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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
Autoren: C. S. Forester
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über diese Kunde, und Cornwallis konnte kaum umhin, das auch zu spüren.
    »Ja«, fuhr er fort, »einmal kommen wir alle an die Reihe.
    Einundfünfzig Jahre habe ich in der Navy gedient.«
    »Und es waren weiß Gott schwere Jahre, Sir.«
    »Ja, das kann man wohl sagen. Seit zwei Jahren und drei Monaten habe ich keinen Fuß mehr an Land gesetzt.«
    »Kein anderer hätte es Ihnen an Leistungen und Verdiensten gleichgetan, Sir.«
    Ja, das konnte man wirklich sagen. Kaum ein anderer wäre fähig gewesen, die Kanalflotte während dieser ersten Kriegsjahre in so hoher, nie nachlassender Kampfbereitschaft zu erhalten, daß jeder Versuch Bonapartes, ihrem eisernen Griff zu entkommen, von vornherein zum Scheitern verdammt war.
    »Sie schmeicheln mir, Hornblower«, antwortete ihm Cornwallis, »das ist sehr freundlich von Ihnen. Gardener wird mein Nachfolger, er versteht sich mindestens ebensogut auf seine Aufgabe wie ich.« Obwohl Hornblower immer noch ganz von der eben gehörten schmerzlichen Nachricht erfüllt war, nahm sein immerwacher Geist davon Notiz, daß Cornwallis Gardeners Namen ohne den formellen Zusatz »Lord« oder »Admiral« genannt hatte. Das hieß, daß ein Flottenchef, mochte er auch im Begriff sein, den Dienst zu quittieren, ihm, dem kleinen Commander, die Ehre erwies, ohne Ansehung des Rangunterschieds kameradschaftlich mit ihm zu plaudern.
    »Dennoch finde ich kaum Worte, Sir, um Ihnen zum Ausdruck zu bringen, wie sehr ich diesen Wechsel bedaure.«
    »Genug davon«, sagte Cornwallis, »befassen wir uns lieber mit erfreulicheren Dingen.« Der Blick seiner blauen Augen war so scharf, daß er Hornblower förmlich damit durchbohrte. Was er dabei entdeckte, mußte ihm besondere Freude machen, denn sein Ausdruck wurde sichtlich milder, ja, er verriet sogar etwas wie persönliche Zuneigung.
    »Ist Ihnen denn nichts anderes in den Sinn gekommen, als Sie von meinem bevorstehenden Abschied hörten?«
    »Nein, Sir«, gab Hornblower verwundert zur Antwort, »nur was ich sagte: daß ich darüber sehr traurig bin.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, Sir.«
    »Soviel Selbstlosigkeit hätte ich nicht für möglich gehalten.
    Oder wissen Sie nicht, welches Recht ein ausscheidender Flottenchef in Anspruch nehmen darf?«
    »Nein, Sir.« Das stimmte noch, als Hornblower diese Worte sprach. Einen Augenblick später kam ihm dann die Erleuchtung:
    »Ach ja, richtig...«
    »Endlich scheint es bei Ihnen zu dämmern. Ja, es stehen mir drei Beförderungen zu: einen Fähnrich zum Leutnant, einen Leutnant zum Commander und einen Commander zum Kapitän.«
    »Jawohl, Sir.« Hornblower brachte diese Worte kaum heraus, so heftig mußte er plötzlich schlucken.
    »Diese Einrichtung ist zweifellos gut«, fuhr Cornwallis fort.
    »Am Ende seiner Laufbahn kann ein Chef diese Beförderungen aussprechen, ohne jemand zu fürchten und ohne um jemandes Gunst zu buhlen. Er hat ja in dieser Welt nichts mehr zu erwarten und kann daher schon für die nächsten Verdienste sammeln, indem er mit seiner Wahl danach strebt, dem Besten der Navy zu dienen.«
    »Gewiß, Sir.«
    »Muß ich wirklich noch weiterreden? Grade herausgesagt: Ich werde Sie zum Kapitän befördern.«
    »Besten Dank, Sir. Ich - ich - kann nicht...« Es stimmte aufs Haar, er war in der Tat sprachlos.
    »Wie ich schon sagte, ich habe einzig und allein den Nutzen im Auge, der der Navy daraus erwächst. Da konnte ich keinen Besseren wählen als Sie.«
    »Danke, Sir.«
    »Merken Sie sich aber eins: Dies ist der letzte Dienst, den ich Ihnen erweisen kann. In 14 Tagen bin ich ein Niemand. Haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie keine hochgestellten Gönner besitzen?«
    »Das ist richtig, Sir.«
    »Bei der Verteilung von Kommandostellen spielen aber Beziehungen eine große Rolle. Darum hoffe ich sehr, daß Sie recht bald wichtige Leute zu Freunden bekommen. Ferner möchte ich Ihnen wünschen, daß Sie in Zukunft mit dem Prisengeld mehr Glück haben als bisher. Ich habe in diesem Punkt bestimmt mein möglichstes für Sie getan.«
    »Ich bin lieber ein armer Kommandant als irgend so ein reicher Beutemacher.«
    »Es sei denn, er wäre Admiral«, sagte Cornwallis und verzog dabei den Mund zu einem belustigten Grinsen. »Jawohl, Sir.«
    Cornwallis erhob sich von seinem Stuhl. Er war jetzt wieder ganz Flottenchef, und Hornblower sah sich von ihm entlassen.
    Der Admiral rief so laut und weithin tragend, wie es in der Navy allgemein Brauch war: »Ich lasse Kapitän Collins bitten!«
    »Ich möchte Ihnen
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