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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Geplauder der drei anderen, er fühlte sich einfach viel zu gerädert. Aber kein Wunder, es war nicht nur der Jetlag. Die Tage, die er in den USA verbracht hatte, waren schließlich auch kein Urlaub für ihn gewesen. Nicht nur einen Meisterkurs hatte er belegt, sondern auch ein Konzert an der Juilliard School in New York gegeben. Sein Flug zurück war nur zwei Stunden nach Konzertende gegangen und vielleicht würde Federico morgen online nach den Kritiken in der Times suchen. Ja, das würde er als erstes erledigen, sobald er genug Schlaf bekommen hatte. Dann musste er sich um die ganze Wäsche kümmern und in drei Wochen, so erinnerte er sich dumpf, war ein Konzert in Paris. So viel zu dem Thema, dass er nicht mehr so viele Konzerte geben wollte. Aber immer alles Schritt für Schritt, beruhigte er sich.
    Er hatte gehofft das ausgiebige, späte Frühstück hätte seine Lebensgeister wieder etwas geweckt. Allerdings fühlte er sich jetzt noch träger. Erneut gähnte er.
    »Trinkst du das noch?«, fragte er Claude und deutete auf dessen Glas Prosecco, den es zusammen mit dem Frühstücksmenü gegeben hatte.
    Claude zog eine Schulter nach oben. »Nimm es, wenn du willst.«
    Er stürzte es in einem Zug hinunter und nibbelte an dem letzten Schokoladenmuffin, den er sich bis jetzt aufgehoben hatte. Verstohlen beobachtete er, wie Alexis damit begann das mehrstöckige Sandwich auf seinem Teller mit Messer und Gabel zu bearbeiten. Warum so umständlich? Federico fand es irgendwie amüsant. Warum nahm Alexis das Sandwich nicht einfach in die Hand und biss davon ab? Das ging doch auch schneller. Aber Federico war auch aufgefallen, wie Alexis Valerie den Stuhl zurecht gerückt und ihr die Tür aufgehalten hatte. Wahrscheinlich war Alexis einfach an gute Umgangsformen gewöhnt oder hatte eine außerordentlich gute Kinderstube genossen.
    Valerie betrachtete Federico kopfschüttelnd als dieser erneut gähnte: »Wieso legst du dich nicht einfach schlafen?«
    »Nein, du weißt doch, den Jetlag bekämpft man am besten, indem man sich an den Tagesrhythmus anpasst. Das heißt ich muss nur noch«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Das Ziffernblatt zeigte 6.30 Uhr und verdutzt schüttelt er den Kopf. Er hatte vergessen die Uhr wieder auf Ortszeit zu stellen.
    »Wie viel Uhr ist es jetzt?« Er hatte schon immer Probleme damit gehabt sich die Zeitverschiebungen zu merken. Musste man nun die Uhr vor oder zurück stellen, wenn man nach Osten flog? Und um wie viele Stunden noch mal?
    »Ganz genau ist es 12.33 Uhr.« Alexis saß neben ihm und schob seinen Ärmel zurück, um es ihm zu zeigen.
    Valerie griff quer über den Tisch nach Alexis‘ Handgelenk.
    »Rolex?«, fragte sie.
    »Omega.«
    »Wunderschön.« Es klang durch und durch ironisch und sie kicherte bei den Worten, als ob es ein Witz wäre.
    »Es ist wirklich eine Omega«, verteidigte sich Alexis, dann öffnete er den Verschluss der Uhr und zeigte sie Valerie. »Und seit wann kannst du eine Rolex von einer Omega unterscheiden?«
    »Kann ich gar nicht. Ich musste nur an diesen einen Film denken.«
    Claude lachte und Federico warf ihm einen schrägen Blick zu. Was war denn daran so lustig? Hatte er einen Insiderwitz verpasst?
    »Ach ja, wie war das?« Claude fixierte Alexis mit schmachtendem Blick: »Ich werde einen Blick darauf haben und nicht auf deinen perfekten wohl geformten Hintern.«
    Federico vergaß an dem Rädchen seiner Uhr zu drehen. Was hatte Claude da gerade von sich gegeben?
    »Ach? Ist er dir aufgefallen«, erwiderte Alexis und hob sein Glas und nun lachten alle drei herzhaft los. Federico verstand den Witz nicht. Er fand es nur peinlich, das Claude hier versuchte Alexis anzubaggern. Wie sonst war es denn zu verstehen, wenn ein Schwuler Komplimente über den Hintern eines anderen Mannes machte?
    »Du hast Casino Royale nicht gesehen, was?«, erbarmte sich Alexis endlich Federico aufzuklären. »Die Szene im Zug bevor James Bond und Vesper Lynd in Montenegro ankommen.«
    »James Bond?« Federico konzentrierte sich wieder auf seine Uhr. Keine Omega, keine Rolex eine markenlose Billiguhr, die er einmal in einem Duty Free Shop gekauft hatte.
    »Nein, das ist nicht so ganz meine Richtung«, murmelte er.
    Gerne wäre er noch länger im Bistro geblieben, aber Claude, Alexis und Valerie mussten zurück zu ihren Vorlesungen.
    »Gehst du heute ins Training?«, wollte Claude wissen als sie nach draußen traten.
    »Sehe ich so aus als ob ich heute Abend noch Sport treiben
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