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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil
Autoren: David Weber
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Selbstzerfleischung zurückwies, klar und deutlich zu ihr herüber. Und in dem Teil ihres Verstandes, der noch immer in der Lage war zu denken, wußte sie auch, daß er recht hatte. Daß sie, wenn sie erst Abstand zur Schlacht hatte, sich an den Mut ihrer Besatzungen erinnern würde; an die Weise, wie sie sich über ihre Defizite erhoben und wie großartig die Leute sich für Honor geschlagen hatten. Nach einiger Zeit würde sie mit Stolz an diesen schrecklichen, blutigen Tag zurückdenken können … doch ganz gleich, wie sehr die Leute verdient hatten, daß man sich mit Stolz an sie erinnerte – in Honor weckte dieses Wissen nur Übelkeit.
    Einmal mehr schloß sie die Augen und atmete durch, dann schob sie sich tiefer in den Kommandosessel. Langsam wandte sie den Kopf und sah, daß ihr Stab sie anblickte. Die Gesichter der Leute waren weiß und angespannt. Honor wußte, daß sie so geschockt und entsetzt waren wie sie selbst, und sie drehte den Sessel zu ihnen herum. Sie zwang sich zum Lächeln, zwang sich, selbstbewußt und entschlossen zu wirken, während ihr Herz voll Jammer war.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Commander Bagwell kam ihr zuvor.
    »Mylady«, meldete er, »Verband Zulu hat soeben seine Beschleunigung in Richtung Hypergrenze auf Null gesenkt.« Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Sie fliehen nicht mehr, Mylady.«
     

34
    Auf der Flaggbrücke von VFS Conquerant war es sehr still.
    Ihre lichtschnellen Systeme hatten dreieinhalb Minuten benötigt, um ihnen alle Einzelheiten der kurzen, furchtbaren Vernichtung zu zeigen, die sich dreiundsechzig Millionen Kilometer hinter ihnen abgespielt hatte. Aber schon vorher hatte das Verschwinden der Impellersignaturen von Kampfgruppe 14.1 ihnen die Natur dieser Einzelheiten prophezeit. Ein Schlachtschiff , dachte Thomas Theisman wie betäubt. Nur ein Schlachtschiff hat überlebt!
    Theisman begriff nun, wer das Kommando auf der anderen Seite führte – wer das sein mußte . Die Feindaufklärung hatte sich zwar mit der Abschätzung geirrt, wie schnell Grayson die gekaperten Superdreadnoughts umrüsten könnte, jedoch richtig damit gelegen, wo Honor Harrington war, denn dieses brutale, professionelle Gemetzel trug ihre Handschrift. Sie hat’s der Volksflotte schon wieder gegeben , dachte er. Hat uns nach allen Regeln der Kunst geschlagen und läßt es aussehen, als wäre nichts dabei.
    Theisman hätte sie am liebsten gehaßt, aber das vermochte er nicht. Er konnte vor Wut schäumen über die Schlappe, die Harrington der Volksflotte bereitet hatte, ja, und er konnte sich danach sehnen, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen, aber er hatte die Frau hinter diesem Namen persönlich kennengelernt. Er hatte gesehen, was es sie kostete, ihre Feinde zu töten und die eigenen Leute zu verlieren, und auf irgendeine Weise hielt ihn das davon ab, sie ehrlich hassen zu können.
    Er wußte, daß er die Operation am besten abbrechen sollte. Unternehmen Dolch war mit dem Mann gestorben, der es ersonnen hatte, und Gott allein wußte, mit wie vielen tausend anderen noch. Harrington besaß genügend Aufschlußgeschwindigkeit, um ihn auf seinem augenblicklichen Kurs noch etliche Millionen Kilometer vor der Hypergrenze abzufangen, aber wenigstens hatten seine kleineren Schlachtschiffe auch gegenüber ihren hochgezüchteten Superdreadnoughts einen Beschleunigungsvorteil. Wenn er den Kurs um neunzig Grad änderte, würde Harringtons Geschwindigkeitsvorteil keine Rolle mehr spielen; er würde einen neuen Schubvektor erzeugen, auf dem sie ihn niemals rechtzeitig einholen könnte, und genau das sollte er tun, aber …
    Thomas Theisman ignorierte das erschrockene Schweigen seines Stabes, ignorierte auch das erbleichte Gesicht des Kommissars auf dem Sessel neben sich und hämmerte einen Befehl in seine Tastatur.
    Er beobachtete, wie die Computer gehorsam die kurze, wilde Schlacht weit achteraus der Conquerant rekonstruierten, so gut sie konnten, und kniff schließlich die Augen zusammen.
    »Senken Sie unsere Beschleunigung auf Null, Megan.«
    Sein Operationsoffizier blickte ihn eine Sekunde lang fassungslos an, dann schluckte die Frau. »Aye, Bürger Admiral«, antwortete sie, und Theisman hörte, wie sie die Befehle an den Rest der Kampfgruppe weiterleitete.
    »Was haben Sie eigentlich vor?« zischte Dennis LePic ihm ins Ohr. Theisman wandte sich dem Kommissar zu und blickte ihm weitaus gelassener in die Augen, als ihm tatsächlich zumute war.
    »Ich denke nach,
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