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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood
Autoren: Harold Robbins
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sagte Joe friedlich. »Was soll ich denn machen?«
    »Du kannst die Akten zum Wagen hinausbringen. Sie sollen in den Kofferraum«, sagte Marta.
    »Okay« sagte er. Er sah seinen Vater in sich zusammengesunken auf dem Schreibtischstuhl sitzen. »Hallo, Daddy«, sagte er. »Wie geht's?«
    »Ein bißchen müde bin ich«, sagte Phil. »Sonst geht es mir gut.«
    »Wann bringt dir denn der Italiener das Geld?« fragte Joe.
    »Al ist nicht mehr im Geschäft«, sagte sein Vater. »Die Mafia hat andere Pläne. Sie wollen hier eine Autowerkstatt hinstellen.«
    »Ich dachte, Onkel Al wollte das ganze Geschäft übernehmen?«
    »Das wollte er auch. Aber die anderen hatten bessere Beziehungen. Jetzt wird er seine Hühner einpacken und sich am Geschäft seines Schwagers beteiligen. Der hat einen Stand auf dem Markt an der Atlantic Avenue, und Al steigt in den Großhandel ein. Dabei verdient er sicher nicht schlecht.«
    Joe schwieg und begann, die Akten ins Auto zu bringen. Er brauchte nur eine halbe Stunde, bis alles verstaut war. »Was wird aus den Möbeln und dem Werkzeug?« fragte er seinen Vater.
    »Das ist alles alter Kram«, sagte Phil müde. »Sollen sie's wegschmeißen.« Er nahm seine goldene Uhr aus der Tasche. »Sie müßten eigentlich jeden Augenblick kommen. Der Übergabetermin ist um vier.«
    »Hast du die Verträge?« fragte Joe.
    »Es ist alles zur Unterschrift fertig«, sagte Phil. »Es geht Zug um Zug. Ich unterschreibe, und die geben mir das Geld. In bar, keine Schecks.«
    »Das beruhigt mich«, grinste Joe.
    Die Käufer kamen pünktlich um vier. Es waren drei Männer. Zwei von ihnen sahen ziemlich brutal aus, der dritte wurde als Rechtsanwalt vorgestellt. Sie unterschrieben die Verträge und gaben Phil einen Umschlag mit Bargeld. Der alte Mann zählte, dann warf er ihnen einen empörten Blick zu. »Das sind ja nur viertausendfünfhundert. Wir hatten fünftausend verabredet.«
    »Fünfhundert sind für unseren Notar«, sagte einer der Gangster.
    »Davon war bisher nie die Rede«, protestierte Phil. Er begann wütend zu werden.
    »Das ist allgemein üblich«, sagte der Mann. »Der Verkäufer zahlt alle Unkosten.«
    Joe versuchte, die Wogen zu glätten. »Das stimmt, Papa«, sagte er. »Reg dich nicht auf. Du hast dein Geld, du hast unterschrieben. Laß es so, wie es ist.«
    Phil zögerte einen Moment. »Okay«, sagte er schließlich und ging ohne ein weiteres Wort aus der Tür.
    Joe lief ihm nach. »Hast du etwas dagegen, wenn ich fahre?« fragte er.
    »Nein«, sagte Phil und setzte sich bereitwillig auf den Beifahrersitz.
    Joe hielt seiner Mutter die hintere Tür auf. Sie setzte sich in den Fond, und ehe er die Tür schloß, hob sie noch einmal den Kopf und sagte: »Laß uns an der East New York Savings Bank auf der Pitkin Avenue noch einmal anhalten, ehe wir heimfahren. Ich möchte das Geld gleich einzahlen.«
    »Okay«, sagte Joe, setzte sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor an.
    Als seine Mutter aus der Bank zurückkam, fragte Joe: »Was habt ihr eigentlich für Pläne in Florida?«
    »Keine besonderen. Wir haben das Haus für fünfunddreißigtausend Dollar verkauft. Aber du kennst ja deinen Vater. Er denkt immer noch, wenn wir ein bißchen gewartet hätten, hätten wir vierzigtausend gekriegt.«
    Joe drehte sich zu seinem Vater um. »Fünfunddreißigtausend sind doch sehr gut.«
    »Wenn wir unsere Möbel mitnehmen wollen, würde allein schon der Umzug fünftausend kosten«, knurrte sein Vater.
    »Wollt ihr denn in ein Haus mit acht Zimmern ziehen?« fragte Joe.
    Vom Rücksitz meldete sich Marta. »Nein«, sagte sie. »Stevie hat eine sehr schöne Vierzimmerwohnung für uns gemietet. Ganz in der Nähe vom Strand. Meine Freundin Sarah Rabinowitz, die vor einem halben Jahr nach Miami gezogen ist, hat gesagt, alles wäre da unten spottbillig. Man könne genug Möbel für fünfzehnhundert Dollar kaufen, um ein ganzes Haus einzurichten.«
    »Sämtliche Möbel nach Florida bringen zu lassen wäre bestimmt nicht sehr sinnvoll«, bestätigte Joe. »Es genügt völlig, die Wäsche und das Geschirr mitzunehmen. Die Möbel könnt ihr wahrscheinlich noch günstig verkaufen. Ihr kriegt bestimmt zweitausend Dollar dafür.«
    Als sie an der Pitkin Avenue vorbeikamen, mußte Joe vor einer roten Ampel anhalten. Im Rückspiegel sah er, daß die neuen Eigentümer bereits dabei waren, das Schild vom Geflügelmarkt seines Vaters herunterzunehmen. Sein Vater schien es ebenfalls gesehen zu haben; denn er mußte sich eine
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