur von Indien, jetzt Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, war ein Edelmann von blauestem Blut und dazu ein Weltmann von feinstem Schliff. Mit den paar hingeworfenen Worten hatte er seine erhabene Unwissenheit in allen seemännischen Angelegenheiten und damit natürlich auch seine hochmütige Nichtachtung für diese Dinge zu verstehen gegeben.
    Gleichzeitig hatte er damit diese ungehobelte Teerjacke da seine weltmännische Überlegenheit fühlen lassen, wobei es ihm wenig verschlug, daß besagte Teerjacke zufällig sein eigener Schwager war. Hornblower wurmte dieses Gehaben, und da er sich immer noch in einem Zustand überhöhten Selbstbewußtseins befand, unternahm er es, Wellesley einen Gegenhieb zu versetzen. »Sie stellen doch in jedem Beruf ihren Mann, Richard«, meinte er ganz ruhig. Es tat dem vornehmen Herrn sicher gut, sich daran zu erinnern, daß die Teerjacke immerhin aus verwandtschaftlichen Gründen das Recht hatte, ihn beim Vornamen zu nennen. Außerdem mochte er an dem Wort ›Beruf‹ zu kauen haben - als ob so etwas für ihn überhaupt in Frage käme! »Leider nicht in dem Ihrigen, lieber Hornblower.
    Ich habe mich nie in all diesen Ausdrücken zurechtgefunden und kann Backbord und Steuerbord oder Luv und Lee noch immer nicht unterscheiden. So etwas muß man eben als Schuljunge lernen, genau wie hie, haec, hoc.«
    Es war anscheinend nicht so einfach, die erhabene Selbstzufriedenheit zu durchstoßen, die den edlen Marquis wie ein Panzer umgab. Hornblower ließ diese Episode auf sich beruhen und wandte sich wieder ernsteren Dingen zu. Die Russen hatten in Reval und Kronstadt eine ganz anständige Flotte liegen, sie mochte etwa vierzehn Linienschiffe zählen, und Schweden hatte beinahe ebensoviel. In den deutschen und pommerschen Häfen wimmelte es von französischen Kaperschiffen, und es war eine der wichtigsten Aufgaben, die Hornblower zu übernehmen hatte, die englische Schiffahrt vor diesen Wölfen der See schützen zu helfen. Der Handel mit Schweden war ja für England lebenswichtig, denn von hier aus der Ostsee
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher