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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16
Autoren: Der Sklavenplanet
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Cathy noch Anton hatten dieses Bild vom Audubon Ballroom - und die Königin ebenfalls nicht, da war sich Anton ziemlich sicher -, doch Privatansichten waren eine Sache, offiziellen Positionen eine andere. Ob Elisabeth III. nun mit der Einstellung ihrer Regierung gegenüber dem Ballroom einverstanden war oder nicht, es blieb bei der offiziellen Position. Deshalb musste sich die Königin hüten, Cathy eine formelle politische Würdigung zuzuerkennen, auch wenn sie ihre freundschaftliche persönliche Beziehung aufrechterhielten, wann immer sie einander auf gesellschaftlichen Ereignissen ›zufällig‹ begegneten. Andererseits - da war Anton sich sicher - wäre niemand entzückter gewesen als Königin Elisabeth, wenn Cathy die Gräfin von New Kiev als Vorsitzende der Freiheitlichen Partei ablöste.
    Elizabeth lachte wieder auf. »In was sie mich alles hineingezogen hat! Eine Klemme nach der anderen. Meine Lieblingseskapade - dafür ist sie monatelang des Palastes verwiesen worden, meine Mutter war so wütend - war, als ...«
    Sie verstummte abrupt. Das Grinsen ließ nach, und ihre Miene wirkte beinahe angestrengt, doch der neckische Ausdruck verschwand nicht vollständig.
    »Ja, ich weiß, Captain Zilwicki. Und jetzt ist sie wieder des Palastes verwiesen worden - politisch, wenn auch nicht persönlich -, und zwar nicht auf Anordnung der Königinmutter, sondern auf meinen Befehl hin. Und das ist, wie es sich fügt, auch der Grund, aus dem ich Sie hergebeten habe: Auf eine recht komplizierte Weise hängt beides zusammen.«
    Die Queen winkte knapp dem Haushofmeister. Der Mann hatte offenbar darauf gewartet, und er und einer der wachestehenden Soldaten holten zwei von den Stühlen, die an der Wand standen, und stellten sie vor die Königin und ihre Gesellschafterin.
    »Setzen Sie sich bitte, Captain. Alle beide.«
    Interessant, dachte Anton. Zwar kannte er das höfische Protokoll nicht aus eigener Erfahrung, aber er wusste eine Menge darüber. Er kannte sich mit den meisten Dingen aus, die Bereiche berührten, welche ihm wichtig waren. Gewiss fehlte es ihm in einigen der feineren Punkte an Kenntnis, doch die Sitzordnung war relativ einfach. Wenn jemand vor die Monarchin zitiert wurde, erhielt man entweder einen Platz angeboten, sobald man den Raum betrat, oder man stand während der gesamten Audienz. Der Unterschied war recht krass und zeigte, welchen Stellenwert man besaß oder ob man in der Gunst der Königin stand, oder auch beides.
    Durch dieses Halb-und-halb-Arrangement signalisierte die Königin ihm wohl, dass es sich um eine Halb-und-halb-Angelegenheit handelte. Jeder, auf dessen Schultern nicht die unvermeidliche Last des höfischen Protokolls ruhte, hätte vielleicht einfach gesagt: Schauen wir mal, ob wir uns einig werden.
    Antons Sinn für Humor war nicht so offensichtlich wie der seiner Geliebten Cathy Montaigne, doch es fehlte ihm daran keineswegs. Als er sich nun setzte, musste er den Impuls unterdrücken, der Königin zu entgegnen: Gut, Sie mischen, ich hebe ab.
    Kaum saßen sie, als Elizabeth Winton auf die junge Frau neben sich wies und sagte: »Das ist meine Nichte Ruth, wie Sie wahrscheinlich schon geschlussfolgert haben.«
    Anton nickte zuerst der Queen zu, um ihre Vermutung zu bestätigen, dann der königlichen Nichte.
    »Sie werden nur selten ein Bild von ihr gesehen haben - in den letzten vier Jahren kein einziges -, weil wir sie stets aus dem Rampenlicht gehalten haben.« Ein wenig steif fügte sie hinzu: »Das hat übrigens keineswegs die Ursache - egal was die Medien sich zusammenspekulieren -, dass das Haus Winton auch nur die geringsten Schwierigkeiten mit Ruths Abkunft hätte oder sich gar dessen schämte. In den ersten Jahren wollten wir Ruth vor möglichem Schaden bewahren. Ihr Vater - der Vergewaltiger ihrer Mutter, sollte ich wohl sagen - konnte wie viele masadanische Fanatiker entkommen, nachdem der Earl von White Haven als Reaktion auf den masadanischen Angriff gegen Grayson den Planeten Masada besetzt hatte. Wir fahnden zwar nach wie vor nach diesen Leuten, doch wie Sie wohl noch besser wissen als ich, ist es uns bislang nicht gelungen, sie aufzuspüren.«
    Die Königin verzog das Gesicht, und Zilwicki stimmte ihr innerlich zu. Einem disziplinierten, harten Kern aus der masadanischen Abart der Kirche der Entketteten Menschheit war es gelungen, in den Untergrund zu gehen und dort zu bleiben. Dass sie nach über fünfzehn T-Jahren manticoranischer Besatzung immer noch unentdeckt geblieben
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