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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
Autoren: David Weber
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destabilisieren, und wenn die havenitischen Verteidiger tatsächlich, wie geplant, abgelenkt sein würden, könnte ein Aufklärer den Transit machen, seine Ortungen vornehmen, wenden und wieder ins Wurmloch gehen, bevor er angegriffen würde. Aber wenn die Haveniten nicht abgelenkt wären, erführe Homefleet niemals, wer oder was den Kundschafter abgeschossen hätte.
    »Ich gestehe es ein: das Ganze ist riskant«, antwortete der Earl. »Leider sehe ich keine Alternative. Und wenn wir kühl abwägen, dann bedeutet der Verlust eines einzigen Schiffes nur sehr wenig im Vergleich zu der Gefahr, daß unser Vorrücken weiterhin so schleppend vonstatten geht und schließlich im Sande verläuft. Wenn es sein müßte – wenn ich dadurch gewinnen könnte –, würde ich offenen Auges ein ganzes Geschwader opfern. Zwar ungern, aber in Relation zu all denen, die wir schon verloren haben und die wir noch verlieren werden, wenn wir so weitermachen, halte ich das mögliche Opfer immer noch für unsere beste Alternative. Und wenn der Plan gelingt, dann haben wir die Havies zwischen zwo Feuern gefangen und besitzen die reelle Chance, sie alle auszuschalten. Ja, gewiß ist das Risiko groß, aber der mögliche Gewinn ist überwältigend.«
    »Hm«, grunzte Caparelli noch einmal und stellte den Stuhl auf die Hinterbeine, während er nachdachte. Eigentlich ironisch, daß ausgerechnet White Haven einen Plan wie diesen in Erwägung zog, denn er klang eher nach etwas, das Caparelli sich ausgedacht haben könnte – falls er gewagt hätte, dergleichen überhaupt in Betracht zu ziehen. Denn White Haven galt als Meister der indirekten Methoden und hatte einen an Genialität grenzenden Sinn für den richtigen Moment, um einen unerwarteten Kniff anzuwenden oder auf irgendeine Weise den feindlichen Verband einiger Geschwader zu berauben. Seine Verachtung für »Alles oder nichts«-Schlachtpläne war legendär. Der Gedanke mußte ihm zutiefst widerstreben, den Kriegsverlauf vom Ausgang eines einzigen Zugs abhängig zu machen, eines Zuges, der zudem die Subtilität eines Vorschlaghammers aufwies.
    Ein weiterer Grund, der für den Erfolg spricht, begriff Caparelli. Haven war über das Offizierskorps der RMN genauso gut informiert wie das ONI über die Volksflotte. Daher mußte der Gegner wissen, wie untypisch ein solcher Zug für White Haven war, und White Haven hatte die Strategie der RMN maßgeblich beeinflußt. In Anbetracht dessen bestand durchaus die Möglichkeit, daß McQueen auf den Trick hereinfiel – aber dann mußte die zeitliche Abstimmung funktionieren, sonst drohte der Manticoranischen Allianz eine Katastrophe.
    »Also schön, Mylord«, erklärte Caparelli schließlich, »aber bevor ich mich für oder gegen Ihren Vorschlag entscheide, sind noch einige Fragen zu beantworten. Auf jeden Fall leite ich den Plan zur Begutachtung an Pat Givens, die Kriegsschule und meinen Stab weiter. Sie haben ganz sicher recht damit, daß wir uns nicht für immer und ewig ausbluten lassen können, und mir gefällt auch nicht die Kompetenz, die McQueen an den Tag legt. Wenn wir ihr Trevors Stern abnehmen, dann läßt das Komitee für Öffentliche Sicherheit sie vielleicht an die Wand stellen, um die Nachrückenden zu ermutigen.«
    »Vielleicht«, stimmte White Haven mit einer Grimasse zu, die Caparelli nur zu gut verstand. Auch ihm gefiel der Gedanke nicht besonders, daß jemand willens war, gute Offiziere hinzurichten, die ihr Möglichstes getan hatten, nur weil ihre Anstrengungen nicht ausreichten, um den Feind aufzuhalten, aber das Sternenkönigreich kämpfte ums Überleben. Wenn die Volksrepublik so zuvorkommend war, ihre besten Kommandeure zu beseitigen, dann nahm Sir Thomas Caparelli den erwiesenen Gefallen gern an.
    »Was mich an Ihrem Plan am meisten stört – abgesehen von«, er konnte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, gegen den Earl zu sticheln, »der Möglichkeit, die Homefleet lahmzulegen – ist die Verzögerung. Zur Verwirklichung Ihres Vorschlags müßten wir Ihre leichten Einheiten sogar noch verstärken, anstatt welche abzuziehen, und in Anbetracht der Lage in Silesia …« Er zuckte mit den Schultern, und White Haven nickte verstehend.
    »Wie schlimm trifft uns das?« fragte er.
    Caparelli runzelte die Stirn. »Absolut gesehen könnten wir es durchaus überleben, den Handel mit Silesia komplett einzustellen«, antwortete er. »Das wäre nicht angenehm; Hauptmanns Kartell und auch die anderen würden Zeter und Mordio schreien.
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