Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16
Autoren: Der Sklavenplanet
Vom Netzwerk:
immer, wenn Anton sah, als wie selbstverständlich sie diese Familienzugehörigkeit mittlerweile betrachteten, freute er sich.
    Seine Freude konnte er auf ein andermal verschieben. In diesem Moment waren eher strenge väterliche Anweisungen gefragt. Deshalb verkniff er sich sein Lächeln, blieb abrupt stehen und blickte seine Tochter warnend an. Die vier Soldaten, die plötzlich und unerwartet anhalten mussten und beinahe in ihre Schützlinge hineingelaufen wären, beachtete er gar nicht.
    »Na, und?«, wollte er wissen. Er bemühte sich gar nicht erst zu verhindern, dass seine Bassstimme durch den weiten Korridor rumpelte, obwohl der breite Highlandereinschlag seine Worte vermutlich unverständlich machte, bevor sie dem Haushofmeister zu Ohren kamen, der an der Flügeltür stand.
    »Die Monarchin steht im Zentrum der Dinge, Mädchen. Dafür erhält die Krone meinen Gehorsam. Einen Gehorsam,
    der bedingungslos ist, solange die Dynastie die Rechte ihrer Untertanen achtet. Es gilt aber auch das Gegenteil. Ich verurteile Ihre Majestät nicht für das Tun ›ihrer‹ Regierung, vergiss das nicht. Wir leben in einer konstitutionellen Monarchie, und wie die Dinge im Augenblick stehen, wäre es albern, Ihrer Majestät das Fehlverhalten der Regierung vorzuwerfen. Aber gelobt wird sie dafür auch nicht.«
    Als er sah, wie Berry schluckte, hätte er beinahe aufgelacht. Für ein ehemaliges Straßenkind aus der Chicagoer Unterwelt war Macht eben Macht, und zum Teufel mit ›dem Gesetz‹ Kein Gesetz und kein Gesetzeshüter hatten Berry vor dem Entsetzlichen beschützt, das sie durchgemacht hatte. Und auf der Welt, von der sie stammte, hätten sowohl Gesetz als auch Gesetzeshüter selbst dann nicht gehandelt, wenn sie gewusst hätten, was Berry angetan wurde. Erst die nackte Gewalttätigkeit von Antons Tochter Helen, des jungen havenitischen Geheimdienstoffiziers namens Victor Cachat und eines Dutzends mörderischer Ex-Sklaven aus dem von Jeremy X angeführten Audubon Ballroom hatten sie ein für alle Mal aus ihren Leiden gerettet.1
    Dennoch war es die Aufgabe des Vaters, seine Kinder zu erziehen, und Anton schreckte vor dieser Pflicht ebenso wenig zurück wie vor jeder anderen.
    Hinter ihm räusperte sich ein Soldat, eine nicht besonders höfliche Erinnerung: Die Königin wartet, du Idiot!
    Eine großartige Gelegenheit zur Fortsetzung der Lektion, sagte er sich. Anton starrte den Soldaten - den Sergeant, der ihre kleine, vierköpfige Eskorte kommandierte - mit seinem einschüchterndsten Blick an.
    Und einschüchternd war dieser Blick allemal. Anton war zwar kein hochgewachsener Mann, aber so breit und außerordentlich muskulös, dass er aussah wie ein Zwergenkönig aus der Sage. Der kantige Kopf und die dunklen Augen - hart wie Achate in solchen Momenten - unterstrichen diesen Eindruck. Die Soldaten, die seinem Blick begegneten, fragten sich in diesem Moment zweifelsohne, ob Anton mit bloßen Händen Stahlstangen verbiegen konnte.
    Was er tatsächlich konnte. Wahrscheinlich fiel den Soldaten nun plötzlich ein, dass der grotesk untersetzte Mann, der sie so warnend anblickte, früher einmal der Wrestling-Meister des Sternenkönigreichs in seiner Gewichtsklasse gewesen war.
    Die vier machten einen halben Schritt zurück. Die rechte Hand des Sergeants zuckte sogar ein winziges Stück zur Dienstwaffe, die an seiner Seite im Holster steckte.
    Das genügte. Anton legte es schließlich gar nicht darauf an, einen Zwischenfall zu provozieren. Er nahm langsam den Blick von den Soldaten und wandte sich wieder seiner Tochter zu.
    »Ich bin kein verdammter Adliger, Mädchen. Und du auch nicht. Deshalb bitten wir nicht wie Höflinge um Gefälligkeiten - und wir beugen auch nicht das Knie. Man hat mich aufs Trockene gesetzt, und die Königin hat keinen Einwand erhoben. Also kann sie damit genauso gut leben wie die Schuldigen oder ich. Und darum hängt die Uniform im Schrank und bleibt auch dort. Verstanden?«
    Berry war noch immer nervös. »Soll ich mich denn nicht vor der Königin verneigen oder so?«
    Anton lachte rau. »Weißt du denn überhaupt, wie man sich ›verneigt‹?«
    Berry nickte. »Mommy hat es mir beigebracht.«
    Antons warnender Blick kehrte mit ganzer Macht zurück. Hastig fügte Berry hinzu: »Aber nicht so, wie sie es macht - oder es jedenfalls gemacht hat, bevor sie eine Bürgerliche wurde.«
    Anton schüttelte den Kopf. »Verneigen ist etwas für offizielle Anlässe, Mädchen. Wir haben eine formlose Audienz. Stelle dich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher