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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
Autoren: David Weber
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lehnte sich zurück, musterte das Gesicht des Admirals und grunzte schließlich, ein müdes, zorniges und ganz klein wenig verzweifeltes Geräusch. Dann ruckte er widerwillig.
    »Mehr kann ich wohl nicht von Ihnen verlangen, Sir Thomas«, sagte er schwerfällig. »Ich möchte Sie nicht damit beleidigen, daß ich Wunder von Ihnen fordere, aber die Situation ist ernst, sehr ernst. Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch einen Monat haben … aber gewiß haben wir nicht mehr als vier, höchstens fünf, dann sind die Kartelle gezwungen, den Handel mit Silesia aufzugeben.«
    »Ich verstehe«, antwortete Caparelli, erhob sich und reichte Hauptmann die Hand. »Ich werde tun, was ich kann – und so schnell wie möglich. Ich verspreche Ihnen, die Lage mit Ihnen persönlich zu erörtern, sobald ich mit Admiral White Haven konferiert habe. Mit Ihrer Erlaubnis lasse ich Ihnen von meinem Schreibersmaat einen weiteren Termin geben. Vielleicht fällt uns dann etwas Besseres ein. Bis dahin bleiben wir in Verbindung. Sie und Ihre Geschäftsfreunde können die Lage in Silesia vermutlich besser beurteilen als wir hier in der Admiralität, und wir wären Ihnen dankbar für jede Hilfe, die Sie meinen Fachleuten und dem Planungsstab zukommen ließen.«
    »Also gut«, seufzte Hauptmann, erhob sich und schüttelte dem Admiral die Hand, dann überraschte er Caparelli mit einem ironischen Grinsen. »Ich weiß, daß ich nicht gerade der umgänglichste Mensch in diesem Universum bin, Sir Thomas. Ich versuche sehr, mich nicht wie der Elefant im Porzellanladen zu benehmen, und ich begreife, mit welchen Schwierigkeiten Sie es zu tun haben. Ich weiß zu würdigen, wie sehr Sie sich um unseretwillen bemühen, und hoffe nur, daß wir irgendwo eine Lösung finden.«
    »Geht mir nicht anders, Mr. Hauptmann«, antwortete Caparelli leise und führte den Besucher zur Tür. »Geht mir nicht anders.«
     
    Der Admiral der Grünen Flagge Hamish Alexander, Dreizehnter Earl von White Haven, fragte sich, ob er wohl genauso müde aussah wie er sich fühlte. Der Earl war neunzig T-Jahre alt, aber in einer Gesellschaft, die das Prolong-Verfahren zur Lebensverlängerung noch nicht kannte, hätte man ihn ohne weiteres für einen jung wirkenden Vierzigjährigen gehalten, und das auch nur, weil sich in seinem schwarzen Haar einige weiße Strähnen zeigten. Rings um seine eisblauen Augen hatten sich nun neue Falten eingegraben, und er war sich seiner Erschöpfung nur allzu deutlich bewußt.
    Vor dem Bullauge seiner Pinasse wich die Ebenholzschwärze des Weltraums tiefem Indigoblau. Das Beiboot senkte sich auf die Stadt Landing hinab, und White Haven spürte seine Müdigkeit bis in die Knochen. Mehr als fünfzig Jahre lang hatte sich das Sternenkönigreich – oder wenigstens die Realisten darin – vor dem unausweichlichen Krieg gegen die Volksrepublik gefürchtet, und die Navy (sowie Hamish Alexander) hatte diese Jahre für die Vorbereitungen genutzt. Nun stand dieser Krieg bereits im dritten Jahr – und hatte sich als so brutal erwiesen, wie Alexander befürchtet hatte.
    Nicht, daß Havens Kriegführung gut gewesen wäre; die Volksrepublik war nur leider so verdammt groß.
    Trotz der inneren Verletzungen, die sie sich seit der Ermordung von Erbpräsident Harris selbst zugefügt hatte, trotz der Wirtschaft, die auf tönernen Füßen stand, und der Säuberungen, durch die die Volksflotte ihre erfahrensten Raumoffiziere eingebüßt hatte, ja selbst trotz der Trägheit der Dolisten wankte die Volksrepublik so unaufhaltsam voran wie ein alles verschlingender Moloch. Wäre Havens Industrie auch nur halb so effizient gewesen wie die des Sternenkönigreichs, hätte Manticore keinerlei Siegesaussichten besessen. Zum Glück war das nicht der Fall, und eine Kombination aus Befähigung, Hartnäckigkeit und mehr Glück, als ein fähiger Stratege sich erhoffen durfte, hatten der RMN bislang ermöglicht, sich gegen Haven zu behaupten.
    Aber Behaupten allein reichte nicht.
    White Haven seufzte und rieb sich die müden Augen. Ungern kehrte er der Front den Rücken, aber wenigstens hatte er Admiral Theodosia Kuzak, an die er vorübergehend das Kommando abtreten konnte. Bei ihr durfte er sich darauf verlassen, daß sie während seiner Abwesenheit die Lage unter Kontrolle behielt. White Haven schnaubte. Zum Teufel, vielleicht nimmt sie sogar Trevors Stern? Ja, vielleicht schafft sie, was ich so oft vergebens versucht habe!
    Er nahm die Hand von den Augen und blickte wieder hinaus,
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