Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Beschaffenheit gerade durch den Gegensatz zu dem sonst überall verwendeten echten Gold unliebsam in Erscheinung treten könnte. Andrerseits hatte er nicht gewagt, zwanzig Guineen für goldene Schnallen auszugeben. Heute abend mußte er es vermeiden, die Aufmerksamkeit auf seine Fußbekleidung zu lenken. Bedauerlich war es, daß sich der Ehrensäbel im Wert von hundert Guineen, der ihm seines Kampfes mit der Natividad wegen vom Patriotischen Fonds verliehen worden war, noch nicht in seinem Besitz befand. So mußte er sich vorläufig mit jenem anderen, halb so wertvollen Ehrensäbel begnügen, den er vor acht Jahren nach der Wegnahme der Castilla als Subalternoffizier erhalten hatte.
    Er ergriff seinen Dreimaster - der Knopf und die Litzen waren ebenfalls echt vergoldet - und zog sich die Handschuhe an. »Bist du fertig?« wandte er sich an Maria.
    »Vollständig, Horatio.« Frühzeitig hatte sie erkannt, wie sehr ihm Unpünktlichkeit verhaßt war, und pflichtbewußt hütete sie sich davor, ihm in dieser Hinsicht zu mißfallen.
    Als sie die Straße betraten, spiegelte sich die Nachmittagssonne in Hornblowers goldenen Schmuck. Ein vorbeikommender Leutnant der Bürgerwehr grüßte ihn respektvoll. Es fiel ihm auf, daß die Dame, die jener Leutnant am Arm führte, Maria aufmerksamer betrachtete als ihn selbst, und in ihrem Blick glaubte er das Befremden darüber zu erkennen, daß sie sich in Begleitung eines höheren Offiziers befand. Aber sie war nun mal seine Frau, seine Jugendfreundin, und nun galt es, ihre selbstlose Herzensgüte zu vergelten, derentwegen er sie geheiratet hatte. Der kleine Horatio und die kleine Maria waren an den Blattern gestorben; wenn keine anderen Gründe vorgelegen hätten, so hätte dies genügt, ihr seine Anhänglichkeit zu sichern. Nun glaubte sie überdies, wieder in Erwartung zu sein. Daß es so weit kommen konnte, war natürlich eine ungeheuerliche Torheit gewesen, aber diese Torheit war immerhin entschuldbar bei einem Mann, dessen Herz sich bei der Nachricht von der Verheiratung der Lady Barbara vor Eifersucht geradezu verzehrt hatte. Dennoch galt es nun, solche Verfehlung durch verstärkte Anhänglichkeit wiedergutzumachen. Sein Ehrgefühl, aber auch die ihm angeborene Empfindsamkeit und Unentschlossenheit zwangen ihn dazu, Maria treu zu bleiben, ihr Zerstreuungen zu bieten und ganz so zu handeln, als sei er ihr wirklich liebender Gatte.
    Das war aber noch nicht alles. Sein Stolz würde ihm niemals gestatten, öffentlich einzugestehen, daß er einen Fehler begangen hatte, einen törichten Mißgriff, wie er von einem unreifen Jungen zu erwarten gewesen wäre. Selbst wenn er es über sich vermocht hätte, Maria das Herz zu brechen, so würde er es allein aus diesem Grunde nicht zu einem offenen Bruch haben kommen lassen. Hornblower entsann sich der unanständigen Bemerkungen, die innerhalb der Marine über Nelsons Eheirrungen gemacht wurden, und auch andere Flaggoffiziere hatten reichlich Anlaß zu allerlei Klatsch geboten. Solange er treu zu seiner Gattin stand, blieb er gegen solchen Klatsch gefeit. Die Öffentlichkeit war Exzentrizitäten gegenüber duldsam, verhöhnte jedoch den Schwächling.
    Vielleicht wunderte man sich über seine Anhänglichkeit, aber das ließ sich ertragen. Solange er sich den Anschein gab, als sei Maria für ihn die einzige Frau auf der ganzen Welt, waren die Menschen gezwungen anzunehmen, daß sie größere Vorzüge besaß, als der Beschauer zunächst annehmen konnte.
    »In den ›Engel ‹sind wir gebeten worden, nicht wahr, Horatio?« vernahm er plötzlich die Stimme Marias neben sich.
    »Ja, allerdings.«
    »Wir sind daran vorbeigegangen. Du hörtest mich nicht, als ich es dir vorhin sagte.«
    Sie kehrten um. Eine lebhafte Magd führte sie in den kühlen und halbdunklen Hintergrund des Gasthauses. Mehrere Personen befanden sich in dem getäfelten Zimmer, das sie nun betraten, aber für Hornblower war nur eine einzige anwesend. Lady Barbara trug ein graublaues Seidenkleid, das genau der Farbe ihrer Augen entsprach. An einem goldenen Halskettchen hingen zwei Saphire, aber leblos schienen die Edelsteine zu sein, wenn man den Blick jener Augen auf sich gerichtet sah. Hornblower verneigte sich und stellte mit einigen gemurmelten Worten Maria vor. Die Ecken des Zimmers schienen in dichtem Nebel zu liegen, so daß nur Lady Barbaras Erscheinung klar hervortrat Die goldbraune Tönung ihrer Wangen war in der Zwischenzeit geschwunden; weiß war ihre Haut, wie es sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher