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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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anderer Menschen, die ihn an Unteroffizier Clemens Lange erinnerten. Das letzte Mal driftete er ab, als er einen Western mit John Wayne sah. Einer der Schauspieler im Film hatte genauso gelacht wie Clemens. Als er gemeinsam mit dem Psychologen den Film ansah, wäre es fast wieder passiert, doch nachdem der Auslöser bekannt war, benötigte er nur noch ein Training, um sich von der Krankheit, die ihn seit über vier Jahren begleitete, langsam zu lösen.
    Er fühlte sich wieder frei und spürte, wie seine Energie zurückkam. Vorgestern war er zum ersten Mal seit Afghanistan auf dem Schießstand gewesen. Die ersten Schüsse gingen schrecklich daneben, aber dann hatte er schnell seine alte Sicherheit erreicht. Es hatte ihm Spaß gemacht und statt der üblichen zwanzig hatte er am Ende hundertzwanzig Schüsse abgegeben.
    Die ersten Strahlen der Morgensonne trafen sein Gesicht. Er schloss die Augen und lehnte sich entspannt zurück. Gut so, alter Junge. Du hast es geschafft, du bist wieder da, aber das Kämpfen ist definitiv vorbei. Das nahm er zumindest an.

Es war schon spät am Tag, als Jakob an der Zimmertür seines Sohnes klopfte. Er hätte es nicht getan, wenn nicht noch Licht durch den Spalt unter der Tür durchgeschimmert hätte. Er öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. Max saß vor dem Computer.
    „Noch wach? Kannst wohl nicht schlafen? Aufgeregt?“, fragte er.
    Max schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich nicht, ich leg mich gleich hin. Habe gerade noch einen Artikel fertig gelesen.“
    „Um was geht’s?“ Jakob setzte sich auf das Bett.
    „Ach, ein Interview mit einem Wissenschaftler, dem Genom-Entzifferer Craig Venter. Es geht um Genmanipulation.“ Max wandte sich wieder zum PC und scrollte im Artikel nach oben. „Hier, der Interviewer fragt ihn: ‚… ist es nicht unethisch, Gott spielen zu wollen?’ Und weißt du, was er antwortet? ‚Wir spielen nicht!’“
    Jakob wusste nicht, worauf Max hinauswollte. Er wusste auch nicht, was er ihn dazu fragen könnte. Die Dinge, mit denen sich sein Sohn beschäftigte, sagten ihm nicht besonders viel.
    Als Ermittler wusste er zwar, dass vor allem die DNA-Analyse in den letzten Jahren im kriminaltechnischen Bereich enorme Fortschritte gemacht hatte. Heute wurde fast für jede Identifizierung ein DNA-Profil, ein genetischer Fingerabdruck erstellt. Aber die wissenschaftlichen Hintergründe waren ihm fremd.
    „Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich studieren werde“, begann Max wieder. „Molekularbiologie mit Schwerpunkt Genetik, da liegt die Zukunft.“
    „Hilf einem alten Mann auf die Sprünge. Mit Biologie kann ich noch was anfangen, ebenso mit Genetik. Aber beides zusammen?“, fragte Jakob und dachte kurz an Max mit fünf Jahren, der ihn, wenn er denn mal nicht im Einsatz war, mit Fragen gelöchert hatte. Und jetzt stellte er seinem Sohn die Fragen …
    „Die Zelle als kleinste Einheit einer Pflanze, eines Tieres? Einzeller wie zum Beispiel Bakterien, das sagt dir was?“ Max war Feuer und Flamme.
    Jakob schmunzelte über den Tonfall, den sein Sohn anschlug. Den hatte er immer, wenn ihn etwas begeisterte und er Ahnung von der Sache hatte. Den Gesichtsausdruck seines Vaters interpretierte Max als Zustimmung.
    „Gut, die Molekularbiologie beschäftigt sich mit den biochemischen Vorgängen in der Zelle, und hier vor allem mit denen rund um das Erbgut, die DNA. Also zum Beispiel: Wie wird die genetische Information abgelesen? Wie entstehen Gendefekte, Genmutationen? Welche Auswirkungen hat das und so weiter. Ein Nebenprodukt ist die Erstellung eines DNA-Profils.“
    Max öffnete eine Schublade, zog eine Mappe heraus und entnahm ihr eine Fotografie. „Hier, das sind die DNA-Profile unserer Klasse, haben wir vor ein paar Wochen gemacht, die Nummer elf bin ich.“ Jakob sah lediglich jeweils sechs blaue Striche, die in achtzehn Kolonnen auf der Fotografie verteilt waren.
    „Das macht man heute schon in der Schule?“
    „Ja, wenn du Bio als Hauptfach hast, ist es fast Standard. Wir haben aber nur sechs Merkmale erfasst. Normalerweise werden zehn bis fünfzehn Abschnitte aus der DNA dafür genommen. Man hat ein mathematisches Modell entwickelt, mit dem das Ganze dann in einen Zahlencode umgewandelt werden kann. Das erleichtert die digitale Weiterverarbeitung und den Profilvergleich. Heute kann man schon freiwillig sein DNA-Profil auf dem biometrischen Pass abspeichern. In ein paar Jahren ist es Pflicht.“
    „Davon habe ich noch nichts gehört, aber
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