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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16
Autoren: Der Sklavenplanet
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seine Sorgen verschwanden.
    »Du musst dich natürlich mit einer Wachabteilung der Queen’s Own abfinden«, murmelte er. »Ich lasse dir die Einheit da, die uns hierher begleitet hat, denn Judith und ich brauchen sie auf dem Rückweg nicht.«
    Er sah Ruths gequältes Gesicht.
    »Ich will keine Widerworte hören, liebe Tochter. Meine Schwester bringt mich um, wenn ich die Leute nicht bei dir lasse.«
    Ruth erhob keine Einwände, jedenfalls jetzt nicht. Es wäre unmöglich gewesen, denn Berry hatte die Terrasse erreicht und trat auf den Rabbi zu. Die Krönung konnte endlich beginnen. Michael wusste jedoch, dass er später noch einen Kampf mit ihr auszufechten hätte. Er begriff auch den eigentlichen Grund, der nichts mit dem diplomatischen Getue zu tun hatte, den sie Vorbringen würde: Sie empfand ein tiefes Schuldgefühl wegen des Todes ihrer früheren Leibwächter. Nicht so sehr, weil die Leute in Erfüllung ihrer Pflicht gefallen waren, sondern weil sie sich unverzüglich mit dem Mann verbündet hatte, der zwar nicht für ihren Tod verantwortlich, aber untätig geblieben war, obwohl er den Tod ihrer Leute hätte verhindern können.
    Doch darum machte sich Michael keine Gedanken. Die Mentalität der Queen’s Own begriff er viel besser als seine Tochter. Besser, als sie es je begreifen würde. Trotz ihrer Erziehung würde Ruth nie wirklich wie eine Angehörige des Königshauses denken - oder ihre engsten Gefolgsleute. Michael war sich ziemlich sicher, dass die Leute des Queen’s Own seine Adoptivtochter bereits richtig einschätzten. Königliche Rücksichtslosigkeit aus Gründen der Staatsräson würde sie nicht stören, auch wenn der Preis das eigene Leben war. Das lag in der Natur des Spieles, auf das sie sich eingelassen hatten. Wichtig war ihnen nur, dass die königliche Person, der sie dienten und die sie beschützten, das Spiel zu spielen verstand - und zwar gut, mit einem echten Ziel vor Augen, mit Mut und mit Elan. Sie opferten klaglos ihr Leben, solange sie der Ansicht waren, ihr Leben würde nicht einfach von einem Trottel oder Feigling vergeudet.
    »Ich werde ihnen nichts befehlen«, murmelte er. »Ich werde um Freiwillige bitten. Sie werden sich alle melden, Ruth, ohne jede Ausnahme. Wart’s nur ab.«
    Ein damit zusammenhängender Gedanke traf ihn. Michael musterte die illustren Persönlichkeiten auf der Terrasse ab. Die offiziellen Repräsentanten der Republik Haven, Kevin und Virginia Usher, standen in vorderster Reihe. Aber ...
    »Wo ist denn übrigens dieser geheimnisvolle Victor Cachat? Ich habe den Mann noch immer nicht kennen gelernt.«
    Ruth sah ein wenig verlegen drein. »Äh, er ist wohl nicht hier, glaube ich. Na, vielleicht ist er es doch. Schwer zu sagen. Und wenn er hier ist, entdeckst du ihn sowieso nicht. Thandi ... - General Palane, meine ich - hat ihn gebeten, sich um die Sicherheit zu kümmern. Sie konnte es nicht, weil sie ja selbst an der Zeremonie teilnimmt. Ein bisschen irregulär ist es zwar, aber Torch hat einfach noch keinen funktionierenden Sicherheitsapparat.«
    ›Irregulär‹ war recht milde ausgedrückt. Michael hatte schwer an der Vorstellung zu kauen, dass seine Sicherheit - und die seiner Frau und Tochter - in den Händen eines havenitischen Geheimagenten lag. Einen merkwürdigen Beigeschmack hatte dieser Gedanke.
    Ruth lächelte leicht. »Entspanne dich, Dad. Im Augenblick ist er auf unserer Seite. Oder besser gesagt, auf der gleichen Seite wie wir, wenn auch nicht auf ›unserer‹. Solange das der Fall ist, könnten wir nicht in größerer Sicherheit sein. Vertrau mir da einfach.«
    Während der eigentlichen Zeremonie sprach Michael nur ein einziges Mal. »Das ist sehr gescheit«, wisperte er. »Wessen Idee war es?«
    »Webs«, antwortete Ruth im Flüsterton. Ihr Blick zuckte zu Jessica Stein, die in der Schar Honoratioren an der Terrasse stand. »Rabbi Hideyoshi war wohl der engste Freund ihres Vaters, obwohl er selbst nie der Renaissance Association angehört hat.«
    Michael vermutete, dass Ruth einige Faktoren in der Gleichung übersah. Er beschloss, später unter vier Augen persönlich mit Du Havel darüber zu sprechen. Gewiss, einen Rabbi aus Hieronymus Steins Zweig des Judaismus auszuwählen, um die Zeremonie zu leiten, war ein gerissener Weg, um die Bande zur Renaissance Association enger zu knüpfen. Außerdem umging man dadurch die unangenehme Situation, ein neues königliches Haus zu schaffen, ohne dass es den Segen einer organisierten
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