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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx
Autoren: David Weber
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mit, dass er es in der Gebärmutter herumzudrehen vermochte. »Kopf unten, jetzt geht’s los. Dann wollen wir doch mal sehen, Evelina Zivonik, ob wir Ihren jüngsten Sohn nicht in Rekordzeit auf die Welt holen!«
     
    Die Existenz der Baumkatzen war der Menschheit erst seit fünfzehn terranischen Monaten bekannt. Die elfjährige Stephanie Harrington erwischte eins dieser Wesen dabei, wie es das Treibhaus ihrer Eltern plünderte – etliche Knollen gestohlenen Selleries hatte es sich in einem mit großer Fertigkeit geknüpften Netz auf den Rücken gepackt. Niemand wusste, weshalb die Baumkatzen es derart auf Sellerie abgesehen hatten, doch seit dieser ersten, schicksalhaften Begegnung sprangen die Baumkatzen überall auf Sphinx geradezu aus den Bäumen und gingen ihre neuen Nachbarn um allen Sellerie an, den die menschlichen Küchengärten nur hergaben. Die schiere Zahl der Baumkatzen, die sich plötzlich zeigten, deutete darauf hin, dass sie über ein weitgespanntes, relativ gut entwickeltes Nachrichtensystem verfügen mussten, was umso bemerkenswerter war, als die Baumkatzen es zuwege gebracht hatten, sich immerhin ein halbes Erdjahrhundert vor einer hochtechnisierten Zivilisation versteckt zu halten.
    Dann trat ein elfjähriges Genie mit einer Kamera und einem abgestürzten Drachen auf, und fünfzig Jahre geheimer Beobachtung von den Baumkronen endeten. Die Baumkatzen traten nicht lediglich auf den Plan, sondern überschwärmten ihn regelrecht und suchten sich menschliche Gefährten, – so wie auch Stephanie Harringtons verkrüppelter Baumkater sein Volk verlassen hatte, um bei ihr und ihrer Familie zu leben. Bezogen auf die menschliche Gesamtbevölkerung erschien die Adoptionsrate nicht sehr hoch: Vielleicht einer aus einer Million wurde von den Baumkatzen erwählt. Doch nachdem die Menschen fünfzig T-Jahre lang nichts von der Existenz von Baumkatzen geahnt hatten, wirkte der plötzliche Wandel buchstäblich umwerfend.
    Ganz eindeutig waren die Baumkatzen ebenso unstillbar neugierig auf die Menschen wie die Menschen auf sie – trotzdem wusste die Menschheit noch immer so gut wie gar nichts über ihre neusten Nachbarn. Nicht einmal ihr Intelligenzniveau konnte akkurat bestimmt werden. Über diesen Aspekt machte sich Scott schon seit längerem sehr eigene Gedanken. Dank seines bizarren, ererbten Talents war Scott auf die Emotionen seines Baumkaters, des Vertreters einer vernunftbegabten nichtmenschlichen Spezies ›geeicht‹. Und diese Spezies war weit intelligenter, als man auf Sphinx gemeinhin ahnte – diesem Eindruck jedenfalls konnte er sich immer weniger entziehen. Allerdings wollte er sich eher über glühenden Kohlen rösten lassen als irgendjemandem sein ererbtes Talent zu enthüllen, schon gar nicht den Xenologen, die nach Sphinx gekommen waren, um die Baumkatzen zu studieren. Ferner hegte er den Verdacht, dass auch die elfjährige Stephanie Harrington nicht die ganze Wahrheit über ihren Baumkater erzählte – nicht, wenn Scotts Erfahrungen mit Fisher sich in irgendeiner Weise auf andere Fälle übertragen ließen. Und er glaubte auch den Grund für ihre Verschwiegenheit zu kennen.
    Eine der intensivsten Gefühlsempfindungen, die eine enge Verbindung zu einer Baumkatze mit sich brachte, war die eines überwältigenden Schutzbedürfnisses. Jeder Adoptierte empfand einen beinah sublimen Imperativ: Nichts, was er über Baumkatzen erfuhr, durfte er übereilt der Öffentlichkeit mitteilen. Die Baumkatzen brauchten eindeutig die Hilfe ihrer menschlichen Freunde, um dem Schicksal zu entgehen, das untechnisierte Ureinwohner im Laufe der Menschheitsgeschichte so oft ereilt hatte. Bevor mehr über die Biologie, Soziologie und Kultur der Baumkatzen bekannt wurde, erschienen jedem und jeder Adoptierten Vorsicht und Geheimhaltung als besserer Teil der Weisheit.
    Etwas über diese Themenkreise herauszufinden, war selbst für Adoptierte recht schwierig, selbst für Scott, bei dem sich das ›Zweite Gesicht‹ seiner Ahnen dadurch manifestierte, dass er täglich kurze, blitzartige empathische oder sonst wie geartete Verbindungen zu Fisher erfuhr. Weder Zeitpunkt noch Gelegenheit konnte er vorhersagen. Dass die Baumkatzen über ein gewisses Maß an telepathischer oder empathischer Verständigung verfügten, ergab sich unbestreitbar aus den Berichten jedes ›adoptierten‹ Menschen. Da jedoch keine Instrumente existierten, um Telepathie oder gar ein empathisches Talent zu messen, war die Frustration der Xenologen im
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