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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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dass Sie einer Arbeitsgruppe der EU angehören, die sich mit der Bekämpfung der organisierten Kriminalität beschäftigt.“
    „Ja, ich dachte mir, dass Sie das wissen.“ Der Franzose gab sich nun deutlich distanzierter. Er bewegte sich gerade auf sehr dünnem Eis und wägte die Risiken ab, die er alleine durch seine Anwesenheit und dieses Gespräch einging – es war nicht auszuschließen, dass er abgehört wurde.
    Der Chinese interpretierte das Schweigen des Franzosen als Zustimmung und fuhr fort.
    „Herr Monard, ich möchte Einfluss auf eine Entscheidung nehmen, die Sie in den nächsten Wochen fällen. Aber mehr im Sinne einer Stärkung Ihrer Bemühungen.“
    Der Franzose sagte nichts, nickte aber.
    „Die EU will in Abstimmung mit den USA und der WHO eine Behörde einsetzen, die den organisierten Organhandel innerhalb der EU bekämpft. Wir wollen, dass die Besten dafür den Zuschlag bekommen.“
    „Und wer sind für Sie die Besten?“
    Der Chinese lächelte, als er fortfuhr. „Verzeihen Sie meine Offenheit, Herr Monard, aber die Franzosen, die die Aufgabe unbedingt wollen, sind es sicherlich nicht. Der Grund für mein Interesse ist rein privater Natur. Einem meiner Brüder wurde ein illegales Organ transplantiert, und er ist daran gestorben.“ Das war eine Lüge, aber sie kam bei dem Franzosen gut an.
    „Das tut mir leid. Und es ist ein trauriger Beweis, dass wir aktiver und vor allem organisierter handeln müssen.“
    Der Chinese nickte. „Das sehe ich genauso. Ich befürchte aber, dass bei einem diplomatischen Tauziehen die Falschen zum Zuge kommen.“
    „Raus mit der Sprache, wen sehen Sie als geeignet an?“ Der Franzose hatte sich entspannt. Er sah kein Risiko mehr. Es gab drei Anwärter für die Behörde: die Deutschen, die Briten und die Franzosen. Alle drei waren qualifiziert und scharf auf diese Aufgabe und vor allem auf das damit verbundene Budget.
    Organisierter Organhandel in der EU, daran glaubte auf politischer Führungsebene niemand wirklich. Das war nur das Profilierungsprojekt eines Politikers, Ergebnis eines politischen Gegengeschäftes. Das Projekt würde bald wieder in der Versenkung verschwinden, spätestens nach der Abwahl des betreffenden Politikers. All das konnte der Chinese natürlich nicht wissen. Aber es ging um Geld, und damit konnte man durchaus etwas anfangen.
    „Ich wünsche, dass die Deutschen diese Aufgabe übernehmen“, sagte Ao Chen schließlich.
    „Die Deutschen? Warum gerade die Deutschen, Herr Chen?“
    „Deutsche Qualität hat in China einen sehr, sehr guten Ruf. Ich persönlich schätze die deutsche Gründlichkeit sehr. Ich bin überzeugt, dass die Deutschen das beste Team stellen würden.“
    „Ich kann Ihnen nichts versprechen. Meine Landsleute erwarten natürlich, dass ich die Behörde nach Frankreich hole, und ich sehe derzeit, wie soll ich sagen, keine Vorteile einer anderen Entscheidung.“
    Ao Chen räusperte sich und sprach mit leiser Stimme weiter. „Ich besitze eine Sechs-Zimmer-Eigentumswohnung mitten in der Pariser Innenstadt, die ich nicht mehr nutze. Ich könnte mir vorstellen, Ihnen als Dank die Wohnung zu ihrem damaligen Kaufpreis von 400.000 Euro zu veräußern. Die Wohnung ist heute etwa 2,7 Millionen wert. Wenn ich sie Ihnen mit den Originalunterlagen verkaufe und wir Stillschweigen darüber wahren, leidet weder mein Ruf als Kaufmann darunter noch Ihrer als Politiker.“
    Der Chinese glaubte, die Gier in den Augen des Franzosen aufflackern zu sehen, für einen kurzen Moment.
    Doch Philipp Monard ließ sich nichts anmerken. „Gut, garantieren kann ich Ihnen aber nichts. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass nur die Franzosen oder die Deutschen für die Behörde infrage kommen.“
    „Danke, das reicht mir. Wenn die Entscheidung gemäß meinen Wünschen ausfällt, nimmt anschließend ein Anwalt mit einem Notar Ihrer Wahl Kontakt auf und wickelt den Verkauf ab. Wenn Sie einen Kredit benötigen, kann ich Ihnen dabei behilflich sein.“
    „Nein, das ist nicht notwendig, danke.“ Philipp Monard wandte sich Ao Chen ganz zu und hielt ihm seine Hand entgegen. „Ich muss nun leider gehen und bedanke mich für Ihre Gastfreundschaft.“
    „Es war mir eine Ehre, Sie zu empfangen.“ Der Chinese verbeugte sich tief vor seinem Gast. „Und hätte ich früher gewusst, dass Sie hier Ferien machen, hätte ich Sie selbstverständlich zu einer kleinen Safari eingeladen.“
    Ihm war schon lange bekannt, dass der Franzose seinen Urlaub in dieser
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