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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx
Autoren: David Weber
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Feldpolizisten folgten den fliehenden Volksflottenleuten.
    An diesem Punkt hatte Testaniere einen Rückzug außer Reichweite der Granatwerfer angeordnet. Die Leichen hatten sie zurückgelassen, dafür aber die Verwundeten mitgenommen. Die Hand voll überlebender Volkskämpfer besaß noch drei Fahrzeuge. Vielleicht konnten sie das offene Land erreichen, Kontakt mit den anrückenden Truppen Euvinophans aufnehmen und im Lager des Kriegsherrn jenseits der Berge eine wenigstens zeitweilige Zuflucht finden.
    Doch das Königliche Heer war endlich in großer Stärke ausgerückt, und die Flüchtigen trafen keine zwei Kilometer vor der Stadt auf die erste Straßensperre. Testaniere bedeutete allen, in den Fahrzeugen zu bleiben, stieg aus und ging mit offenen, leeren Händen auf die Straßensperre zu. Er hätte mit dem traditionellen weißen Taschentuch gewinkt, wenn nicht alles, was er am Leibe trug, schwarz vor Schmutz und Ruß gewesen wäre.
    »Ich kapituliere unter der Voraussetzung, dass unsere Verwundeten medizinisch versorgt werden«, sagte er.
    Einen Augenblick lang schien es ihm, als verstünde der befehlshabende Unteroffizier entweder kein Standardenglisch oder lehnte die Bedingungen ab.
    »Wir sind Kampftruppen der Volksrepublik Haven«, sagte Testaniere. »Wir haben Anspruch auf ehrenvolle Behandlung. Das Königliche Heer hat heute noch keine Verluste zu verzeichnen, aber das könnte sich ändern, wenn Sie unsere Kapitulation zurückweisen.«
    Mehrere Gewehre wurden gehoben, dann aber stieg ein Oberleutnant aus einem der Fahrzeuge und kam auf Testaniere zu. »Selbstverständlich akzeptieren wir die Kapitulation zu Ihren Bedingungen«, sagte er und nahm ein Funkgerät vom Gürtel. Mit starkem chuibanischen Akzent sprach er hinein, doch Testaniere verstand ihn gut genug, um festzustellen, dass der Oberleutnant nach Sanitätern rief.
    Dann trat der Offizier näher an Testaniere heran, sodass nur der Volkskommissar ihn noch hören konnte. »Auch Sie selbst werden wir ehrenvoll behandeln, aber vergessen Sie bitte nicht, dass Sie nach Ihrer Rückkehr in die Heimat damit nicht mehr rechnen können.«
    Was für eine unfassbare Untertreibung , dachte Testaniere. Er war ein toter Mann, und seine Familie und seine Freunde starben vielleicht an seiner Seite; bestenfalls fanden sie sich für den Rest ihres Leben in einem Straf- oder Arbeitslager wieder.
    Der Oberleutnant streckte ihm mit dem Kolben voran seine Handwaffe hin, eine Pistole mit hülsenlosen Vollgeschossen. »Die Ehre, die Sie hier gezeigt haben und die wir nun Ihnen zuerkennen wollen, gestattet eine Lösung. Ich hoffe, Sie sind nicht allzu sehr vom ›revolutionären Bewusstsein‹ erfüllt, um sie zu nutzen.«
    Testaniere beschloss, den Offizier nicht zu zwingen, selbst abzudrücken, was die Beziehungen zwischen den Überlebenden und dem Königlichen Heer sicherlich verschlechtert hätte. Stattdessen nahm er die Waffe, salutierte vor dem Oberleutnant, salutierte vor seinen Leuten, ging fünfzig Meter weit davon und steckte sich den Pistolenlauf in den Mund.
     
    Sie zogen Fernando aus dem brennenden Panzer. Er sah schrecklich aus, aber er lebte und grinste. Er besaß sogar noch die Kraft, um in seine Brusttasche zu fassen und ein kleines, in Isoliermaterial eingewickeltes Päckchen hervorzuziehen.
    »Ich hatte es dicht an meinem Herzen, wie ich gesagt habe – dort sollte es sein, wenn du nicht bei mir bist«, sagte er. »Aber jetzt nimmst du es lieber. Ich möchte nicht, dass die Sanis es anstarren.«
    Da begriff sie. Das Foto war eine recht schmeichelhafte 3D-Aufnahme von ihr, auf der sie trug, was er ihre ›Freizeituniform‹ trug, wie er es nannte. Er hatte wohl Recht, dass das Bild nicht allgemein bekannt werden sollte.
    Als sie aber nach dem Päckchen griff, ließ Fernando die Hand sinken, und das Päckchen verschwand. Plötzlich lag er völlig reglos da. Er war offensichtlich unverletzt, aber furchtbar blass. Zu blass – durchscheinend, sodass sie den Rasen sehen konnte – und woher kam ein Rasen mitten im Industriegebiet?
    Er war fort. Sie hob die Hand und wischte sich die Augen – es war ja niemand da, der sie weinen sah –, und dann sah sie das Gras durch ihre eigene Hand . Sie stand auf und sah auch durch ihre Beine und Füße das Gras.
    Trotzdem konnte sie sich noch bewegen. Anstatt sich weiter die Augen zu wischen, hob sie die Hand und salutierte.
    Ein Marinesoffizier grüßt immer das Achterdeck beim Anbordkommen.
     
    Als Master Chief Bexo zu
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