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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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weilte und daß er sie anderen Tages wiedersehen sollte.
    Jene Gedanken ließen ihn nicht stillsitzen. Während er schnellen Schrittes zum Hafen ging, hätte er vor Freude singen können, wobei er jegliche Erinnerung daran auszulöschen suchte, daß sich Maria pflichtbewußt in sein Fortgehen fügte. Nun, sie wußte, wie sehr der Kommandant eines in Dienst zu stellenden Linienschiffes in Anspruch genommen wurde. In seinem Drang zur Einsamkeit trieb er die Bootsleute an, bis sie schwitzten. An Deck erwiderte er nur ganz kurz den Gruß des wachhabenden Offiziers, ehe er in die Geborgenheit und den Frieden der Kajüte verschwand. Hunderterlei Dinge hätten seine Aufmerksamkeit auf sich lenken können, aber jetzt hatte er keine Zeit für sie. Er durchschritt den Wohnraum, in dem schon die nötigen Vorbereitungen für sein Anbordkommen getroffen worden waren, und trat auf die große Heckgalerie hinaus. Vor jeder Störung gesichert, konnte er sich dort gegen die Reling lehnen und über das Wasser hinweg in die Ferne starren.
    Die Ebbe hatte bereits eingesetzt. Unterstützt von dem leichten Nordostwind, war die Sutherland so weit herumgeschwojt, daß man von der nach Süden gerichteten Galerie die ganze Lange des Hamoaze genannten Hafenbeckens überblicken konnte. Zur Linken erstreckten sich die Werftanlagen, in denen ein Leben wie in einem Bienenkorb herrschte. Die glitzernde Wasseroberfläche war mit allerlei kleinen Fahrzeugen belebt. In der Ferne, jenseits des Ausrüstungskais, ragte der Mount Edgcumbe empor, während die vom Vorsprung des Devils Point verdeckte Stadt Plymouth selbst unsichtbar war. So blieb es Hornblower versagt, das Dach anstarren zu können, unter dem Lady Barbara weilte.
    Immerhin tröstete ihn das Bewußtsein, daß sie da war und daß er sie andern Tages wiedersehen sollte. In seiner Erregung umspannte er die Reling, bis seine Finger schmerzten. Er wandte sich ab und begann, auf der Galerie hin und her zu gehen, wobei er die Hände als Gegengewicht gegen die von den niedrigen Balken bedingte gebückte Haltung auf den Rücken legte. Der Kummer, den er vor drei Wochen empfunden hatte, als er von der Vermählung der Lady Barbara mit dem Admiral Leighton erfuhr, war inzwischen verflogen. Geblieben war nur die Freude darüber, daß sie sich seiner entsann. Hornblower verstieg sich zu dem Verdacht, daß sie ihren Gatten nur deswegen nach Plymouth begleitet hatte weil sie hoffte, ihm - Hornblower - zu begegnen. Es schien immerhin möglich zu sein. Bei dem Gedanken, sie könnte von dem Wunsch getrieben worden sein, noch ein paar Tage mit ihrem Gatten verleben zu können, hielt er sich nicht auf. Offenbar hatte sie Sir Percy diese Einladung fast sofort nach ihrer Ankunft abgeschmeichelt. Hornblower übersah geflissentlich, daß jeder Admiral den Wunsch verspüren mußte, einen ihm unterstellten neuen Kommandanten so bald wie möglich kennenzulernen. Für ihn stand es fest, daß er es der von der Lady Barbara bewirkten Fürsprache Sir Percys zu danken hatte, daß ihm die Admiralität sofort - das heißt, ohne ihn auch nur einen einzigen Monat auf Halbsold zu setzen - ein neues Kommando übertragen hatte. Somit verdankte er also der Lady Barbara jene zusätzlichen zehn Shilling täglich, die ihm das Kommando eines Linienschiffes eintrug.
    Ein Viertel der Kapitänsliste hatte er bereits hinter sich gebracht. Binnen weniger als zwanzig Jahren - also lange vor dem Erreichen des sechzigsten Lebensjahres - würde er seine Flagge als Admiral setzen, sofern er weiterhin derartige Kommandos erhielt wie bisher. Dann mochten sie ihn seinetwegen zum alten Eisen werfen, denn der Admiralsrang genügte ihm. Mit seinem Ruhegehalt konnte er in London wohnen und einen Gönner finden, der ihm einen Sitz im Parlament verschaffte. Macht, Ansehen und eine gesicherte Lebensstellung würden ihm beschieden sein. Das alles lag durchaus im Bereich der Möglichkeiten und Lady Barbara entsann sich seiner, bewahrte ihm ein freundliches Andenken, wünschte ihn ungeachtet seines ihr gegenüber bekundeten albernen Benehmens wiederzusehen. Hoch gingen die Wogen in ihm.
    Eine auf regungslosen Schwingen dahergleitende Möwe stand plötzlich dicht vor ihm in der Luft und schrie ihm mißtönend ins Gesicht. Scheinbar ziellos flatterte sie dann an der Reling entlang und strich ebenso ziellos wieder davon. Hornblower folgte ihr mit den Augen, und als er seine Wanderung wiederaufnahm, war der Faden seiner Gedanken abgerissen.
    Statt dessen tauchte
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