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Holy Shit

Holy Shit

Titel: Holy Shit
Autoren: Rolf-Bernhard Essig
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Anathema [Exkommunikation] verfallen! Wer an dem Lied/Gedicht herummäkelt, sei verflucht. Amen.«
    Rom , ca. 13. Jahrhundert: »Dieses Buch ist vollendet / möge sein Schreiber frei von Mäkeleien sein. / Möge Christus nicht sehen, / wer dieses Buch entzieht. / Derjenige, der [es] stiehlt, / möge mit Bannflüchen getötet werden. / Wer sich blenden lässt, mich zu stehlen, möge seine Augen verlieren.«
    England , Frühe Neuzeit: »Who folds a leafe downe / ye divel toaste browne, / Who makes marke or blotte / ye divel roaste hot, / Who stealeth thisse boke / ye divel shall cooke.« (»Wer ein Blatt umbiegt, / den toastet der Teufel braun. / Wer es markiert oder befleckt, / den röstet der Teufel heiß. / Wer dieses Buch stiehlt, / den soll der Teufel sieden.«)
    Deutschland , 15. Jahrhundert, in lateinisch-deutscher Mischung:
    Hic liber est mein
Dies Buch ist mein
Ideo nomen scripsi drein.
Deshalb den Namen schrieb ich drein.
Si vis hunc librum stehlen,
Wenn du willst dieses Buch stehlen,
Pendebis an der kehlen.
Wirst du hängen an der Kehlen.
Tunc veniunt die raben
Dann kommen die Raben
Et volunt tibi oculos ausgraben.
Und wollen dir die Augen ausgraben.
Tunc clamabis ach ach ach
Dann wirst du schreien ach ach ach
Ubique tibi recte geschach.
Das alles dir recht geschach.
    Barcelona , wohl spätes Mittelalter: »Lass demjenigen, der es stiehlt oder ausborgt und nicht seinem Besitzer zurückgibt, dieses Buch zu einer Schlange in seiner Hand werden und ihn zerfleischen. Lass ihn mit Lähmung geschlagen sein und alle seine Glieder verdorren. Lass ihn verschmachten im Schmerz, laut schreiend nach Gnade, und lass seine Leiden nicht nachlassen, bis er jammert im Verfall. Lass Bücherwürmer seine Eingeweide zernagen im Zeichen des Lindwurms, der nicht stirbt, und wenn er schließlich seiner letzten Strafe entgegengeht, lass die Flammen der Hölle ihn verzehren für immer.«

Hex, hex! Ein verflixt gefährlicher Berufsstand
    Als der Junge der unheimlichen Frau ihren Einkauf heimgetragen hat, gibt sie ihm zu essen. Doch es ist ein verzaubertes Essen, das seinen Körper schrumpfen, seine Nase hässlich wachsen lässt, so dass er nun Zwerg Nase ist. Wie der Junge dem Fluch endlich entkommen kann, erzählt Wilhelm Hauff in dem gleichnamigen Märchen. In Hunderten anderen kommt die zaubermächtige Hexe als Verkörperung des Bösen vor, das bekämpft und am Ende fast immer grausam bestraft werden muss. Dagegen nutzen Frau Holle, die Regenjule, die in slawischen Märchen berühmte Baba Jaga und selbst noch Bibi Blocksberg ihre Kräfte sehr unterschiedlich, helfen den Guten, bestrafen die Bösen. Die Macht zu verfluchen und zuverwandeln, zu bannen und von einem Fluch zu lösen, die haben sie alle. Seltener gibt es männliche Pendants, die nicht unbedingt »Hexer« genannt werden, sondern eher »Zauberer«. Rumpelstilzchen gehört dieser mysteriösen Gesellschaft an, Gandalf und Harry Potter samt dem vielköpfigen magischen Personal der sieben Bände. Angeheizt durch die Filme, hört man auf Schulhöfen in aller Welt inzwischen regelmäßig »unverzeihliche Flüche«. Eine Berliner Lehrerin erzählte mir von Grundschulkindern, die sich »Imperio!« – »Crucio!« – »Avada Kedavra!« an den Kopf warfen. Sie hatte zum Glück selbst »Harry Potter« gelesen und konnte die Kontrahenten mit passenden Gegenflüchen bändigen. Mit Joanne K. Rowlings Zauberwelt hat man sich freilich schon vom Märchen entfernt, ohne es ganz hinter sich zu lassen.
    Die Vorstellung von Menschen, vor allem Frauen, die magische Fähigkeiten besitzen, ist sehr viel älter als unsere Märchen. Ihr schlechter Ruf ebenfalls. Schon im Alten Testament besucht der verzweifelte König Saul trotz göttlichen Verbots, sich mit solchen abzugeben, eine Meisterin im Umgang mit den Geistern, eine Hexe, die ihm den Geist des toten Propheten Samuel heraufbeschwören soll. Mit welchem Wort man diese Fachkraft für Nekromantik im Deutschen bezeichnen soll, ist umstritten. Ohne Zweifel wurde die Totenbeschwörerin bei uns spätestens seit dem 16. Jahrhundert als »Hexe« bezeichnet. Man reihte sie ein in die Riege zauberkundiger Wesen, die schon in der Antike verehrt und gefürchtet wurden, vor allem wegen ihrer Macht, Menschen zu verfluchen und wahrzusagen. Damit standen sie den Göttern und Dämonen nahe. Die zauberische Circe aus der »Odyssee« sah man als eine Vorläuferin an, da sie das nicht ganz so große Kunststück beherrschte, Männer in Schweine zu verwandeln.
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