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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Autoren: James Clavell
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rückwärts. Dann drehte er sich um, aber aus Furcht, sie könnten ihn verfolgen, warf er alle paar Sekunden einen Blick zurück. Als er die Brücke erreicht hatte, fing er an, wie gehetzt zu laufen. Weder die britischen Polizisten noch die chinesischen Soldaten hielten ihn an. Sie taten, als bemerkten sie ihn nicht. Jenseits der Schranke blieb er stehen und drehte sich um.
    »Wir werden siegen, ja, wir werden siegen«, rief er keuchend zu ihnen hinüber.
    Dann, immer noch einen faulen Trick fürchtend, duckte er sich und flüchtete nach China. Sie sahen, daß er in der Nähe des Zuges von ein paar Leuten aufgehalten wurde, die aber schon zu weit weg waren, um sie erkennen zu können. Die Spannung auf der Brücke ließ nach. Die Sonne begann zu sinken.
    In dem kleinen Wachtturm über der Polizeistation beobachtete Roger Crosse die Szene mit einem starken Fernglas. Neben ihm stand ein SI-Mann mit einer Telekamera. Crosse runzelte die Stirn. Einer der Männer, die Brian Kwok erwartet hatten, war Tsuyan, der vermißte Millionär.
    Die Sonne war schon fast im Meer versunken. Casey stand auf der Aussichtsterrasse des Peak. Ganz Hongkong lag ausgebreitet vor ihr, Lichter erhellten die Dämmerung, blutfarben ein Teil der Stadt und Kowloon, völlig dunkel mit tiefen Schatten und grellen Leuchtreklamen ein anderer Stadtteil.
    Doch sie sah nichts von der Schönheit des Bildes. Ihr Gesicht war naß von Tränen, die immer noch herabperlten. Selbstvergessen lehnte sie am Geländer. Touristen, Schaulustige und die Leute an der Bushaltestelle waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt und kümmerten sich nicht um sie.
    »Bei allen Göttern, heute habe ich ein Vermögen verdient …«
    »Ich habe in aller Herrgottsfrüh Kaufauftrag gegeben und mein Vermögen verdoppelt …«
    »Allen Göttern sei Dank dafür, daß das Reich der Mitte diese dummen fremden Teufel gerettet hat …«
    »Ich habe Noble House um 20 gekauft …«
    »Hast du schon gehört? Auf der Kotewall Road haben sie weitere zwei Leichen ausgegraben. Damit ist die Zahl der Toten auf 67 gestiegen …«
    »Joss! Ist es nicht wunderbar, wie sich die Prophezeiungen des alten blinden Tung wieder einmal bewahrheitet haben?«
    »Habe ich dir schon von meiner Schwester erzählt? Sie ist das Dritte Stubenmädchen im Großen Hotel. Sie und eine Gruppe von Freunden haben zum Tiefstkurs gekauft, und jetzt ist sie Millionärin …«
    Casey sah und hörte nichts; ihr Kummer überwältigte sie. Menschen kamen und gingen. Die einzigen Europäer waren mit Kameras behängte Touristen. Casey verbarg sich vor ihnen, so gut es ging.
    Ich muß aufhören zu trauern, dachte sie, ich muß aufhören. Ich muß einen neuen Anfang machen, muß stark sein und leben, für mich und Linc. Ich muß über ihn und das Seine wachen. Ich muß Stärke zeigen.
    Aber wie?
    »Ich werde mich nicht gehenlassen«, sagte sie laut. »Nein. Ich muß nachdenken.«
    Ich muß nachdenken über das, was der Tai-Pan gesagt hat. Nicht über deine Heiratspläne, o nein, Linc. Ich muß über Orlanda nachdenken.
    »Wäre das nicht schön, wenn sie Freundinnen sein könnten? Oder ist das zuviel verlangt?« Hat er das wirklich gesagt? Wie soll ich mich zu ihr verhalten?
    Vergiß sie! Sie hat dir Linc weggenommen. Schon. Aber damit hat sie nicht gegen die Spielregeln verstoßen, die Spielregeln, die ich selbst festgelegt habe. Ian hat recht. Sie ist nicht wie Gornt, und es war Linc, er hat sich in sie verknallt. Sie ist nicht wie Quillan Gornt.
    Und wie steht es mit Quillan? Er war nachmittags ins Hotel gekommen und hatte ihr abermals seine Hilfe angeboten. Sie hatte dankend abgelehnt. »Damit muß ich allein fertigwerden. Nein, kommen Sie bitte nicht auf den Flughafen! In einem Monat bin ich wieder zurück – vielleicht. Dann werde ich vernünftiger sein.«
    »Schließen Sie mit Struan’s ab?«
    »Ja. Das ist meine Absicht. Tut mir leid.«
    »Es braucht Ihnen nicht leid zu tun, ich habe Sie gewarnt. Aber das schließt ein Dinner am ersten Abend nach Ihrer Rückkehr nicht aus. Einverstanden?«
    O Quillan, was fange ich nur mit dir an?
    In den kommenden dreißig Tagen gar nichts, die gehören Linc. In jeder Beziehung.
    Ich muß ihn vor den Aasgeiern schützen.
    Vor Mr. Seymour Steigler zum Beispiel. Heute früh war er in ihre Suite gekommen.
    »Morgen, Casey, ich werde mich um den Sarg kümmern und …«
    »Ist schon besorgt.«
    »Tatsächlich? Fein. Hören Sie, ich habe schon gepackt. Jannelli kann meine
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