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Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip

Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip

Titel: Hollywood Gossip - Halliday, G: Hollywood Gossip
Autoren: Gemma Halliday
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Damals, als Walt Disney diese Tour erstmals eröffnet hatte, war sie darauf ausgelegt gewesen, sechs Männer mit durchschnittlichen Körpermaßen aufzunehmen. Nun ja, die durchschnittlichen Körpermaße eines Amerikaners haben sich seitdem verdoppelt, und das Gewicht der beleibteren Fahrgäste bewirkte, dass die Boote häufig auf Grund liefen und in den engen Kanälen stecken blieben. Jedes Mal, wenn das passierte, musste die Tour unterbrochen werden, und die umfangreicheren Personen mussten hinausgeführt werden. Daraufhin war die Tour geschlossen worden, um sie mit tieferen Kanälen und neuen Booten auszustatten, die Fahrgäste jeder Größe fassen konnten.
    Damals hatte mich die Ironie des Ganzen endlos amüsiert. Anscheinend ist es letztendlich gar keine so »Kleine Welt«.
    Wir quetschten uns allesamt in ein Boot – Millie und Tante Sue setzten sich wieder nach vorn – und fuhren in den Tunnel mit den singenden Puppen ein. Fetzen der ansteckenden Melodie drangen schon an meine Ohren, bevor wir ihn überhaupt erreicht hatten.
    Wie auf der Piratentour erfüllte der Geruch des ständig zirkulierenden Wassers die kühlen Höhlen. In den Winkeln der Gewölbe herrschte Dunkelheit, doch auf den Hauptbühnen leuchteten Dutzende bunter Lichter. Es gab so viele Dinge, die gleichzeitig passierten – Puppen und Tiere und Tanzeinlagen, irgendwelche Geschöpfe, die aus irgendwelchen Ecken auftauchten –, man hätte die Tour ein Dutzend Mal fahren müssen, um das alles zu sehen.
    Wir befanden uns gerade drei Minuten auf unserer Reise durch die Kinderwelt, als der sich wiederholende Song mich aufzuregen begann und ich wieder nervös wurde. Ich beugte mich vor und stupste Tante Sue mit dem Finger in den Rücken.
    »Hey! Wir sollten es hinter uns bringen.«
    Tante Sue warf einen theatralischen Blick über beide Schultern und zwinkerte mir zu. »Operation Hattie beginnt.«
    Herr im Himmel!
    Ich biss mir auf die Lippen und suchte die Puppenreihen nach einem versteckten Überwachungsturm ab, während ich hörte, wie Tante Sue ihre Andenkenflasche aufschraubte.
    »Sollten wir nicht als Erstes ein paar Worte sprechen?«, fragte Millie.
    Ich funkelte sie an. »Ist das dein Ernst?«
    »Sie verdient es, würdevoll zur letzten Ruhe gebettet zu werden.«
    »Wir sind auf einer Disney-Erlebnistour, werden von der nervtötendsten Melodie beschallt, die die Menschheit je gehört hat, und schleppen die Asche einer Frau in einer Buzz-Lightyear-Limoflasche mit uns herum. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir so etwas wie Würde spätestens seit dem vorletzten behämmerten Grablegungsvorschlag hinter uns gelassen haben!«
    Wieder hätte ich schwören können, dass Cal neben mir kicherte, doch er gab schnell vor zu hüsteln, als ich mit einem »Leg dich bloß nicht mit mir an, Freundchen!«-Blick zu ihm herumfuhr.
    »Schon gut, schon gut, lasst es uns einfach tun«, sagte Tante Sue. »Wir sind schon fast in Afrika.«
    Tante Sue lehnte sich über den Rand des Bootes und schüttete den Flascheninhalt langsam in das Wasser. Körnige weiße Asche vermischte sich mit dem chlorhaltigen Wasser und verschwand unter dem Boot.
    »Der Herr ist mein Hirte«, begann Tante Millie in feierlichem Ton zu rezitieren. »Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grünen Auen.«
    Ich senkte den Kopf, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. Cal neben mir folgte meinem Beispiel. Allerdings war das Kichern wieder zu hören, als Millie deklamierte: »Er führt mich zu stillen Wassern.«
    In unserem Fall wohl eher fließende Gewässer und Touristenboote. Aber ich hielt den Mund, senkte den Kopf und tat mein Bestes, ehrfürchtige Gedanken zu denken, während Tante Millies verhallende Worte sich mit der Melodie von »Letztendlich ist es eine kleine Welt!« vermischten.
    Schließlich endete sie mit: »Ich werde bleiben im Haus des Herrn immerdar. Amen.«
    »Amen«, wiederholten wir alle. Dann hob ich den Kopf.
    In eben diesem Moment kam die gesamte Tour quietschend zum Stillstand.
    Oh. Mist!
    Wir saßen in der Falle.
    Ich riss aufgeregt den Kopf herum, und mein Blick schweifte von Tante Sues leerer Buzz-Lightyear-Flasche zu den singenden Puppen. Ich blinzelte in die Dunkelheit und versuchte zu erkennen, ob eine von ihnen rot glühende Augen hatte, so wie das Sicherheitsskelett.
    Tante Sue schob die Flasche in ihre Strandtasche zurück und ließ den Verschluss zuschnappen. Millie setzte sich aufrecht hin und verkrampfte die Hände im Schoß. Neben mir
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