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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein
Autoren: Tanya T. Heinrich
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würde«, gab Federico trocken zurück.
    »Na ja, ich dachte...«
    »Warum gehst du nicht alleine hin? Du kennst die Leute doch.«
    »Nein, alleine ist blöd.« Claude stopfte die Hände in die Taschen seiner Jacke.
    »Warum schaust du auch immer nur zu, du könntest es ruhig selbst einmal probieren.« In der Tat drückte sich Claude immer nur auf den Zuschauerrängen der Halle herum und beobachtete die Sportler bei ihren Übungen und Gefechten.
    »Zu anstrengend.«
    »Du bist ganz schön faul«, lachte Federico.
    »Sein Hintern ist wirklich perfekt und wohl geformt«, murmelte Claude und es war unschwer zu erraten, dass er Alexis meinte, der ein paar Meter vor ihnen zusammen mit Valerie die Straße entlang lief.
    »Gott, was... lass das mit seinem Hintern!«, Federico war nicht so diskret wie Claude und Alexis drehte sich zu ihnen um. Er starrte Federico verdutzt an und grinste dann. Federico indes schüttelte den Kopf und machte abwehrende Handbewegungen, doch die Situation war ihm so peinlich, das er genau spürte wie er rot wurde.
    »Oh Fedri«, Claude kicherte und Alexis hatte Federico noch immer fixiert, bevor er Valerie antwortete, die sich nach seiner nächsten Vorlesung erkundigt hatte.
    Wie es der Zufall wollte belegten die beiden wohl den gleichen Kurs und so verabschiedeten sie sich von Claude und Federico. Doch es war nicht zu übersehen, das Alexis seine Augen von Federico gar nicht mehr abwenden wollte.
    »Was sollte das?«, stieß er Claude an als sie alleine waren, der fand gar nichts dabei und murmelte etwas davon, das Federico eindeutig lockerer werden musste und nicht alles so ernst sehen sollte.
    »Was denkt er jetzt von mir?«
    »Kann dir doch egal sein.«
    Nein, besser er brach keine Diskussion vom Zaun, was nach Claudes Ansicht ›egal‹ war und was nicht. Federico rieb sich über die Stirn, er hatte das Gefühl das hartnäckige Kopfschmerzen im Anflug waren. Vielleicht legte er sich jetzt doch am besten in sein Bett und zog die Decke über den Kopf.
    Alexis dachte, dass er schmutzige Witze über dessen Hintern machte. Oder noch ungeheuerlicher, dass ihn Alexis jetzt auch noch für schwul hielt. Peinlicher konnte es für ihn heute nicht mehr werden.

4

    Federico war nicht im Geringsten zimperlich als er gegen Claudes Zimmertür hämmerte. Doch dies war die einzige Chance seinen Mitbewohner aus dem Bett zu werfen.
    »Steh auf, wir wollen joggen gehen!«
    »Wollen wir nicht!«, hörte er Claude hinter der Tür murren.
    »Okay. Gut, aber dann möchte ich keine Beschwerden hören, falls dich einige heiße Jungs im Club abblitzen lassen, weil du Rettungsringe ansetzt.« Federico glaubte, dass dies Claude zwar noch nie passiert war, aber es war die beste Möglichkeit ihn zu motivieren.
    Man würde es Claude ganz und gar nicht zutrauen, aber es verging kein Wochenende in dem er nicht einen Mann abschleppte. Zum Glück landete Claude mit ihnen selten in seinem Bett im Wohnheim. Zum einen weil Claude wusste, dass es Federico immer mehr als peinlich war, am Morgen danach mit den neuesten Eroberungen konfrontiert zu werden. So großzügig bemessen waren ihre Zimmer nicht als dass sie dem anderen aus dem Weg gehen konnten und spätestens wenn einer auf die Toilette musste lief man einander in die Arme. Zum anderen weil Federico seinen Mitbewohner gerne mit dessen ausschweifenden Lebensstil aufzog. Federico hatte einen ganzen Monat auf der Tatsache herumgeritten, dass Claude nach einer der Fakultätspartys mit zwei Männern ins Bett gegangen war – gleichzeitig. Federico fragt sich insgeheim noch heute, wie die Drei das so rein technisch angestellt hatten, in Anbetracht des schmalen, nicht sehr stabil aussehenden, Bettrahmens in Claudes Zimmer. Doch er würde sich hüten Claude danach zu fragen.
    Im Gegensatz zu Claude war Federico dann fast schon als konservativ zu bezeichnen. Sein letztes Date lag auch schon wieder ein halbes Jahr zurück und trotz der zwei Beziehungen, die aber auch nur ein paar Monate ausgehalten hatten, würde er sich nicht als sehr erfahren bezeichnen in Sachen Partnerschaft oder Bettgeschichten. Aber eines hatte er bereits auf schmerzliche Weise realisieren müssen, es war schwierig für eine Partnerin seinen Lebensstil zu tolerieren. Wenn er nicht gerade in Vorlesungen saß, dann in einem der Übungsräume vor dem Klavier. War er einmal nicht am Konservatorium, dann irgendwo anders auf der Welt um dort zu studieren und zu lernen. Freizeit blieb jemandem, der eine Karriere als
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