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Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami

Titel: Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
Autoren: David Weber
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etwas vergessen hatte, denn etwas vergaß sie immer. Die einzige Frage war, wie störend oder peinlich es sich auswirkte, sobald sie entdeckte, was sie diesmal liegen gelassen hatte.
    Bei dem Gedanken schnaubte sie und stellte sich grinsend vor, wie Berry sie dafür aufgezogen hätte. Berry betonte immer, Helen sei der einzige Mensch in der gesamten Galaxis, der ein eigenes Taschenuniversum mit sich umherschleppe. Anders könne sie auf keinen Fall so manches verloren haben, was zu ver. legen allein ihr gelang. Natürlich war Berry im Gegensatz zu Helen geradezu zwanghaft ordentlich, auch wenn das niemand vermutet hätte, so schlampig, wie sie sich normalerweise kleidete. Andererseits war das wohl nur der aktuelle Stil bei den Teenagern, nahm Helen an. Und, dachte sie voll Ernüchterung, folgen kann Berry ihm jetzt ja nicht mehr.
    Sie zuckte mit den Schultern und zog sie zusammen, als könnte sie die Sorgen, die sie sich um ihre Adoptivschwester machte, damit irgendwie abschütteln. Manchmal war sie ihr eher wie eine Adoptivtochter erschienen. Sie wusste, wie albern das war, und dennoch hatte sie anfangs geglaubt, sie würde immer die Beschützerin der misshandelten Waise sein, die sie aus den Slums von Old Chicago gerettet hatte, und jetzt ... war sie es nicht mehr.
    Aber es gibt immer Dinge, die sich einfach nicht fügen, sagte sie sich. So wie ihre Mutter zu ihrer Patentverleihung hätte kommen sollen - und nicht kommen konnte. Sie spürte einen vertrauten Schmerz, ein altbekanntes Verlustgefühl, und streifte sich rasch eine Träne ab. So was Blödes! Seit Jahren beweinte sie den Tod ihrer Mutter nicht mehr. Das lag keineswegs daran, dass er sie nicht mehr bedrückte, aber selbst die schlimmsten Wunden heilen, wenn man sie überlebt. Sie hinterlassen Narben, aber sie heilen, und man macht weiter. Es liegt am Letzten Appell, dachte Helen grimmig. Wie so viele andere Klassen zuvor Zeuge des Opfertods von Edward Saganami und seiner kompletten Besatzung zur Rettung der Frachter unter ihrem Schutz zu werden - und sich zu erinnern, wie Captain Helen Zilwicki genau das Gleiche getan hatte.
    Das aber lag Jahre zurück, und Helen war damals noch ein Kind gewesen. Trotz des tiefen Schmerzes, der niemals völlig verschwand, war ihr Leben wahrhaft weitergegangen, und sie hatte anderen Verlust und andere Freuden erfahren. Hatte sie die Mutter auch verloren, blieb ihr doch immer noch die unerschütterliche Liebe ihres Vaters, und nun hatte sie noch Berry, Lars und Catherine Montaigne. In einem Universum, in dem die Menschen, die man liebte, als Einziges wirklich zählten, bedeutete das eine Menge. Eine verdammte Menge, dachte Helen grimmig.
    Sie atmete tief durch, schüttelte den Kopf und beschloss, dass es ohnehin keinen Sinn habe, hier herumzustehen und zu erraten versuchen, was sie vergessen, verloren oder verlegt hatte. Hätte sie darauf kommen können, wäre es von vornherein nicht vergessen worden - oder verloren oder verlegt.
    Sie klappte den Deckel ihrer Raumkiste zu, gab die Kombination ein und fuhr den eingebauten Kontragrav hoch. Die Kiste stieg elegant in die Höhe und schwebte am Ende des Haltestricks. Helen setzte sich sorgfältig das Barett auf, wandte sich um und verließ ihre Wohnheimstube für immer.
    »Helen! He, Helen!«
    Als die vertraute Stimme ihren Namen rief, sah sie sich über die Schulter. Wie eine Billardkugel mit fiesem Effet schoss ein kleiner dunkelhaariger Raumkadett mit dunklen Augen durch die Menschenmenge, die zur Shuttlehalle Alpha-Drei wollte. Helen hatte nie begreifen können, wie Midshipman Kagiyama damit durchkam. Natürlich war er über zehn Zentimeter kleiner als sie und dazu drahtig.
    Helens Körperbau geriet mehr nach der Seite ihrer toten Mutter, als dass sie ihrem massigen Vater nachschlug, aber trotzdem war sie ein erheblich . substanziellerer Typ als Aikawa. Dank seiner geringen Größe konnte er sich durch Lücken quetschen, in denen sie unweigerlich stecken geblieben wäre, aber das war noch nicht alles. Vielleicht lag es einfach daran, dass er unverfrorener war als sie. Jedenfalls setzt er seine Ellbogen energischer ein, dachte sie, während sie zusah, wie er an einer gestikulierenden Traube ziviler Geschäftsleute vorbeizischte - oder durch sie hindurch?
    Grinsend hielt er neben ihr an, und sie schüttelte den Kopf, als die scharfen Blicke der verärgerten Geschäftsleute unerklärlicherweise bei dem Versuch versagten, ihn in einen kleinen Haufen aus feiner, rauchender Asche
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