Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Grunde vorprogrammiert.
    Im Augenblick erging es Scott MacDallan nicht besser.
    Der ›Streuner‹, wie der ausgemergelte Baumkater von den Zivonik-Kindern getauft worden war, hatte sich den dürren Leib vollgestopft und war prompt eingeschlafen. Nach der erfolgreichen Geburt eines kreischenden kleinen Lew Zivonik hatte der Streuner es Scott großzügig erlaubt, ihn in warmes Seifenwasser zu tauchen, um das verkrustete Blut und den Schmutz abzuwaschen. Doch danach ließ er Scott überhaupt nicht mehr los, ganz gleich, welche Anreize ihm auch geboten wurden. Zitternd und unlösbar klammerte er sich an Scotts Hemd, das Irina freundlicherweise gewaschen hatte, während er den kleinen Lew auf die Welt brachte.
    Fisher äußerte nun stumm, aber unmissverständlich einen neuen Wunsch: Scott solle nach draußen gehen. Der Arzt vermutete, dass sein Baumkater ein Begehren des Streuners weitergab; vielleicht aber fing er sogar selbst etwas von dem abgemagerten kleinen Kerl auf, der ihn nicht loslassen wollte. Ergründen konnte er jedenfalls nicht, warum die Baumkater solchen Wert darauf legten, dass er nach einer langen, anstrengenden Entbindung in eine Pfostenbaumwildnis hinauszog, obwohl er so müde war, dass er am liebsten nach Hause geflogen und den Abend mit Schlafen verbracht hätte.
    Doch jedes Mal, wenn er in ruhigem Ton vorschlug, zunächst in die Stadt zu fliegen und später zurückzukehren, geriet Fisher nahezu in Panik, und der fremde Baumkater stieß jämmerliche, erstickte Laute aus wie ein Kätzchen, das im Maul eines Killerhunds zermalmt wird. Scott musste schlucken und versuchte, den beiden gut zuzureden. »Aber Fisher, in zwei Stunden ist es dunkel, und ich brauche meinen Schlaf wirklich. Nach Einbruch der Dunkelheit möchte ich nicht mehr fliegen, nicht so müde, wie ich bin.«
    »Bliek …«
    Aleksandr fragte: »Haben Sie denn irgendein Gefühl, wie weit die beiden Sie in den Urwald mitnehmen wollen?«
    Scott schüttelte den Kopf. »So viele Einzelheiten kann ich nicht ausmachen. Das kann niemand. Man kann nur das undeutliche Gefühl auffangen, es mit einer intelligenten Person zu tun haben«, log er und war sich dabei Irinas scharfen Blicks sehr deutlich bewusst. »Aus Pantomime und Zeichensprache ergeben sich manchmal sogar sehr klare Bilder. Aber es kann einen verrückt machen, wenn Sie sich mit einem Intelligenzwesen verständigen wollen, das Ihre Sprache nicht lernen kann, und dabei genau wissen, dass Sie seine Sprache ebenso wenig je beherrschen werden.« Er überlegte kurz und fragte schließlich: »Fisher? Meinst du, wir können dorthin fliegen?«
    Er empfing einen verworrenen Gefühlsschwall, in dem Bestürzung vorherrschte, und schloss die Augen, um das Chaos auseinander zu dividieren: Bedenken, heftige Furcht, Zorn … Scott stutzte und sah Fisher an. Zorn? Fisher kauerte vor ihm auf dem Tisch, er wirkte verloren und ernst zugleich.
    »Ich bin mir nicht sicher warum«, sagte Scott langsam, »aber ich glaube, die Baumkatzen wollen nicht, dass ich den Flugwagen nehme. Sie fürchten sich davor. Nicht Fisher, meine ich; er ist schließlich schon oft mit mir geflogen. Aber falls ich seine Reaktion richtig verstehe – und ich kann Ihnen sagen, davor steht ein gewaltiges Falls –, dann verliert der Streuner allein bei dem Gedanken an den Flugwagen vor Angst fast den Verstand.«
    Alek hob die buschigen Augenbrauen. »Tatsächlich? Na schön, wir könnten jetzt noch zu Fuß aufbrechen. Wenn wir in einer Stunde nichts gefunden haben, drehen wir um und kommen später wieder. Sie übernachten im Zimmer der Jungen und schlafen gut aus, dann versuchen wir es morgen früh noch einmal.«
    »Bliek!«, riefen beide Baumkatzen zugleich aus.
    »Ich glaube, sie sind einverstanden«, sagte Irina lächelnd.
    Alek fügte hinzu: »Ich habe ein Ersatzgewehr. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass wir einem Hexapuma begegnen, und Gipfelbären kommen normalerweise nicht so tief ins Tal, aber ich gehe ohne ein zuverlässiges Gewehr nie in den Wald.«
    Scott sah auf. »Wer würde Ihnen das verübeln? Ich habe schon gesehen, wie Hexapumas und Gipfelbären einen schlecht bewaffneten Menschen zurichten. Aber danke, ich habe mein eigenes Gewehr im Flugwagen.« Er schob den Stuhl zurück und bot Fisher die Schulter dar. Der Baumkater sprang leichtfüßig auf seinen Stammplatz. »Ich will’s nur gerade holen.«
    Der Streuner weigerte sich, in die Nähe von Scotts Flugwagen zu gehen. Scott holte seine Marschausrüstung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher