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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Bitte«, Nicolai deutete mit dem Kinn in Richtung Schlafzimmer, »auf mich zukommen würde, hätte ich nicht gedacht! Er wollte ja am Anfang ganz eindeutig nicht mit mir ins Bett.«
    Nicolai zog die Knie an und stützte sein Kinn darauf. »Federico liebt dich wirklich sehr.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und doch zögerst du!«
    »Was! Woher...?« Da stand doch tatsächlich die kleine, schwarze Schatulle mit den Ringen neben der Couch auf dem kleinen Glastischchen.
    »Sie lag auf dem Boden neben deinem Mantel. Ist dir wohl gestern im Eifer des Gefechts aus der Tasche gefallen.«
    »Oh.« Alexis nahm das schwarze Kästchen an sich und öffnete es. Die Strahlen der Sonne fingen sich in den Edelsteinen.
    »Ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll«, meinte er. »Während des gesamten Flugs habe ich mir überlegt, wie ich es anfangen soll.«
    »Darf ich?«
    Alexis gab dem Tänzer die Schatulle.
    »Grün und blau?« Nicolai legte die Stirn in Falten, dann blickte er Alexis ins Gesicht und kniff die Augen zusammen. Alexis beugte sich nach vorn, so dass der andere leichter seine Augenfarbe beurteilen konnte.
    »Ah, ich verstehe! Wie schön!« Nicolai verschloss die Schatulle und drückte sie Alexis in die Hand. »Ich würde mit ihm einen Spaziergang machen, wenn es frisch geschneit hat. Zur Ermitage zum Beispiel und durch den Winterkanal. Und wenn dann langsam die Sonne aufgeht kannst du ihn fragen.«
    Doch Alexis wirkte noch skeptisch und so fügte Nicolai hinzu: »Er wird nicht ›Nein‹ sagen. Da bin ich ganz sicher. Aber du kannst natürlich auch noch bis zum Juli bis zu den Weißen Nächten warten.«
    »Glaubst du, ich möchte noch so lange warten?«

    Schließlich beherzigte Alexis den Rat Nicolais und als es das nächste Mal in der Nacht geschneit hatte, weckte er Federico am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, mit einem sanften Kuss auf die Stirn.
    »Oh Alex«, knurrte Federico und das wo er doch sonst immer so leicht aufstand. Heute jedoch drehte er sich nur um und vergrub die Nase in der Bettdecke.
    »Komm steh auf. Wir gehen spazieren.«
    »Was? Warum denn das? Geht es dir gut?« Alarmiert richtete sich Federico nun in ihrem Bett auf und befühlte Alexis' Stirn, der ließ es geduldig über sich ergehen.
    »Nein, ich glaube nicht, dass du Fieber hast. Hast du etwa gestern Abend zu viel getrunken?«
    Alexis nahm Federicos Hand in die seine: »Ich habe weder zu viel getrunken, noch bin ich krank. Tu es einfach und vertrau mir«, bat er eindringlich. »Du wirst es nicht bereuen.«

    »Du hast recht, es ist wirklich schön«, gab Federico zu als sie später durch die frisch verschneiten Parks schlenderten. Die Sonne ging gerade auf und der Schnee auf den Bäumen glitzerte, er verlieh dem Ort etwas Märchenhaftes und Verzaubertes. Alexis hätte es nie gedacht, dass es ihn einmal so glücklich machen würde, wenn er mit einem anderen Menschen einfach nur durch den Schnee stapfte, dabei die geröteten Wangen seines Partners und dessen Lächeln sah, gegen das selbst die Sonne armselig wirkte. Sie waren an einem zugefrorenen See angekommen und interessiert beobachteten sie ein Eichhörnchen, welches am Ufer umhersprang und mit Sicherheit nach seinen Nussvorräten suchte. Hier war es so friedlich und ruhig. Es war der richtige Ort. Alexis stählte sich innerlich und zog seine gefütterten Lederhandschuhe aus.
    »Federico.«
    »Mhm?«, verzückt betrachtete Federico noch immer das kleine Tierchen.
    »Gib mir deine Hand.«
    Federico musterte ihn skeptisch. Doch als er den ernsten Gesichtsausdruck von Alexis sah, fragte er nicht weiter, sondern gehorchte einfach. Alexis ergriff die ausgestreckte rechte Hand seines Partners. Er verschränkte die schlanken Finger des Pianisten mit seinen eigenen.
    Himmel noch mal, er war so nervös, dass seine Finger schon ganz taub waren und er nicht einmal die Kälte des russischen Wintermorgens spürte.
    »Fedri, ich liebe dich«, begann er.
    »Schön«, meinte Federico und nickte erfreut.
    Alexis machte ein belämmertes Gesicht und wollte am liebsten im Boden versinken. »Schön? Was heißt hier einfach nur ›schön‹?«
    »Na, ›schön‹ eben. Ich weiß doch, dass du mich liebst.«
    »Ja.« Alexis atmete geräuschvoll ein. »Oh, mach es mir nicht so schwer.«
    »Was denn?« Federico sah ihn an wie die Unschuld in Person. Kleiner Teufel.
    »Ja, nun.« Alexis kratzte sich verlegen am Kopf.
    »Federico«, begann er dann nochmals, »wir haben so viel miteinander erlebt und durchgestanden. Ich
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