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Holunderblut

Holunderblut

Titel: Holunderblut
Autoren: Barbara Brinkmann
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mi.«
Freut mich
ist also alles, was der Katharina jetzt eingefallen ist.
    »Magst an Kaffee?«, hat der Jakob lächelnd gefragt, und da hat sie natürlich gleich Ja gesagt.
    Auf der einen Werkbank ist eine Kaffeemaschine rumgestanden, eine Filtermaschine, wo die braune Brühe immer recht greislig schmeckt, auch wenn sie ganz frisch durchgelaufen ist. Immerhin war der Kaffee durch die Warmhalteplatte so weit eingedickt, dass er wenigstens so ausgesehen hat wie ein Espresso. Trinken hat man ihn eigentlich nicht mehr können, aber manchmal zählt die Geste mehr als der gute Geschmack.
    Dann ist der Jakob mit der Katharina auf den Hofhinausgegangen, froh, einen Grund zu haben, von seinem besserwisserischen Alten wegzukommen.
    »Is des dein Golf da?«, hat der Jakob gefragt und zu ihrem Auto hin so eine lässige Kopfbewegung gemacht.
    »Ja.«
    »Schee! Is ja no super beianand!«
    Die Katharina war gleich ganz stolz auf den alten Golf und darauf, dass er dem Jakob gefallen hat.
    »Aber wiaso kimmt a junge Polizistin in Uniform in ihrem Privatwagen?«
    Jetzt ist die Katharina ein bisschen rot geworden, wegen dem Kompliment betreffs ihrem Alter, aber der Jakob hat sich nichts anmerken lassen, außerdem hat er sich den Golf gerade näher angeschaut, da hat er es wahrscheinlich gar nicht gesehen.
    »Weil der Einsatzwagen bei eich steht«, ist es ihr eingefallen.
    »Ja, stimmt ja.« Der Jakob hat gelacht und sich wieder dem Golf zugewandt. Das Zinnoberrot war noch eins a, weil der Katharina ihr Vater den Golf immer in der Garage stehen gehabt hat, gefahren ist der meistens mit einem Einsatzwagen der Polizei.
    »Wann warad der denn fertig?«, hat die Katharina es mit vorsichtigem Druck probiert.
    »Mach i dir glei nach dem Ford.«
    »Was so vui hoaßt wia   …?«
    »Heit auf’d Nacht is er fertig. Aber du, Katharina, Privatwagen hin oder her   … Warum liegt’n da a Pistoin aufm Sitz?«
    Jetzt ist die Katharina doch noch richtig rot geworden. Ist ja schon peinlich, wenn einem ein Zivilist so eine grobe Fahrlässigkeit vor Augen hält. Sie ist auch gleich hin zumAuto, Tür auf, P7 raus und in die hintere rechte Hosentasche rein.
    »A bleede Angewohnheit, sonst nix.«
    »Dann daad i aber absperrn«, hat der Jakob ganz nüchtern bemerkt und genauso nüchtern hinzugesetzt: »Da kimmt der Chef.«
    Da hat die Katharina auch schon gehört, wie ein Transporter die Auffahrt hochkommt, und bei dem schweren Motorengeräusch gleich gewusst, dass ihr Golf da blöd parkt und ein großes Auto da nicht vorbeikommt. Und so war’s dann auch. Der Transporter hat eine Vollbremsung gemacht, weil so ein schwerer Motor ja recht zieht, wenn die Steigung erst einmal vorbei ist. Wenn man schwungvoll auf seinen Hof brettern will mit ordentlich PS, und da steht dann ein Hindernis, das da vorher noch nicht gestanden ist, das dabremst man dann gar nicht mehr gscheid.
    Daran hat es auch gelegen, dass der Tandler mit seinem Transporter den Golf von der Katharina gestreift hat bei seinem Versuch, im letzten Moment doch noch eine Vollbremsung hinzulegen. Ein Knirschen und die schöne alte Kunststoffstoßstange vom Golf ist schief gehangen, aber sonst war nichts.
    Wie der Tandler aus dem Transporter gestiegen ist, hat die Katharina ein Fluchen erwartet, aber nichts dergleichen. Ein kurzer Blick auf den Golf hinten, auf den Jakob und dann auf die Polizistin in Uniform.
    »Ah, die Polizei.« Der Tandler hat gegrinst, der Katharina ihre Hand geschüttelt und gesagt: »Wenn i ned davo ausgeh kannt, dass des Eana Ihr Wagen is, daad i sagn: aufschreiben und abschleppen, bitte.«
    Bei so viel Frechheit hat sich die Katharina sofort wieder erholt und gleich eine Retourkutsche hervorgezaubert,weil wenn du auf dem Land aufwächst und ein bisschen einen Dialekt verstehst, bringen sie dir das schon in der Volksschule bei, wie man mit den Leuten redet.
    »Wenn
i
ned davo ausgeh kannt, dass Sie mir den Schaden unbürokratisch reparieren   –«, hat die Katharina angesetzt, aber der Tandler hat sie gleich unterbrochen mit einem versöhnlichen »Freilich, machma. Des is bloß die Aufhängung, des hamma glei. Jakob, geh, fahr den Golf amoi nei und biag des wieder z’recht«, und ohne Atempause und mit Blick auf die Katharina: »Was verschafft mir die Ehre?«
    Jetzt hat die Katharina nicht recht gewusst, wie sie anfangen soll. Weil vor Zeugen spricht eine Polizistin eher ungern, der Jakob ist ja noch dabeigestanden. Da ist es unkomplizierter, die Situation erst einmal
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