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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
Autoren: C. S. Forester
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solcher Mißgriff, Thompson, und Sie werden degradiert. Statt Unteroffizier zu spielen, werden Sie für den Rest der Reise als Latrinenreiniger fingieren. Wegtreten!«
    Tief beeindruckt von dem wirklichen Zorn, den der Kommandant zu erkennen gegeben hatte, schlich der Gemaßregelte davon.
    »Mr. Bush, bitte, behalten Sie ihn im Auge«, wandte sich Hornblower an seinen Ersten. »Zuweilen pflegt sich ein Unteroffizier für einen erhaltenen Tadel in einer Weise an seinen Untergebenen zu rächen, die überhaupt nicht wiedergutzumachen ist. Das aber wünsche ich unter allen Umständen vermieden zu sehen.«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete Bush philosophisch.
    Hornblower war für ihn der einzige Kommandant, der sich um die Anwendung der Starter kümmerte. Starter bildeten ebenso wie das schlechte Essen, die fünfzig Zentimeter breiten Hängemattsplätze und die ständige Lebensgefahr einen feststehenden Bestandteil des Seemannslebens. Bush vermochte niemals die Disziplinarmethoden Hornblowers ganz zu verstehen. Als Hornblower vor der Mannschaft zugab, daß er sich selbst unter der Pumpe abduschen ließ, war er entsetzt gewesen. Ihm mußte es als Wahnsinn erscheinen, die Leute ahnen zu lassen, daß er Fleisch von ihrem Fleisch war. Aber eine zweijährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß die Eigenart des Kommandanten zuweilen überraschende Ergebnisse zeitigte.
    Er war daher bereit, ihm treu und blindlings, resigniert und dennoch bewundernd zu gehorchen.

2. Kapitel
    »Der Boy des ›Engel‹ hat einen Brief überbracht, Sir«, meldete die Wirtin, nachdem Hornblower sie auf ihr Klopfen an der Wohnzimmertür hatte eintreten lassen. »Er wartet auf Antwort.«
    Ein Blick auf die Anschrift ließ Hornblower zusammenzucken. Diese klaren, weiblichen Schriftzüge, die er vor Monaten zum letztenmal gesehen hatte, bedeuteten ungeheuer viel für ihn. Als er nun seine Frau anredete, suchte er die ihn beherrschenden Gefühle zu verbergen.
    »Er ist an uns beide gerichtet, Maria. Soll ich ihn öffnen?«
    »Bitte.«
    Hornblower riß den Umschlag auf und entfaltete das kurze Schreiben.
    Gasthaus zum Engel, Plymouth, den 4. Mai 1810
    Konteradmiral Sir Percy und Lady Barbara Leighton würden es sich zur Ehre gereichen lassen, wenn der Herr Kapitän und Mrs. Horatio Hornblower morgen um vier Uhr bei ihnen speisen wollten.
    »Der Admiral wohnt im ›Engel‹. Er bittet uns für morgen zu Tisch«, sagte Hornblower so gelassen, wie es sein klopfendes Herz zuließ. »Lady Barbara ist bei ihm. Ich denke, wir müssen annehmen.«
    Er reichte die Einladung seiner Frau hinüber.
    »Ich habe nur mein blaues Kleid anzuziehen«, bemerkte Maria, nachdem sie es gelesen hatte.
    Natürlich; das erste, woran eine Frau beim Erhalten einer Einladung dachte, war ihre Toilette. Hornblower bemühte sich, seine Gedanken auf die Frage des blauen Kleides zu richten, während sein Herz bei dem Bewußtsein der Nähe der Lady Barbara Jubellieder sang.
    »Es steht dir ausgezeichnet«, sagte er. »Du weißt, wie gern ich es immer hatte.«
    In Wirklichkeit hätte es wohl eines besseren Kleides bedurft, um Marias plumpe Figur etwas vorteilhafter erscheinen zu lassen. Andrerseits wußte Hornblower aber auch, daß man diese Einladung unter allen Umständen annehmen mußte und daß es ein Akt der Freundlichkeit war, wenn er Maria hinsichtlich ihres Aussehens beruhigte. Letzten Endes war es ganz gleichgültig, was sie trug, wenn sie nur selbst glaubte, daß es ihr stand. Ihr durch das Kompliment ausgelöstes fröhliches Lächeln ließ ihn Gewissensbisse empfinden. Wie Judas Ischariot kam er sich vor.
    Neben Lady Barbara würde Maria natürlich höchst unscheinbar und schlecht angezogen aussehen, aber er war sich auch darüber klar, daß sie zufrieden und arglos sein würde, solange er so tat, als liebe er sie.
    Er schrieb also eine sorgfältig erwogene Antwort und läutete, um sie dem Boten aushändigen zu lassen. Dann knöpfte er sich den Uniformrock zu.
    »Ich muß an Bord«, erklärte er.
    Marias vorwurfsvoller Blick schmerzte ihn. Er wußte, daß sie darauf gerechnet hatte, den Abend in seiner Gesellschaft verbringen zu können, und tatsächlich hatte er eigentlich nicht die Absicht gehabt, an Bord zu gehen. Es handelte sich nur um einen Vorwand, denn der Gedanke, mit Maria im Wohnzimmer sitzen und ihren geistlosen Bemerkungen zuhören zu müssen, war ihm unerträglich. Er wünschte allein zu sein, um sich des Bewußtseins zu erfreuen, daß Lady Barbara in der gleichen Stadt
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