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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Autoren: David Weber
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Überschuss an Sängerinnen besaß, musste er die möglichen Nachfolgerinnen schützen, indem er ihnen gefährliche Aufgaben verweigerte. Klettert-flink begriff die Gründe dafür sehr gut, doch konnte er die Konsequenzen nicht so leicht akzeptieren wie die anderen Kundschafter und Jäger seines Clans. Es hatte durchaus seine Nachteile, der Bruder einer Sagen-Künderin zu sein, die wegen der Freiheiten schmollte, die ihre Rolle ihr verweigerte – ihrem Bruder aber gestattet waren. Klettert-flink lachte leise keckernd (ohne dass es finstere Folgen für ihn haben konnte; Singt-wahrhaftig war zu weit entfernt, um seine Gedanken noch schmecken zu können), dann schob er sich verstohlen auf den vordersten Baum vor. Leichtfüßig stieg er in die höchste Astgabel und ließ sich dort auf seinem bequemen Polster aus Zweigen und Laub nieder. Die Heimsuchungen der kalten Spanne machten einige Reparaturen an seinem Sitzplatz nötig, aber damit eilte es nicht. Noch war das Polster benutzbar, und außerdem dauerte es noch etliche Tage, bis die knospenden jungen Blätter das Material liefern konnten, das Klettert-flink benötigte.
    In gewisser Weise fand er es schade, dass die Blätter sich bald öffneten. Solange sie fehlten, fiel helles Sonnenlicht durch die dünnen Zweige der Baumkrone und warf sanfte Wärme auf den spähenden Klettert-flink. Mit einem wohligen Seufzen streckte er sich auf dem Bauch aus, legte das Kinn auf die gefalteten Echthände und richtete sich auf langes Warten ein. Kundschafter lernen schon früh Geduld. Wenn sie bei dieser Lektion Ermunterung benötigten, so gab es zahlreiche Lehrer, die gern aushalfen – von Stürzen bis hin zu Todesrachen. Solche Nachhilfe hatte Klettert-flink allerdings nie gebraucht, und mehr deshalb denn wegen seiner Beziehung zu Singt-wahrhaftig rangierte er unter den Spähern des Clans nur hinter Kurzer Schweif, dem obersten Kundschafter im Clan vom Hellen Wasser – daher hatte man ihn auserwählt, die Zwei-Beine im Auge zu behalten.
    So wartete er nun regungslos im warmen Sonnenschein und beobachtete den merkwürdigen, von einer Kante gekrönten Wohnbau aus Stein, den die Zwei-Beine mitten auf der Lichtung errichtet hatten.
     

2
     
    »Es ist mir ernst damit, Stephanie!«, sagte Richard Harrington mit Nachdruck. »Du wirst nicht noch einmal in den Wald gehen, ohne dass ich oder deine Mutter dabei sind. Haben wir uns verstanden, junge Dame?«
    »Ach, Daaaaddy …«, hub Stephanie an, doch als ihr Vater die Arme verschränkte, schloss sie augenblicklich den Mund. Dann begann er, mit der rechten Schuhsohle auf den Teppich zu klopfen, und ihr sank das Herz. Nein, es sah nicht gut aus. Das Gebaren ihres Vaters warf kein gutes Licht auf ihr – sagen wir -Verhandlungsgeschick, und das passte ihr fast ebenso wenig wie das Verbot, das sie stets hatte verhindern wollen und das nun ausgesprochen war. Elf T-Jahre war sie alt, ein helles Köpfchen, Einzelkind und so zauberhaft, dass es für drei gereicht hätte. Ihre Ausstrahlung brachte ihr gewisse Vorteile ein; gleich als Erstes nach dem Sprechen hatte sie gelernt, ihren Vater um den kleinen Finger zu wickeln. Zwar hegte sie schon lange den Verdacht, dass ihr Erfolg in nicht zu unterschätzendem Ausmaß von Daddys Bereitschaft abhing, sich um den kleinen Finger wickeln zu lassen, doch das war ihr recht, wenn es nur funktionierte. Mom hingegen war schon immer ein härterer Brocken gewesen – und auch der Vater zögerte nicht, alle Nachsichtigkeit völlig skrupellos über Bord zu werfen, wenn die Situation seiner Meinung nach Unnachgiebigkeit erforderte.
    Wie jetzt zum Beispiel.
    »Wir brauchen gar nicht weiter darüber zu reden«, sagte er mit unheilverkündender Ruhe. »Nur weil du noch keine Hexapumas oder Gipfelbären gesehen hast, heißt das längst nicht, dass es da draußen keine gibt.«
    »Aber ich habe den ganzen Winter lang in der Stube gesessen, ohne etwas unternehmen zu können«, wandte sie in so vernünftigem Ton ein wie möglich. Sie unterdrückte geflissentlich den Anflug von Schuldgefühlen, den die Erinnerung an Schneeballschlachten, Langlaufski, Schlittenfahrten und diverse andere Ablenkungen, bei ihr hervorriefen. »Ich will nach draußen und mich umsehen!«
    »Das weiß ich ja, meine Süße«, sagte der Vater sanfter als zuvor und verwuschelte ihr das braune Lockenhaar. »Aber da draußen ist es gefährlich. Du weißt genau, dass wir nicht mehr auf Meyerdahl sind.« Stephanie verdrehte die Augen und bedachte ihn
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