Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
verhungert. War sie eine Ausgestoßene, der keine Baumkatzengemeinde helfen wollte? Gab es unter den Baumkatzen überhaupt Ausgestoßene? Wie auch immer, Fisher drängte Scott unmissverständlich, der Fremden zu helfen.
    »Hallo«, wandte er sich ruhig an die Baumkatze über sich. »Kann ich dir helfen?« Bei diesen Worten versuchte er, alle Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft zu projizieren, die er nur aufbringen konnte.
    Die Reaktion des Baumkaters erschreckte ihn: Sie stieß einen gebrochenen und doch melodischen Schrei aus, dann sprang sie zu Boden und rannte direkt auf Scott zu. Mit den vier vorderen Gliedmaßen packte sie sein Bein und klammerte sich daran fest, als hinge ihr Leben davon ab. Fisher huschte von Scotts Schulter, legte die Wange an das Gesicht der Fremden und gab die leisen, gesangsartigen Summlaute von sich, die Scott schon kannte: Damit tröstete Fisher ihn, wenn es ihm schlecht ging. Scott hockte sich nieder und streckte der Fremden eine Hand entgegen. Die blutverkrustete Baumkatze drückte den Kopf gegen seine Hand, und Scott fragte sich, ob sie jemals in der Nähe von Menschen gewesen sei. Er streichelte sie sanft und tastete sie dabei vorsichtig ab, um festzustellen, wie ernst ihre Verletzungen waren.
    Er fand keine Wunde, aus der das Blut stammen konnte, nicht einmal Schwellungen oder entzündete Stellen. Trotzdem klammerte sich die Baumkatze zitternd an ihn und gab leise, gebrochene Geräusche von sich, die Scott ein tiefes Entsetzen einflößten. An der emotionalen Aura, die seinen Baumkater umgab, glaubte er zu erkennen, dass sie Fisher ebenso sehr verstörten wie ihn. Dieser mageren Baumkatze war etwas wahrhaft Schreckliches widerfahren. In Scott regte sich die starke Vorahnung, dieser unbekannte Schrecken bedeute auch für ihn und seinen Gefährten ernsthafte Unannehmlichkeiten. Als er versuchte, die Baumkatze aufzuheben, stieß sie einen verängstigten Schrei aus, und Fisher legte ihr sofort beide Echthände auf die Schulter. Im nächsten Moment ließ sich die schmutzige, blutverkrustete Baumkatze in Scotts Arme sinken und schmiegte sich an ihn. Fisher sprang an seinen Stammplatz auf Scotts Schultern. Noch immer summte er leise.
    Irina stand abseits und zögerte. Unsicher nagte sie an ihrer Unterlippe. Mit einem sanften Nicken hieß Scott sie herbeizukommen. Sie näherte sich langsam, während Scott die fremde Baumkatze beruhigend streichelte. Als Irina neben ihm stand, stieß der Streuner ein seltsames Quäken aus und blickte mit den Augen eines verletzten Kleinkinds zu ihr hoch.
    »Du armes Ding«, flüsterte Irina sanft und streckte vorsichtig eine Hand vor.
    Die bebende Baumkatze ließ sich von ihr berühren, aber als Irina ihr sanft über den Rücken fuhr, krümmte sie ihn leicht zu einem Buckel und presste sich noch enger an Scott. Mit Echthänden und Handpfoten krallte sie sich in sein Hemd.
    »Na, darf ich dich mit rein nehmen?«, fragte Scott sie und trat behutsam einen Schritt auf das Haus der Zivoniks zu. »Du bist ja nur noch Fell und Knochen. Du brauchst Essen und Wasser und Gott weiß was sonst noch.« Ihr Brustkorb fühlte sich unter seinen Händen an wie ein Waschbrett und verriet fortgesetzte Unterernährung; um Mund und Augen sowie an den Händen entdeckte er vertrocknete, rissige Haut, ein deutliches Zeichen für Wasserentzug. Während er und Irina langsam auf das Haus mit den meterdicken Steinwänden zugingen, streichelte Scott die Baumkatze sanft und flüsterte ihr beruhigend zu. Dabei tastete er sie genauer ab und stellte fest, dass sie ein Männchen und trotz des getrockneten Bluts im Fell vollkommen unverletzt war.
    Irina rief: »Alek, das arme Ding ist halb verhungert. Lass doch eine Schale kaltes Wasser holen und Fleischreste von gestern Abend!«
    »Karl, hol den Truthahn aus dem Kühlschrank«, befahl Aleksandr und schob die Kinder ins Haus. »Nein, Larisa, du kannst sie dir später ansehen, wenn die Baumkatze außer Gefahr ist. Nadja, du siehst nach deiner Mutter. Stasya, hol Wasser für die Baumkatze. Gregor, besorg heißes Seifenwasser und bring ein paar saubere Handtücher!«
    »Ja, Papa.« Die Kinder stoben auseinander.
    »Hier lang geht’s zur Küche.« Alek führte Scott ins Haus.
    Der Arzt folgte dem Farmer wegen des unerwarteten Patienten recht behutsam, und Irina begleitete ihn besorgt. Sie gelangten gerade rechtzeitig in die helle Küche, um zu sehen, wie Karl, der Älteste, eine Platte mit einem gewaltigen, halb zerlegten Truthahn aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher