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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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die quälende Frage des unzureichenden Mannschaftsersatzes vor ihm auf. Morgen mußte er seinem Admiral schändlicherweise eingestehen, daß an Bord der Sutherland noch immer hundertundfünfzig Mann fehlten. Man würde feststellen, daß er hinsichtlich der wichtigsten Pflicht eines Kommandanten versagte. Ein Offizier konnte der denkbar beste Seemann, der schneidigste Soldat sein - Hornblower hielt sich weder für das eine noch für das andere -, und dennoch waren alle seine Talente wertlos, falls es ihm nicht gelang, sein Schiff zu bemannen.
    Vielleicht hatte sich Leighton überhaupt gar nicht für ihn verwendet, so daß Hornblower die Zuteilung zu seinem Geschwader lediglich dem Zufall verdankte. Leighton würde argwöhnen, daß er der Liebhaber seiner Frau gewesen war, Eifersucht würde ihn peinigen, und er würde jede Gelegenheit benutzen, Hornblower zugrunde zu richten. Er würde ihm das Leben zur Hölle machen, ihn zur Verzweiflung treiben und schließlich seine Verabschiedung durchsetzen. Jeder Admiral konnte jedem Kommandanten die Karriere verderben, wenn es ihm darum zu tun war. Es erschien ihm durchaus nicht unmöglich, daß Lady Barbara ihn nur deswegen unter Leightons Gewalt gebracht hatte, um sich für die von ihm erfahrene Behandlung zu rächen. Das kam ihm viel glaubhafter vor als die vorherigen Phantastereien. Das kalte Fieber packte ihn.
    Sie mußte ahnen, wer Maria war, und die Einladung hatte sie nur deswegen veranlaßt, um sich über ihre Unzulänglichkeiten lustig machen zu können. Das Diner sollte zu einer einzigen, ausgedehnten Demütigung des Gastes werden. Innerhalb der nächsten zehn Tage konnte er sich keinen neuen Vorschuß geben lassen, sonst hätte sich Maria das beste Kleid, das in Plymouth zu haben war, besorgen müssen, obwohl es in Plymouth natürlich nichts gab, was vor den Augen der Tochter eines Earls hätte bestehen können, die ihre Garderobe höchstwahrscheinlich aus Paris bezog. Nachdem er seine Offiziere Bush, Gerard, Hooker und Rayner auf den Rekrutenfang geschickt hatte, besaß er jetzt in der ganzen Welt nicht mehr als zwanzig Pfund. Dreißig Mann hatten jene vier mitgenommen, die einzigen zuverlässigen des ganzen Schiffes.
    Wahrscheinlich gab es infolgedessen morgen irgendwelchen Spektakel an Bord, und wahrscheinlich würde dieser ausgerechnet zu jener Zeit seinen Höhepunkt erreichen, da er beim Admiral speiste. Düstere Vorahnungen konnten kaum weitergehen. Ärgerlich riß Hornblower den Kopf empor und stieß heftig gegen einen der vorspringenden Balken Da ballte er die Fäuste und verwünschte den ganzen Dienst, wie er ihn schon unzählige Male verwünscht hatte. Der Anfall endete jedoch bald damit, daß er sich selbst auslachte. Wenn er nicht die Eigenschaft der Selbstverspottung besessen hätte, so würde er schon längst auf die Liste der übergeschnappten Kommandanten der Königlichen Marine gesetzt worden sein. Er riß sich zusammen und schickte sich an, ernsthafter über seine Zukunft nachzudenken.
    Die Befehle, durch die er dem Geschwader des Admirals Leighton zugeteilt wurde, hatten den kurzen Hinweis enthalten, daß er zur Verwendung im westlichen Mittelmeer vorgesehen sei. Dieser Hinweis stellte eine außergewöhnliche Gnade der Admiralität dar. Er selbst kannte Kapitäne, die ihre persönliche Ausrüstung unter der Voraussetzung besorgt hatten, nach Westindien entsandt zu werden, und die dann zu dem für die Ostsee bestimmten Geleitzug kommandiert worden waren. Die Erwähnung des westlichen Mittelmeeres bedeutete, daß es sich um die Blockade von Toulon, den Schutz Siziliens, die Bedrohung der Genueser Küste und wahrscheinlich um eine Beteiligung am spanischen Krieg handelte. Die Aufgaben, die seiner harrten, waren demnach bedeutend vielseitiger, als sie ihm beispielsweise bei der Blockade von Brest gestellt worden waren. Allerdings bestand nunmehr, da Spanien der Verbündete Englands geworden war, erheblich geringere Aussicht für die Gewinnung von Prisengeldern.
    Seine spanischen Sprachkenntnisse ließen Hornblower fast mit Sicherheit annehmen, daß die Sutherland dazu ausersehen war, an der katalanischen Küste mit der spanischen Armee zusammenzuwirken. Lord Cochrane hatte sich dort ausgezeichnet, aber seit kurzem war Cochranes Stern verblaßt.
    Noch sprach man innerhalb der Marine von den Beschlüssen des Kriegsgerichts, das jener Aktion an der Küste des Baskenlandes gefolgt war. Cochrane durfte von Glück sagen, wenn er jemals wieder ein anderes
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