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Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)

Titel: Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
Autoren: Don Both , Kera Jung
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wie diesem nicht einschalten , dachte Leon. Sie sind fehl am Platz.
    Das traf tatsächlich zu.
    Ohne das grelle, so schmerzlich reale Neonlicht, hätte man annehmen können, man befände sich in einer jener Postkartenlandschaften, die man mit den Gebirgsgegenden Europas in Verbindung bringt.
    Der Lärm der wenigen Autos, die bei diesem Wetter überhaupt unterwegs waren, wurde vom Schnee fast gänzlich verschluckt. Auf den Gesichtern der Leute, nur spärlich unter den dicken Kapuzen und Schals auszumachen, lag dieser selige Ausdruck, den man nur einmal im Jahr bei nahezu allen Menschen findet.

    Leon blickte zum von einer dichten Wolkendecke verschlossenen Himmel, sich des eigenen Lächelns nicht bewusst.
    Petrus meint es in diesem Jahr gut mit uns.
    Nun, nach drei heiligen Abenden in Folge ohne eine einzige Schneeflocke, war das nur gerecht.
    »Guten Tag, Mr. Storm!«
    Er sah nach links, das Lächeln wurde breiter. »Jan! So spät noch unterwegs?« Wie weißer Dampf erhob sich sein Atem in die eisige Luft.
    Der vierzehnjährige Junge, dessen Wangen vom Frost gerötet waren, schnitt eine Grimasse. »Sie hat die Preiselbeeren vergessen!« Womit wohl seine Mutter gemeint war. Leon grinste. »Und du musst es ausbaden? Wie gemein!«
    Erstaunen machte sich auf Jans Gesicht breit. Doch dann hatte er offensichtlich den Schalk in den Augen des Mannes entdeckt, denn auch er lachte. »Na ja, morgen gibt es Geschenke, da riskiere ich besser nichts! Ein frohes Fest wünsche ich Ihnen!«
    »Ebenfalls!«, rief Leon, nicht sicher, dass der Bengel es noch hörte. Trotz der gefährlichen Glätte eilte der nämlich bereits davon. Dabei schwang er seine Tüte bedrohlich weit ausholend hin und her.
    Leon lachte leise, dann nahm er seinen eigenen Beutel etwas fester in den Arm und setzte gemächlich den Heimweg fort.
    Es war noch Zeit.
    Hin und wieder erwiderte er den freundlichen Gruß eines Passanten, der vielleicht von seiner Frau in letzter Sekunde zum Supermarkt geschickt worden war. Um Preiselbeeren zu kaufen – schätzte Leon und lachte auf. Ja, so konnte es gehen. Diesbezüglich war er bedeutend cleverer.
    Die Einkäufe erledigte er bereits etliche Tage vor dem Fest, und zwar vollständig. Außerdem oblag ihm die Zubereitung des Dinners. Maya hatte nie Anstalten gemacht, an dieser Regelung zu rütteln. Möglicherweise, weil sie selbst über eher bescheidene Kochkünste verfügte.
    Nur aus einem Grund war er um diese Uhrzeit unterwegs: Leon wollte sie frisch. Als wären sie soeben erst gepflückt worden. Am günstigsten noch mit dem letzten Morgentau versehen, den sie unter freiem Himmel genießen durften.
    Für seinen Schatz immer nur das Beste.
    Eine weitere der unumstößlichen Regeln. So, wie er es liebte und Maya es längst akzeptiert hatte.
    Mit einem halben Lächeln betrachtete er die Spuren, die von den wenigen Füßen im Schnee hinterlassen worden waren. Bis zum Mittag hatte es unaufhörlich geschneit.
    Die Räumfahrzeuge gaben sich am Nachmittag erschöpft geschlagen. Ein Segen – wie Leon fand. So war man gezwungen, die Hektik, die sonst das Leben beherrschte, hinter sich zu lassen und sich zu besinnen.
    An einem Tag wie diesem eine durchaus angebrachte Entscheidung.
    Im Hausflur grüßte er Ben, den Portier. Der hatte sein Geschenk bereits am Morgen erhalten und wünschte ihm eine frohe Weihnacht.
    Wie immer ließ Leon den Aufzug links liegen und machte sich zu Fuß an den Aufstieg. Dies war nicht seiner angeblichen Sportlichkeit geschuldet, sondern weil er befürchtete, irgendwann stecken zu bleiben. Gerade heute käme etwas Derartiges einer himmlischen Katastrophe gleich.
    Sein Truthahn garte im Ofen. Wenn seine Bergung endlich erfolgreich beendet war, wäre der Braten nur noch ein Stück Kohle. Nicht annähernd gut genug für Maya.
    Als er das dunkle Appartement betrat, wusste er, dass sie bisher nicht eingetroffen war. Das störte Leon keineswegs. Auf diese Art blieb ihm mehr Zeit, die Dinge so zu richten, dass sie sich ihrer würdig erwiesen.
    Perfekt.
    Mit der ihm eigenen Sorgfalt barg er den Strauß Rosen aus der Tüte. Er war recht schwer, es handelte sich um neunundsechzig lange Stiele. Behutsam löste er sie in der Küche aus dem Papier. Dann arrangierte er sie in einer großen Vase, die er schließlich auf die vorbereitete Tafel im Wohnzimmer stellte.
    Bereits wieder auf dem Weg zum Herd machte Leon noch einmal kehrt und schaltete die Beleuchtung an dem kleinen Weihnachtsbaum ein. Er hatte ihn am gestrigen
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