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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Autoren: David Weber
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mit einem gequälten Blick. Nun war es an Richard Harrington, ein leichtes Schuldgefühl zu empfinden; diesen letzten Satz hätte er sich besser verkniffen. »Wenn du etwas unternehmen willst, warum magst du dann nicht heute Nachmittag mit Mom nach Twin Forks fahren?«
    »Weil Twin Forks absolut hohl ist, Daddy.« Verzweifelter Ärger färbte Stephanies Antwort, obwohl sie genau wusste, wie taktisch unklug das war. Selbst überdurchschnittlich erträgliche Eltern wie die ihren wurden halsstarrig, wenn man ihnen allzu nachdrücklich widersprach – aber mal ehrlich: Twin Forks war zwar der ›Ort‹, der dem Harringtonschen Gehöft am nächsten lag, aber dieses Kaff konnte sich gerade einmal fünfzig Familien rühmen, die dort wohnten, und die meisten von Stephanies Gleichaltrigen in Twin Forks waren echte Zorkköpfe. Keiner davon interessierte sich auch nur im Geringsten für Xenobotanik oder Biosystematik. In ihrer gesamten Freizeit versuchten sie nichts anderes, als irgendein Tier zu fangen, das klein genug war, um es zähmen zu können; ob und wie sehr sie damit ihrem ›Kuscheltier‹ in spe schadeten, war ihnen wohl egal. Stephanie zweifelte keinen Augenblick, dass jedweder Versuch, irgendeinen von diesen Zorks für ihre Erkundungszüge zu rekrutieren, eher früher als später zu einem Wortgefecht oder sogar zu dem einen oder anderen blauen Auge führen müsste. Nicht etwa, dass sie an der Situation Schuld gewesen wäre, in der sie sich nun hier auf Sphinx befand. Sie könnte bereits als Praktikantin auf ihrer ersten Exkursion unterwegs sein, wären nicht ihre Eltern gewesen, die sie ausgerechnet dann von Meyerdahl verschleppten, als man sie endlich beim Jugendprogramm der Forstbehörde angenommen hatte. Stephanie trug jedenfalls nicht die Schuld daran, dass es anders gekommen war, und da konnten sie ihr doch wenigstens erlauben, den eigenen Besitz zu erkunden!
    »Twin Forks ist nicht ›absolut hohl‹«, widersprach ihr Vater energisch.
    »Und ob«, erwiderte sie mit vorgeschobener Unterlippe, und Richard Harrington holte tief Luft.
    Er zwang sich, im Geiste einen Schritt zurückzutreten und mehr Geduld zu sammeln, jenes lebenswichtigste aller elterlichen Talente. Das Bedauern, das er bei Stephanies Gesichtsausdruck empfand, machte es ihm ein wenig leichter, sein Temperament zu zügeln. Freiwillig hatte sie nicht jeden ihrer Freunde und Bekannten auf Meyerdahl zurückgelassen, und er wusste genau, wie sehr sie sich auf das Praktikum bei der Forstbehörde gefreut hatte. Doch Meyerdahl war seit tausend Jahren besiedelt – Sphinx nicht. Zum einen lebten die gefährlichen Raubtiere Meyerdahls nur noch in den Naturschutzgebieten, die man ihnen überlassen hatte, und zum anderen behandelten die Ranger des Forstdienstes ihre Praktikantinnen und Praktikanten wie rohe Eier. Die Naturparks, in denen die Exkursionen der Jugendprogramme stattfanden, waren von vorn bis hinten mit Satcomrelais, Überwachungselektronik und schnell verfügbaren Erste-Hilfe-Stationen ›vernetzt‹. Sphinx’ endlose Wälder hingegen waren weder erschlossen, noch wurden sie in irgendeiner Weise überwacht. Dort lebten Raubtiere wie der schreckliche Hexapuma, der fünf Meter lang werden konnte, und der kaum weniger gefährliche Gipfelbär. Zwei Drittel der Flora bestand zudem aus immergrünen Pflanzen, selbst hier in den so genannten Subtropen. Darum konnte auch der beste Vermessungssatellit unter dem grünen Blätterdach nur wenig erkennen. Generationen würden vergehen, bis man auch nur ein ungefähres Bild davon hatte, wie viele Millionen unbekannte Tierarten im Schatten der gewaltigen Bäume lebten.
    Folglich stand jede Wiederholung des Erkundungsausflugs, den Stephanie am Vortag unternommen hatte, völlig außer Frage. Sie schwor, sich nicht weit vom Haus entfernt zu haben, und Harrington glaubte ihr. Stephanie hatte ihren eigenen Kopf und konnte gelegentlich durchtrieben sein, aber sie log nicht. Außerdem hatte sie ihr Armbandcom mitgenommen, sodass sie immer erreichbar gewesen war; wäre sie in Schwierigkeiten geraten, hätte er sie anpeilen können. Doch darum ging es überhaupt nicht. Stephanie war seine Tochter, und er liebte sie; wenn sie einem Hexapuma Aug in Auge gegenüberstand, brächten alle Armbandcoms der Welt ihn nicht mehr rechtzeitig in den Flugwagen.
    »Hör mir zu, Stephanie«, sagte er schließlich, »ich weiß ja, dass Twin Forks im Vergleich zu Hollister nichts Besonderes ist, aber mehr habe ich dir nicht zu bieten.
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