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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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Schiff bekam. Er war ein lebendiges Beispiel dafür, daß ein aktiver Seeoffizier sehr töricht handelte, wenn er sich in die Politik mischte. Hornblower, in dem Zuversicht und Pessimismus um die Vorhand rangen, hielt es für möglich, daß ihn die Admiralität zum Nachfolger Cochranes bestimmt hatte.
    War das der Fall, so genoß er zweifellos ein bedeutend besseres dienstliches Ansehen, als er bisher zu hoffen gewagt hatte.
    Hornblower gab sich ernstlich Mühe, solche Hoffnungen nicht zu groß werden zu lassen. Er lächelte bei dem Gedanken, daß ein Überschwang der Gefühle nur dazu führte, daß man sich den Schädel am Decksbalken stieß.
    Die Erkenntnis beruhigte ihn wieder, und er sagte sich philosophisch, daß solche akademischen Erwägungen lediglich Kraftvergeudung bedeuteten. Früher oder später würde er erfahren, was man mit ihm vorhatte, und alles Grübeln und alle Sorgen konnten sein Geschick nicht um eine Haaresbreite ändern. Hundertundzwanzig britische Linienschiffe befanden sich in See, wozu noch fast zweihundert Fregatten kamen. Jedes dieser Schiffe wurde von einem Kapitän z. S. geführt, der für seine Mannschaft ein Gott und für die Admiralität höchstwahrscheinlich nur eine Nummer war. Er - Hornblower - mußte also als vernünftiger Mann alle Phantastereien aus seinem Denken verbannen, nach Hause gehen und einen geruhsamen Abend in Gesellschaft seiner Frau verleben, ohne sich von Gedanken an die Zukunft beunruhigen zu lassen.
    Und dennoch, als er die Heckgalerie verließ, um den Befehl zum Klarmachen der Gig zu erteilen, durchströmte ihn bei dem Gedanken, daß er schon morgen Lady Barbara wiedersehen werde, ein Gefühl überwältigender Freude.

3. Kapitel
    »Sehe ich gut aus?« fragte Maria, die ihre Toilette beendet hatte.
    Hornblower stand vor ihr und knöpfte sich gerade den Galarock zu. Er zwang sich zu einem bewundernden Lächeln.
    »Fabelhaft«, nickte er. »Das Kleid bringt deine Figur vorteilhafter zur Geltung als jedes andere, das du getragen hast.«
    Seine Antwort wurde mit einem Lächeln belohnt. Es hätte keinen Zweck gehabt, Maria die Wahrheit zu sagen und ihr zu erklären, daß sich gerade dieses Blau nicht mit dem starken Rot ihrer Wangen vertrug. Mit ihrer untersetzten Gestalt, dem groben schwarzen Haar und der unschönen Gesichtsfarbe konnte Maria überhaupt niemals als gut aussehend erscheinen.
    Günstigenfalls konnte man sie für die Frau eines kleinen Kaufmanns halten und schlimmstenfalls für irgendeine Scheuerfrau, die sich die abgelegten Kleider ihrer Herrin angezogen hatte. Ihre derben roten Hände glichen Hornblowers Meinung zufolge ohnehin denen einer Scheuerfrau.
    »Ich habe noch meine Pariser Handschuhe«, sagte Maria, die seinen Blick wahrnahm. Der Eifer, mit dem sie jedem seiner Wünsche zuvorzukommen suchte, konnte unerträglich lästig werden. In seiner Macht lag es jetzt, sie furchtbar zu kränken, und dieses Bewußtsein peinigte ihn.
    »Desto besser«, erwiderte er galant. Er stand jetzt vor dem Spiegel und zupfte sich den Rock zurecht.
    »Die Galauniform kleidet dich vorzüglich«, meinte Maria bewundernd.
    Nachdem Hornblower mit der Lydia nach England zurückgekehrt war, besorgte er sich zunächst neue Uniformen.
    Infolge der Dürftigkeit seiner Garderobe hatte er sich während der letzten Reise demütigenden Vorfällen aussetzen müssen.
    Jetzt besah er sich wohlgefällig im Spiegel. Sein Rock war aus feinstem blauem Tuch gearbeitet. Die schweren Epauletten, deren Kantillen ihm über die Schulter hingen, bestanden aus echtem Gold, und das gleiche galt von den goldenen, die Knopflöcher umsäumenden Litzen. Die Knöpfe und Ärmelaufschläge glitzerten, wenn er sich bewegte. Es freute Hornblower, die breiten goldenen Ärmelstreifen zu betrachten, die ihn als Kapitän z. S. mit mindestens dreijähriger Dienstzeit kennzeichneten. Seine Krawatte bestand aus echter chinesischer Seide. Mit dem Schnitt der weißen Kniehosen war er zufrieden.
    Die dicken weißen Seidenstrümpfe stellten das Beste dar, was er in dieser Art hatte bekommen können. Während er sie beaugenscheinigte, dachte er mit einem gewissen Schuldbewußtsein daran, daß Maria, unter ihrem Rock verborgen, billige Baumwollstrümpfe trug, die nur vier Shilling das Paar gekostet hatten. Vom Kopf bis zu den Fußgelenken war er gekleidet, wie es sich für einen Gentleman schickte. Nur die Schuhe machten ihm einige Sorge. Die Schnallen bestanden nur aus Tombak. Er fürchtete, daß ihre minderwertige
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