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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
Autoren: David Weber
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wünschte er, die Tänzer vom Blauen Berg wären eine Spur weniger auf der Hut gewesen. Vielleicht hätte man schon damals herausfinden können, was die Zwei-Beine hier wollten. Dann hätten die Leute zwischen dem ersten Verschwinden der Fremden und ihrer Wiederkehr beschließen können, wie man sich ihnen gegenüber verhalten sollte.
    Klettert-flink war der Meinung, dass es sich bei diesen ersten Zwei-Beinen um Kundschafter wie ihn gehandelt haben musste. Gewiss waren auch die Zwei-Beine so klug, anfangs Späher auszusenden; jeder Clan verfuhr so, wenn er sein Revier erweitern wollte. Warum aber hatte der Rest ihres Clans dann so lange abgewartet? Und weshalb verteilten sich die Zwei-Beine so weit? Wie wenig sie waren! Um das Wohnnest auf der Lichtung zu erbauen, die Klettert-flink beobachtete, hatten sich mehr als ein Dutzend Zwei-Beine sehr anstrengen müssen, obwohl sie über diese vielen schlauen Werkzeuge verfügten, und es war groß genug, um einem ganzen Clan Unterkunft zu bieten. Trotzdem waren die Erbauer nach vollendeter Arbeit einfach weitergezogen. Mehr als zehn Tage lang hatte es leer gestanden, und nun wohnten darin nur drei Zwei-Beine, eins von ihnen – wenn sich Kletterflink nicht sehr irrte – noch ein Junges. Manchmal fragte er sich, was wohl den Wurfgeschwistern dieses Jungen zugestoßen sein mochte, doch wirklich verwunderlich erschien ihm, dass die Zwei-Beine sich durch ihre weite Verteilung offenbar freiwillig jeder Verständigung mit ihren Artgenossen beraubten.
    Aus diesem Grund glaubten viele Kundschafter, die Zwei-Beine unterschieden sich nicht nur in Bezug auf Größe, Gestalt und Werkzeuge von den Leuten, sondern in jeglicher Hinsicht. Gerade die Fähigkeit, sich mit anderen zu verständigen, machte es ja aus, zu den Leuten zu gehören: Nur nicht-denkende Wesen wie die Todesrachen, die Schneejäger oder jene, die den Leuten zum Opfer fielen, lebten abgeschlossen für sich, und deshalb konnten die Zwei-Beine keine Leute sein, denn schließlich waren sie nicht nur geistesblind, sondern mieden auch ihre eigenen Artgenossen. Klettert-flink indes zweifelte an dieser Schlussfolgerung. Nicht einmal sich selbst vermochte er eindeutig zu erklären, wie er zu seiner Meinung kam, aber er war felsenfest davon überzeugt, dass auch die Zwei-Beine Leute waren – zumindest in gewisser Hinsicht. Klettert-flink war von ihnen fasziniert, und immer wieder lauschte er dem Lied von den ersten Zwei-Beinen und ihrem Ei. Zum einen bemühte er sich, durch das Lied zu begreifen, was sie damals gewollt hatten. Darüber hinaus beförderte dieses Lied selbst jetzt noch Untertöne, von denen er glaubte, sie an den Zwei-Beinen zu erspüren, die er beobachtete.
    Leider hatten zu viele Sagen-Künderinnen das Lied im Laufe der Zeit sehr geglättet, bevor Singt-wahrhaftig es dem Clan vom Hellen Wasser vorgetragen hatte. So etwas widerfuhr sehr oft alten Liedern oder solchen, die über lange Strecken weitergegeben worden waren. Dieses Lied aber war beides: uralt und aus der Ferne. Obwohl seine Bilder nach wie vor klar und scharf waren, hatte jede der vielen Sagen-Künderinnen, die vor Singt-wahrhaftig gekommen waren, die Bilder doch ein wenig gefärbt und verzerrt. Klettert-flink wusste daher zwar, was die Zwei-Beine getan hatten, aber nicht weshalb. Weil so viele Künderinnen auf das Lied eingewirkt hatten, war jede Spur eines etwaigen Geistesleuchtens, von dem die lange verstorbenen Beobachter gekostet haben mochten, lange verloren.
    Klettert-flink hatte bisher nur Singt-wahrhaftig anvertraut, was er von ›seinen‹ Zwei-Beinen aufgefangen zu haben glaubte. Natürlich war es seine Pflicht, den Sagen-Künderinnen Bericht zu erstatten, und diese Pflicht hatte er erfüllt. Doch hatte er Singt-wahrhaftig dabei beschworen, seinen Verdacht für sich zu bewahren, denn manch anderer Kundschafter hätte ihn schallend ausgelacht. Singt-wahrhaftig hatte nicht gelacht, doch andererseits hatte sie ihm auch nicht zugestimmt. Am liebsten wäre sie persönlich zum Clan der Tänzer vom Blauen Berg oder vom Schnelllaufenden Feuer gereist, um von deren ältesten Sagen-Künderinnen das Lied über die Zwei-Beine unverfälscht zu hören. Doch das stand außer Frage: Sagen-Künderinnen waren das Herz jedes Clans, das Speicherhaus für Erinnerungen, der Verbreiter von Weisheit. Sagen-Künderinnen waren immer Weibchen, und ihr Verlust durfte nicht riskiert werden. Es war ganz gleich, was Singt-wahrhaftig gern wollte: Solange ein Clan keinen
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